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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 26.1906/​1907

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I. Theil: Abhandlungen
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Seidlitz, W. von: Ambrogio Preda und Leonardo da Vinci
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https://doi.org/10.11588/diglit.5946#0026
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Ambrogio Preda und Leonardo da Vinci.

19

Jahre 1491 bis 1494 zu versetzen, was Malaguzzi (Rassegna 1901, p. 110) noch durch den Hinweis
bestätigte, daß sie im Mailänder Archiv mit Schriftstücken vereinigt sei, die schon Beatrice d'Este,
welche 1491 Lodovico heiratete, erwähnen, Lodovico aber noch als Herzog von Bari (während er sich
vom Ende 1494 ab Herzog von Mailand nennen ließ) anführen. — Diese beiden in Nischen stehenden
Engel (Fig. 15), deren einer die Viola, der andere die Gitarre spielt, verraten nur schwach einen Ein-
fluß Leonardos. Ihre Gewänder sind unruhig aufgebauscht, die Hände mit kurzen, stark voneinander
^abstehenden Fingern; der Kopf des violaspielenden Engels erinnert etwas an die Madonna der Pala
Sforzesca, der im Profil gesehene des anderen
an die sonstigen Bildnisse Predas.1

Die Frage, wieweit sich Preda als Mi-
niaturmaler betätigt hat, möchte ich nur
mit Vorsicht berühren, da sie noch weite-
rer Untersu chung bedarf. Angesichts des
Umstandes, daß Venturi (L'Arte 1898, 155)
die Miniaturen des Londoner Gebetbuches
für Antonio da Monza in Anspruch nimmt,
begnüge ich mich hier mit einer Aufzählung
der in Frage kommenden Werke. Es sind
die folgenden: Die Sforziade Gambagnolas
im Britischen Museum (7), die gleiche in der
Pariser Nationalbibliothek (8), das Leben
Francesco Sforzas von Gio. Simonetta, eben-
dort (9), das Gebetbuch der Bianca Maria im
Britischen Museum (io), der Erbvertrag Lo-
dovico il Moros mit Beatrice d' Este, eben-
daselbst (il)-2 Diese zwischen die Jahre 1491
und 1494 fallenden Stücke zeigen, wie es
scheint, alle eine und dieselbe Hand, welche
sich der Pala Sforzesca sehr nähert; bemer-
kenswert erscheinen : die Fähigkeit, Profilbild-
nisse gut zu treffen; eine Vorliebe für sorg-
fältige Durchführung alles Schmuckwerkes;
und die sehr starke Modellierung der mit Vor-
liebe verwendeten Engelputten.

Morelli hat ihm seinerseits zwei Minia- Fig. 10. Bildnis des Francesco di Bartolommeo Archinto.

turen in dem Libro del Jesus der Trivulzi- London, National Gaiiery, Nr. 14.

sehen Bibliothek in Mailand zugeschrieben.

Diese schöne, gegen das Ende des Jahres 1496 zu datierende Handschrift enthält wohl drei blattgroße
Darstellungen aus der Kindheit von Massimiliano, dem am 25. Januar 1493 geborenen älteren Sohne
Lodovico il Moros, darunter die Szene, worin er den Kaiser Maximilian bei dessen Ankunft in Italien
begrüßt, die unserem Künstler zugeschrieben werden können (12); nicht aber die beiden von Morelli

1 (6) Die beiden Engel wurden 1898 aus dem Besitz des Herzogs Giovanni Melzi in Mailand für die Londoner
Nationalgalerie erworben. — Morelli (Gal. Borghese, 1890, 235) schrieb sie einem von seinem Preda und Conti gesonderten
Künstler zu, der unter anderem auch die Londoner Madonna in der Grotte nach Leonardo kopiert habe.

2 (7) Der Gambagnola im Britischen Museum, aus der Sammlung Grenville stammend. Abbildungen bei Venturi
(L'Arte 1898, p. 154 und 164), auch bei Müntz, Leonardo, p. 91. — (8) Derselbe in der Pariser Nationalbibliothek, von 1491.
Abbildungen bei H.-Franc. Delaborde, L'expedition de Charles VIII en Italie (1888) 73 und 289. Die Einfassung am Anfang
abgebildet in Müntz, La Ren. en Italie et en France, 1885, 228. Auf Blatt 4 verso: Francesco Sforza zu Pferde. — (9) Druck
des Simonetta von 1490 in Paris. Abbildung der schönen Titeleinfassung mit Lodovico il Moro und Giangaleazzo einander
gegenüber kniend, bei Delaborde, a.a.O., zu p. 216. — (10) Das Gebetbuch im Britischen Museum, 1893 erworben, von
 
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