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Hans Tietze.
Amors über Pan die Bedeutung: der Triumph der Liebe über das All, was manchmal durch das zu-
gefügte Motto: «omnia vincit amor> verdeutlicht wird.1
Salmacis umarmt Hermaphrodit (?).
Die Nymphe hat sich auf den badenden Jüngling gestürzt und hält ihn in stürmischer Umarmung um-
schlungen.
Das Bild befindet sich in einem nicht sehr guten Zustande; jedenfalls erscheint der Sinn der Szene
jetzt stark verwischt. Das Ringen der liebestollen Nymphe mit dem widerstrebenden Knaben, also
gerade der pikante Reiz, der das Motiv in alexandrinischer Zeit entstehen und im XVII. Jahrhundert
Fig. 25. Dominichino, Befreiung der Andromeda.
Rom, Palazzo Farnese.
von neuem beliebt werden ließ, ist hier gar nicht zum Ausdruck gebracht. Gerade von Schülern Anni-
bale Carraccis ist das Sujet häufig, und zwar immer mit vollständiger Klarheit dargestellt worden; viel-
leicht ist hier doch ein anderer Mythus dargestellt.
Pan und Syrinx.
Hier ist noch eines der Liebesabenteuer Pans dargestellt; er verfolgt die Syrinx und im Augenblick, da er
sie erreicht hat und an sich reißen will, umarmt er Schilf, in das die Jungfrau verwandelt wurde.2 Mit täppischer
Hast umarmt der Waldgott eine Garbe von Schilfrohren, die ihm die Arme füllt. Das Mädchen ist zwischen den
hohen Halmen noch sichtbar, ängstlich blickt sie nach dem Verfolger zurück.
Hero und Leander.
Inmitten der Götter und Heroen das einzige menschliche Liebespaar.
Leander ringt mit der heftig wogenden Flut; Amor, der ihn geführt hat, klettert bereits an den Klippen
von Abydos hinauf. Der Turm, von dem Hero dem Geliebten das Lämpchen entgegenstreckt, ist weit ins Meer
hinausgebaut; in der Ferne sieht man die Küste von Sestos.
Die Anordnung im allgemeinen scheint einer Münze oder Medaille entnommen zu sein, wenn
auch eine direkte Anlehnung nicht nachweisbar ist. Auf Kaisermünzen (Caracalla) von Sestos und
1 Das Motto nach Sergius zu Verg. ecl. II, 3i z. B. auf Agostino Carraccis Kamingemälde, ehemals im Palazzo Magnani,
jetzt im Palazzo Masetti in Bologna, und auf den zugehörigen Stichen von Flaminio Torre.
2 Ovid, Metam. I, 705 t.: «Panaque cum prensam sibi iam Syringa putaret, — Corpore pro nymphae calamos tenuisse
palustres.»
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Hans Tietze.
Amors über Pan die Bedeutung: der Triumph der Liebe über das All, was manchmal durch das zu-
gefügte Motto: «omnia vincit amor> verdeutlicht wird.1
Salmacis umarmt Hermaphrodit (?).
Die Nymphe hat sich auf den badenden Jüngling gestürzt und hält ihn in stürmischer Umarmung um-
schlungen.
Das Bild befindet sich in einem nicht sehr guten Zustande; jedenfalls erscheint der Sinn der Szene
jetzt stark verwischt. Das Ringen der liebestollen Nymphe mit dem widerstrebenden Knaben, also
gerade der pikante Reiz, der das Motiv in alexandrinischer Zeit entstehen und im XVII. Jahrhundert
Fig. 25. Dominichino, Befreiung der Andromeda.
Rom, Palazzo Farnese.
von neuem beliebt werden ließ, ist hier gar nicht zum Ausdruck gebracht. Gerade von Schülern Anni-
bale Carraccis ist das Sujet häufig, und zwar immer mit vollständiger Klarheit dargestellt worden; viel-
leicht ist hier doch ein anderer Mythus dargestellt.
Pan und Syrinx.
Hier ist noch eines der Liebesabenteuer Pans dargestellt; er verfolgt die Syrinx und im Augenblick, da er
sie erreicht hat und an sich reißen will, umarmt er Schilf, in das die Jungfrau verwandelt wurde.2 Mit täppischer
Hast umarmt der Waldgott eine Garbe von Schilfrohren, die ihm die Arme füllt. Das Mädchen ist zwischen den
hohen Halmen noch sichtbar, ängstlich blickt sie nach dem Verfolger zurück.
Hero und Leander.
Inmitten der Götter und Heroen das einzige menschliche Liebespaar.
Leander ringt mit der heftig wogenden Flut; Amor, der ihn geführt hat, klettert bereits an den Klippen
von Abydos hinauf. Der Turm, von dem Hero dem Geliebten das Lämpchen entgegenstreckt, ist weit ins Meer
hinausgebaut; in der Ferne sieht man die Küste von Sestos.
Die Anordnung im allgemeinen scheint einer Münze oder Medaille entnommen zu sein, wenn
auch eine direkte Anlehnung nicht nachweisbar ist. Auf Kaisermünzen (Caracalla) von Sestos und
1 Das Motto nach Sergius zu Verg. ecl. II, 3i z. B. auf Agostino Carraccis Kamingemälde, ehemals im Palazzo Magnani,
jetzt im Palazzo Masetti in Bologna, und auf den zugehörigen Stichen von Flaminio Torre.
2 Ovid, Metam. I, 705 t.: «Panaque cum prensam sibi iam Syringa putaret, — Corpore pro nymphae calamos tenuisse
palustres.»
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