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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 24.1903

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I. Theil: Abhandlungen
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Stiassny, Robert: Altsalzburger Tafelbilder
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https://doi.org/10.11588/diglit.5914#0077
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Altsalzburger Tafelbilder.

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liehe Fleischton mit den trocken aufgesetzten Lichtern, die Farbenwahl des Kostümes hätten auf die
Spur des Künstlers geführt, auch wenn dieser sein Monogramm nicht an auffälliger Stelle, zu Häupten
des Porträtierten, angebracht hätte,
in genau denselben, nur etwas stei-
leren römischen Buchstaben wie
auf der Geißelung der kaiserlichen
Galerie (Taf. XIV b). Dort be-
gegnet in dem Eigentümer des
oben beschriebenen Ohres, dem
Schergen links von Christus —
der eine Stachelgeißel, einen so-
genannten Skorpion (Lucas XI, 12)
schwingt — eine ganz verwandte
Individualität. Die schwarz über-
strichene Rückseite des Brettes ent-
hält eine alte, aber doch schon spä-
tere Inschrift (siehe Faksimile 5).

Leider ist ihr nicht zu ent-
nehmen, ob der trotz der Grafen-
krone recht bürgerliche Name :
Jobst Seifrid, den Dargestellten
bezeichnet. Die Jahreszahl, die
wohl auf 1445 zu ergänzen ist,
hat keinen Bezug zu dem Bilde,
das nach der Ähnlichkeit mit den
Passionsbildern vielmehr zuver-
lässig um 1490 datiert werden
kann.

Nicht viel später, aber doch
schon um die Wende des Jahrhun-
derts dürften vier kleinere Gemälde
der kaiserlichen Sammlung
anzusetzen sein, die schon seit län-
gerem der R. F.-Gruppe zugezählt
werden. Das Triptychon mit
dem Tode Marias als Mittelstück
kam auf die Autorität Waagens

hin 1 sogar als Original unseres Unbekannten in Engerths Katalog (Nr. 1504). Der «Führer» läßt es
mit Recht nur der Werkstatt (Nr. 1401 —1403), reiht ihm aber nach dem Vorgang Scheiblers2, wenn
auch noch unter der vorsichtigen Bezeichnung: «Deutsche Schule des XV. Jahrhunderts», das Breiten-
bildchen Christus am Kreuze als Nr. 1404 an, für das Waagen (Kunstdenkmäler I, 156) den selt-
samen Namen Fr. Herlen aufgebracht hatte, den Engerth beibehielt (Nr. 1571). Allen vier Tafeln wird
nun durch unsere alten Inventare die Zuständigkeit nach Salzburg bestätigt. Uber das Klappaltärchen
mit dem Tode Marias bringt das zweite Verzeichnis Nesselthalers von 1806 folgende Notiz: «Im
Berchtesgadner Hof, in der ehemaligen Kapelle ist ein sehr altes Gemälde, welches verdient, besser
aufgehoben zu werden, indem es ohnehin schon beschädigt ist, auf Holz gemalt in drei Teilen, welche

Fig. i3. Meister R. F., Männliches Brustbild.
Wien, Sammlung Figdor.

1 Kunstdenkmäler in Wien I, Wien 1866, S. 179.

2 Repertorium 1887, S. 302.
 
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