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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 26.1906/​1907

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I. Theil: Abhandlungen
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Seidlitz, W. von: Ambrogio Preda und Leonardo da Vinci
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https://doi.org/10.11588/diglit.5946#0015
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W. von Seidlitz.

und Morelli Gelegenheit zu erbitterter Befehdung bot. Die Zuschreibung einer Madonna in der Ber-
liner Galerie (Nr. 284 A, abgeb. ebendort, S. 241) an den Meister der Pala Sforzesca erwies sich dagegen
als richtig.1 Ein anderes kleines Madonnenbild derselben Richtung (Berlin, Nr. 1433) wollte er nicht
dem gleichen Meister zuschreiben. (Ebenso äußerte er sich über die beiden letztgenannten Bilder 1889
in der Gazette de Beaux-Arts I, 495f.) 1888 stimmte G. Carotti (im Archivio storico lombardo i2iff.)

als erster Morellis Benennung des
weiblichen Bildnisses in der Am-
brosiana als Preda bei und fügte
seinerseits noch das dortige Män-
nerbildnis als ein Werk des glei-
chen Künstlers hinzu. — In demsel-
ben Jahre schrieb Bode (in seinem
Oldenburger Galeriewerke, S. n ff.,
Abb. S. 25) ein weibliches Profil-
bildnis in Oldenburg Preda zu. —
1889 veröffentlichte Bode (im
Jahrbuch der Königl. Preußischen
Kunstsammlungen 71 ff.) noch ein
weiteres Werk Predas, das weib-
liche Profilbildnis im Besitz Fr.
Lippmanns, das wirklich Bianca
Maria, die Gemahlin Kaiser Maxi-
milians, darstellte, wodurch nach-
gewiesen war, daß das Ambro-
sianabild eine andere Persönlich-
keit wiedergab. Bei dieser Gele-
genheit wies er auch hin auf das
weibliche Bildnis in Oldenburg,
auf das Jünglingsbildnis bei Weber
in Hamburg (Fig. 22), auf das
Profilbildnis eines alten Mannes
bei Poldi-Pezzoli, auf zwei Män-
nerbildnisse in Hannover, ein weib-
liches bei G. Dreyfuß in Paris und
Fig. 5. Massimiliano Sforza. ein Jünglingsbildnis ehemals bei

Mailand, Ambrosiana, Nr. 16. Mr. Jarves in Florenz. Hier ver-

öffentlichte er auch das Faksimile
der Bezeichnung des Bildnisses bei Fuller-Maitland. Endlich erwähnte er eine nach ihm von Preda
herrührende Kopie des weiblichen Bildnisses der Ambrosiana (für welches er an dem Namen Leonar-
dos festhält) bei G. Salting in London.

In der neuen, erweiterten Ausgabe seines Werkes, die seit 1890 erschien, begründete Morelli
seine Ansichten noch genauer und vervollständigte die Liste der Werke, welche er teils Conti, teils
Preda zuschrieb. Die Hauptfrage aber, nämlich was ihn veranlaßt habe, Conti einen so beträchtlichen
Anteil an diesen Bildern zuzuweisen, blieb, wie bereits hervorgehoben, ebensowenig erörtert, wie sie
es in seiner ersten Ausgabe gewesen war. Ja er verwirrte die Sachlage noch weiter dadurch, daß er

1 Wenn er die Madonnenzeichnung im Britischen Museum, die Morelli mit der Pala Sforzesca in Zusammenhang ge-
bracht hatte, seinerseits dem Berliner Madonnenbilde so verwandt findet, «daß sie wie eine Vorarbeit dazu erscheint», so liegt
beiden Beobachtungen eine richtige Empfindung zugrunde; doch war es erst einer weit späteren Zeit vorbehalten, das Bild,
wozu diese Zeichnung wirklich verwendet wurde, zu finden.
 
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