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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 24.1903

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I. Theil: Abhandlungen
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Stiassny, Robert: Altsalzburger Tafelbilder
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https://doi.org/10.11588/diglit.5914#0078
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Robert Stiassny.

zusammengelegt werden können. Die Vorstellung ist die sterbende Mutter Gottes, es ist wegen der
Geschichte und wegen der Kunst sehr merkwürdig. Höhe i-i6" Breite 4".» 1 Vierthalers Liste fuhrt
das Wiener Dreibild unter Nr. 3g auf: «Ein kleines Altarstuck mit zwei Flügeln, aus der alten
deutschen Schule: Der Tod Mariae (es stand im Berchtesgadner Hof).»2 Der noch existierende Berchtes-
gadner Hof in der Krotachgasse zu Salzburg, das alte Absteigquartier der Fürstpröpste von Berchtesgaden,
kam mit dem Propsteiland im Jahre i8o3 an die Landschaft, so daß 1806 über unser Altärchen wie
über den übrigen landesherrlichen Bilderbesitz verfügt werden konnte (Zillner, a. a. O. I, 244). Mit
ihm ist dann auch der «Christus am Kreuze» 1807 nach Wien gesendet worden. 3

Fig. 14. Schule des Meisters R. F., Tod der Maria.
Wien, kaiserl. Gemäldegalerie.

Das Triptychon mit dem Tode Marias (Fig. 14) stimmt in der leeren Nettigkeit der Form-
gebung und dem heiteren, kühlen, nicht gerade geistvollen Kolorit ganz mit den R. F.-Bildern überein.
Die Sterbeszene schildert den Ritus der Versehung nach der Übung der Zeit; mehrere Apostelfiguren
weisen auf Großgmainer Typen zurück. Die Flügel — auf dem linken hat ein verständnisloser Restau-
rator den heil. Petrus in einen Jacobus major umgewandelt4 — sind beträchtlich schwächer. Ganz
schlecht sind die Bilder auf den Rückseiten: eine Verkündigung und zwei Heilige, denen die nicht be-
stimmbaren Wappen der jedenfalls bürgerlichen Stifter — zwei gekreuzte Schlüssel auf rotem, ein
schwarzes Posthorn auf goldenem (gelbem) Schilde — beigegeben sind.

Die Quertafel mit dem Christus am Kreuze (Fig. 15) gehört zwar gleichfalls in den Kreis des
Meisters R. F., entfernt sich aber durch schwerere Färbung und wulstige Formen schon einiger-
maßen von seiner Art. Bemerkenswert ist die Rückkehr zum älteren frühgotischen Typus der Kom-
position mit der Zweiteilung der Zuschauergruppe. Die Manier dieses untergeordneten Nachfolgers
unseres Malers weisen vier Bilder auf, die sich gegenwärtig in den Privaträumen des Abtes von

1 Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde 1862, 249.

2 Ebenda 1872, 36o.

3 Nr. 146 bei Nesselthaler, Mitteilungen 1862, S. 239 Nr. 40, bei Vierthaler: Mitteilungen 1872, S. 36o.

4 Kunstchronik 1898, Sp. 299.
 
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