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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 24.1903

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I. Theil: Abhandlungen
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Wickhoff, Franz: Aus der Werkstatt Bonifazios
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https://doi.org/10.11588/diglit.5914#0109
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Aus der Werkstatt Bonifazios.

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Fig. 10. Abendmahl von Cesare da Conegliano in SS. Apostoli in Venedig (Ausschnitt).

fazios an der Stelle seines Wirkens ausgeführten Werken eine Anteilnahme Antonio Palmas bemerken
läßt. Das ist schlankweg zu verneinen. Schon im Jahre 1551 wurden, wohl weil Bonifazio schon krank
und niemand in seiner Werkstatt war, der ihn hätte vertreten können, drei Künstler in dem Palazzo
de'Camerlenghi beschäftigt, die zu Bonifazio keine Beziehung hatten: Tintoretto, Vitrulio und
Michele Parrhasio. Daß der erste, der sich in der Komposition seiner zuerst dorthin gelieferten Bilder
etwas an Bonifazio anschließt, nicht sein Schüler war, bedarf keiner weiteren Worte.1 Vitrulio, den
Sohn des Marescalco, jedoch hat Ludwig unter die Schüler Bonifazios eingereiht; die Bilder, die er
selbst von ihm bringt,2 zeigen ihn als einen schwächlichen Klassizisten, der mit geringerem Erfolge als
Giuseppe Salviati und später Palma Giovane den florentinischen Stil in Venedig zu verbreiten suchte.
Michele Parrhasio war ein Dilettant, der sich an Tintoretto anschließt. Die Bilder aus dem Palast der
Camerlenghi, die einem Manne angehören, der einmal durch die Werkstatt Bonifazios gegangen war,
sind die Königin von Saba und die Anbetung der Könige in Wien von 1556 und 1558 (Fig. 9), beide
von einem Künstler und ganz von einer Hand, keine Kompagniearbeit, von einer Hand, die sich
völlig von Antonio Palma unterscheidet. Da ist nichts von seinen derben Köpfen und wuchtigen Ver-
kürzungen. Es ist ein lustiger Fant, in dem die fabulierende Kunst des Carpaccio wieder auflebt, wenn
er auch geringer begabt ist. Wir wollen ihn den Meister der Königin von Saba nennen. Von ihm
sind die beiden Wandbilder in der dritten Kapelle rechts in den Tolentini in Venedig, die darstellen,
wie das Haupt des Täufers nach dem Speisesaal getragen und wie es dort präsentiert wird. Ludwig
weist dahin auch zwei Bilder, die sich ehemals in der Zecca befanden, jetzt im Palazzo reale sind.

1 Auch der heil. Lorenz in der Akademie in Wien scheint von seiner Hand zu sein.

s Bd. XXII, zu S. 194.

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