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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 24.1903

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I. Theil: Abhandlungen
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Stiassny, Robert: Altsalzburger Tafelbilder
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https://doi.org/10.11588/diglit.5914#0079
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Altsalzburger Tafelbilder.

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St. Peter in Salzburg befinden. Sie stellen die Kirchenväter dar, in halber Figur, unter maßwerkver-
zierten Rundbögen, auf damasziertem Goldgrund (53X^7 cm., Tannenholz). Eine unterscheidende
Charakteristik des Geistigen ist nicht versucht; die vier Lehrer sind nur an ihren Attributen kennt-
lich, von denen Ambrosius die seltene Geißel führt, weil er in einer Schlacht zwischen den Scali-
gern und den Visconti als Geist, mit der Geißel in der Hand, erschienen und unter sie gestürmt sein

Fig. 15. Schule des Meisters R. F., Christus am Kreuze.
Wien, kais. Gemäldegalerie.

soll (Fig. 16 und 17). Mit dem Wiener Bilde haben die Figuren die aufgedunsenen, faltigen Backen,
die dicken Finger, die rostbraune Fleischfarbe gemein.

Gemälde dieser Kategorie mögen ferner drei heute unauffindbare Bildchen im Privatbesitz zu
Freising gewesen sein, die Sighart (a. a. O., S. 77) mit den Großgmainer Tafeln in Verbindung brachte:
eine Anbetung des Kindes, Jesus im Tempel und der Auferstandene vor Maria. Es waren die in einem
Rahmen vereinigten Teilstücke eines 1490 datierten Marienaltärchens aus der Neukirche bei Reichen-
hall. Die Anbetung wiederholte eine anmutige Episode des Wiener Fragmentes der Geburt Christi,
die auch ein Lieblingsmotiv altdeutscher Weihnachtslieder und Krippenspiele bildet: Josef kocht am
lodernden Feuer das Müschen für das Neugeborene. — Von anderen Malereien in und aus dem Salz-
burgischen, in denen der Stil der Großgmainer- mit dem der R. F.-Bilder sich berührt, ist mir nur
eine Darbringung, früher bei Hofantiquar Polack in Salzburg, bekannt geworden, die mit ihrer sorg-
samen Darstellung eines Kirchenschiffes schon nach 1500 entstanden sein wird.

Derartige Erzeugnisse der Werkstatt oder Gefolgschaft eines anonymen Malers pflegt die Forschung
als rudis indigestaque moles bei Seite zu schieben. Unbeschadet ihrer mangelhaften Galeriefähigkeit
sind sie aber von Interesse für denjenigen, der die deutsche Kunst nicht bloß in ihren Meister-

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