Über einige Antiken Ghibertis.
III. Der Torso der Sammlung Gaddi.
f Fig. i
erworben
Sicherheit
Aus Ghibertis eigenem Munde wissen wir
nichts über die Antiken, die er selbst besessen hat;
die älteren Zeugnisse über die Sammlungen der
Casa Ghiberti sind schon früher angeführt wor-
den. Unter diesen beansprucht der Bericht Va-
saris wegen seiner nahen Beziehungen zu einem
Abkömmling Lorenzos besonderes Interesse und
wohl auch besondere Glaubwürdigkeit. Baldi-
nucci will noch die «nota originale di quei
tempi», zu seiner Zeit im Besitze des Cristofano
Berardi, gesehen haben, in der der Nachlaß des
Ghiberti an Bronzen und Marmorbildern an-
geblich auf 1500 Goldgulden geschätzt war.1
Die Annotatoren der Florentiner Vasariausgabe
von i832 machen nun eine Reihe antiker Torsi
namhaft, die zum größten Teile später in ita-
lienische Privatsammlungen übergingen und
heute nicht mehr auffindbar scheinen.2 Ein ein-
ziger macht eine Ausnahme, weil er in eine
öffentliche Sammlung gelangt ist; es ist dies
der prächtige Kolossaltorso eines herkulisch ge-
bauten Satyrs der Uffizien, den man jetzt der
pergamenischen Schule zuweist und den Groß-
herzog Leopold 1778 aus dem Besitze der Gaddi
hat (Fig. 12).3 Daß er wirklich in Ghibertis Museum war, ist zwar bis jetzt nicht mit
nachgewiesen, aber immerhin wahrscheinlich, wobei denn auch ein bestimmter Um-
I. Büste von der ersten Tür des Ghibert
am Baptisterium zu Florenz.
1 Baldinucci, Dec. I, Partei, del See. III (in der Mailänder Klassikerausgabe von 1811 V, 40): «... tu de'prirni che
usasse Studiare dalle sculture Greche e Romane antiche, delle quali fece procaccio a buon gusto, tanto che alla sua morte,
siecome noi abbiamo veduto, da una nota originale di quei tempi, ne restarono agli eredi tante e di bronzo e di marmo,
che furono allora stimate sopra 1500 fiorini d'oro. Trovansi le antiche scritture, delle quali abbiamo ora parlato insieme
con quelle che citeremo piü avanti, appresso a Cristofano Berardi avvocato del collegio de' Nobili, Gentiluomo.» (Wie sich
des weiteren auf S. 67 ergibt, handelt es sich um ein Ausgabenbuch Ghibertis, aus dem Baldinucci Auszüge mitteilt.)
2 «Fra le cose migliori vendute al Gaddi erano il torso d'un Satiro, lavoro de'piü bei tempi della Grecia;
uii altro d'una Venere, a imitazione della Medicea; un altro d'un Genio alato; un altro d'altra Venere; un altro di un Nar-
ciso; e un altro di un Mercurio. II primo, acquistato col tempo dal grandueo Pietro Leopoldo, si conserva nella nostra
galler-ia; il secondo, nell'estinzione della famiglia Gaddi, passö ad un marchese di Sorbello, marito d'una signora della fami-
glia sudetta, e fui da lui regalato ad un signor Oddi di Perugia, suo nipote; il terzo, che credesi opera di Prassitele, e
passö parimente al marchese di Sorbello, fu poi acquistato dal cav. Lorenzo Adami.» Diese Notiz findet sich zuerst in
der Vasariausgabe, die 1832—1837 bei Passigli in Florenz zu erscheinen begann (Parte I, p. 243, n. 36) und ist dann in die
de.utsche Übersetzung von Schorn (Stuttgart, Cotta, 1873, II, 1, S. 126, Anm. 43) und die späteren Florentiner Ausgaben über-
gegangen. Milanesi (II, 245, n. 2) bemerkt zum Schlüsse: «Degli altri tre, passati in possesso dei signori Nerli, non sappiamo
la sorte.» (In der Passigli'schen Ausgabe war gesagt, daß diese drei Stücke von den genannten Herren Nerli an die Aka-
demie von Siena geschenkt worden seien, wohl ein Irrtum, den Milanesi stillschweigend korrigierte.) Der alte gedruckte
Katalog der Galerie Gaddi von Bandinelli, den mir Prof. Heinrich Brockhaus freundlichst aus Bigazzis Florentiner Biblio-
graphie (Firenze e contorni unter no. 3750) nachweist, ist mir unzugänglich geblieben.
3 Pelli, Saggio storico della R. Galleria di Firenze, Firenze 1779, p. 419.
22*
III. Der Torso der Sammlung Gaddi.
f Fig. i
erworben
Sicherheit
Aus Ghibertis eigenem Munde wissen wir
nichts über die Antiken, die er selbst besessen hat;
die älteren Zeugnisse über die Sammlungen der
Casa Ghiberti sind schon früher angeführt wor-
den. Unter diesen beansprucht der Bericht Va-
saris wegen seiner nahen Beziehungen zu einem
Abkömmling Lorenzos besonderes Interesse und
wohl auch besondere Glaubwürdigkeit. Baldi-
nucci will noch die «nota originale di quei
tempi», zu seiner Zeit im Besitze des Cristofano
Berardi, gesehen haben, in der der Nachlaß des
Ghiberti an Bronzen und Marmorbildern an-
geblich auf 1500 Goldgulden geschätzt war.1
Die Annotatoren der Florentiner Vasariausgabe
von i832 machen nun eine Reihe antiker Torsi
namhaft, die zum größten Teile später in ita-
lienische Privatsammlungen übergingen und
heute nicht mehr auffindbar scheinen.2 Ein ein-
ziger macht eine Ausnahme, weil er in eine
öffentliche Sammlung gelangt ist; es ist dies
der prächtige Kolossaltorso eines herkulisch ge-
bauten Satyrs der Uffizien, den man jetzt der
pergamenischen Schule zuweist und den Groß-
herzog Leopold 1778 aus dem Besitze der Gaddi
hat (Fig. 12).3 Daß er wirklich in Ghibertis Museum war, ist zwar bis jetzt nicht mit
nachgewiesen, aber immerhin wahrscheinlich, wobei denn auch ein bestimmter Um-
I. Büste von der ersten Tür des Ghibert
am Baptisterium zu Florenz.
1 Baldinucci, Dec. I, Partei, del See. III (in der Mailänder Klassikerausgabe von 1811 V, 40): «... tu de'prirni che
usasse Studiare dalle sculture Greche e Romane antiche, delle quali fece procaccio a buon gusto, tanto che alla sua morte,
siecome noi abbiamo veduto, da una nota originale di quei tempi, ne restarono agli eredi tante e di bronzo e di marmo,
che furono allora stimate sopra 1500 fiorini d'oro. Trovansi le antiche scritture, delle quali abbiamo ora parlato insieme
con quelle che citeremo piü avanti, appresso a Cristofano Berardi avvocato del collegio de' Nobili, Gentiluomo.» (Wie sich
des weiteren auf S. 67 ergibt, handelt es sich um ein Ausgabenbuch Ghibertis, aus dem Baldinucci Auszüge mitteilt.)
2 «Fra le cose migliori vendute al Gaddi erano il torso d'un Satiro, lavoro de'piü bei tempi della Grecia;
uii altro d'una Venere, a imitazione della Medicea; un altro d'un Genio alato; un altro d'altra Venere; un altro di un Nar-
ciso; e un altro di un Mercurio. II primo, acquistato col tempo dal grandueo Pietro Leopoldo, si conserva nella nostra
galler-ia; il secondo, nell'estinzione della famiglia Gaddi, passö ad un marchese di Sorbello, marito d'una signora della fami-
glia sudetta, e fui da lui regalato ad un signor Oddi di Perugia, suo nipote; il terzo, che credesi opera di Prassitele, e
passö parimente al marchese di Sorbello, fu poi acquistato dal cav. Lorenzo Adami.» Diese Notiz findet sich zuerst in
der Vasariausgabe, die 1832—1837 bei Passigli in Florenz zu erscheinen begann (Parte I, p. 243, n. 36) und ist dann in die
de.utsche Übersetzung von Schorn (Stuttgart, Cotta, 1873, II, 1, S. 126, Anm. 43) und die späteren Florentiner Ausgaben über-
gegangen. Milanesi (II, 245, n. 2) bemerkt zum Schlüsse: «Degli altri tre, passati in possesso dei signori Nerli, non sappiamo
la sorte.» (In der Passigli'schen Ausgabe war gesagt, daß diese drei Stücke von den genannten Herren Nerli an die Aka-
demie von Siena geschenkt worden seien, wohl ein Irrtum, den Milanesi stillschweigend korrigierte.) Der alte gedruckte
Katalog der Galerie Gaddi von Bandinelli, den mir Prof. Heinrich Brockhaus freundlichst aus Bigazzis Florentiner Biblio-
graphie (Firenze e contorni unter no. 3750) nachweist, ist mir unzugänglich geblieben.
3 Pelli, Saggio storico della R. Galleria di Firenze, Firenze 1779, p. 419.
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