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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 24.1903

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I. Theil: Abhandlungen
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Stiassny, Robert: Altsalzburger Tafelbilder
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https://doi.org/10.11588/diglit.5914#0091
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Altsalzburger Tafelbilder.

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der Bewerbung um den Salzburger Altar mit Michael Pacher sich zu messen wagte, überschätzte
Rueland Frueauf seine Kraft. Die Salzburger Stadtväter waren wohlberaten, als sie dem Tiroler den
Vorzug gaben. Denn das liebenswürdige Talent des Großgmainers erscheint doch klein und bescheiden
vor dem Künstlertume Pachers, der hier hinter ihm auftaucht wie ein firnbedeckter Hochgipfel über
einem freundlichen Vorberge.

ANHANG.

I. Die Anbetung der Könige in der kaiser-
lichen Galerie (Nr. i3gs) hat als Werk der Brixe-
ner Schule zuerst Walchegger im «Kunstfreund» von
K. Atz, 1894 (S. 1, Anm. 1) richtig bestimmt. Neuestens
ist das Bild mit den Darstellungen seiner Rückseite,
der grünenden Rute Aarons und der Vermählung
Marias, von H. Semper veröffentlicht worden in einem
dem kunsthistorischen Kongresse in Innsbruck gewid-
meten Hefte «Alttiroler Kunstwerke» (Innsbruck 1902).
Ein nahe verwandtes kleines Gemälde, zweifellos von
Sunters Hand, eine freie Wiederholung seiner 1470
datierten Grablegung im dritten Gewölbejoch des Bri-
xener Kreuzganges, besaß vor kurzem die Antiqui-
tätenhandlung Gebr. Einstein in München. Bei dieser
Gelegenheit sei auf ein anderes Tiroler Gemälde, schon
des XVI. Jahrhunderts, in der kaiserlichen Galerie
verwiesen, Nr. 1420, Geschichte der keuschen Susanna.
Es rührt vom Maler des Hiobbildchens im Innsbrucker
Ferdinandeum (Nr. 75) her. Ein oder der andere Tiroler
wird auch unter den 19 Bildern sich befunden haben, die
aus dem 1783 aufgehobenen königlichen Damenstift zu
Hall in die kaiserliche Sammlung gekommen sind, ohne
in deren gegenwärtigem Bestände nachweisbar zu sein
(vgl. Lindner, Zeitschrift des Ferdinandeums, III. Folge,
1886, S. 268 u. 281).

II. Vermutungsweise wird von Thode auch ein
kleines Brustbild der Herzogin Jacobaea von
Bayern, früher in der Ambraser Sammlung, jetzt im
Direktionszimmer der kais. Galerie, dem Pfenning
beigelegt (Malerschule, S. 72). Das Bildnis ist nicht
nach dem Leben gemalt sondern eine geringe Kopie
aus zweiter Hand nach einem altniederländischen Ori-
ginal. Es gab ein Porträt der Fürstin von Jan van
Eyck, das in einer interessanten Wiederholung aus der
Richtung des Massys in der Nationalgalerie zu Kopen-
hagen auf uns gekommen ist (Abb. bei L. Kaemmerer,
Hub. und Jan van Eyck, Künstlermonographien XXXV,
-47). Für das Wiener Bildnis wurde aber eine andere
Vorlage benützt, die der Kopist recht handwerksmäßig
vergröbert hat. Wahrscheinlich war es ein Bayer oder
Österreicher; denn die Färbung (aber nichts anderes)
erinnert in der Tat an das Pfenning-Bild. Ein ver-
stümmelter Zettel auf der Rückseite enthält in einer
Schrift, etwa vom Ausgang des XV. Jahrhunderts, eine
längere Notiz über die Dargestellte mit dem irrigen
Todesdatum 1437 (statt 1436) am Schluß.

XXIV.

III. Die bekanntesten Exemplare der Ähren-
madonna sind bei Schnaase, Geschichte der bildenden
Künste, VIII2, 472, Schultz, Legende vom Leben der
Jungfrau, S. 52, und Semper, Oberbayr. Archiv, 1896,
S. 449f., aufgezählt. Nachzutragen wären zwei schlecht
erhaltene und künstlerisch unbedeutende Tafeln, die eine
im Salzburger Museum (aus der Kapelle des Chiemsee-
hofes), die andere in der Sammlung des Historischen
Vereines zu Regensburg, beide von Interesse darum, weil
sie die Inschrift des oben erwähnten Holzschnittes mit
dem Beifügen wiederholen, daß auch in dem Städtchen
Olona bei Mailand ein derartiges Marienbild verehrt
werde. Ein Bild in Feldkirchen (Oberbayern, Bezirks-
amt Wasserburg: Kunstdenkmale I, Taf. 243) trägt das
Datum 1550. Andere Kopien in der Kapelle auf dem
Bogenberge a. d. D. in Niederbayern, in Elbogen in Böh-
men, in den Pfarrkirchen in Zell am See und Kirchental
im Pinzgau, auf Schloß Tratzberg, in der Pfarrkirche
von Sterzing, in der Frauenkirche zu Brixen, in St. Mi-
chael zu Neustift in Tirol, im Kloster St. Florian in
Oberösterreich und bei Frau Lang-Littrow in Wien.
Hervorhebenswert ist weiters eine Schnitzfigur des-
selben Typus im Bayerischen Nationalmuseum (Katalog
der gotischen Altertümer, Nr. 83i, Taf. XII), von der
Kunsthändler Gedon in München eine in Wasserburg am
Inn erworbene Replik besitzt. Salzburgisch oder ober-
bayerisch ist endlich auch ein Gemälde der Verkündi-
gung im Nationalmuseum zu München mit der Jungfrau
im Ährengewande (Saal XII, Nr. 15), das Thode dem
Schöpfer des Imhofschen Altares in Nürnberg, Meister
Berthold, zuschreibt (Malerschule, S. 33). Ein Datum
1460, von dem Semper a. a. O., S. 452, spricht, findet
sich nicht auf dem Bilde.

IV. Nicht zu verwechseln mit Rueland Frue-
auf sind zwei zeitgenössische oberdeutsche Maler,
die sich derselben Signatur R. F. bedient haben.
Der eine war ein Nürnberger, der Mitarbeiter W. Pley-
denwurffs am Peringsdörffer Altar, für dessen fest-
stehende Flügel er 1487 vier Tafeln mit Darstellungen
aus der Veitslegende verfertigt hat, die jetzt einzeln
zum Teile in St. Lorenz, zum Teile im Germanischen
Museum zu Nürnberg sich befinden (Vischer, Studien,
S. 359 fr.; Thode, Malerschule, S. i74f., 186f.). Wichti-
ger für unseren Gesichtspunkt erscheint der Mono-
grammist R. F., der für das Stift Klosterneuburg
tätig gewesen ist. Die dortige Kunstsammlung bewahrt

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