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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 24.1903

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I. Theil: Abhandlungen
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Schlosser, Julius von: Über einige Antiken Ghibertis
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https://doi.org/10.11588/diglit.5914#0146
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Julius von Schlosser.

verbannt worden, da man es mit guten Gründen für apokryph, zum mindesten für verfälscht erachtet;
die hier mitgeteilte Aufnahme (Fig. 1), die ich der Güte Herrn Michons verdanke, macht wohl einen
langen Kommentar überflüssig. Das Relief zeigt einen Mann auf einer sofaartigen Lagerstatt ruhend,
neben ihm eine Frau mit ganz entblößtem Oberkörper liegend und im Begriffe, ihn zu umarmen; am
Fußende des Bettes steht eine weibliche Figur, die eine höchst seltsame Guirlande hält; zwei dienende
Nebenfiguren treten hinzu; oben ist eine später beigefügte französische Inschrift: «Lit des deux epoux>
sichtbar. Uber seine Provenienz ist leider nichts weiter zu ermitteln, als daß es zur Revolutionszeit in
den Louvre gekommen ist. Mit der Beschreibung Pirro Ligorios wäre das Aussehen dieses Falsifikats
zur Not zu vereinigen; um so eher, als es wie diese sicher von einem Sarkophag des abgeleiteten
römischen Typus inspiriert ist. Sollte es eine jener verdächtigen Repliken des Letto di Policleto sein,
am Ende das angeblich beim Paxtempel gefundene, das Peiresc mit der Sammlung Bembos nach Frank-
reich entführt zu haben scheint? Mit diesem Fragezeichen muß ich schließen; es ist nicht das einzige,
das wir in dieser ganzen arg verwickelten Episode der italienischen Sammlergeschichte zu machen ge-
zwungen sind.

Fig. 3. Angerona.

Wien, Hofmuscum.
 
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