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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Editor]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 26.1906/​1907

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I. Theil: Abhandlungen
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Tietze, Hans: Annibale Carraccis Galerie im Palazzo Farnese und seine römische Werkstätte
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https://doi.org/10.11588/diglit.5946#0105
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Annibale Carraccis Galerie im' Palazzo Farnese und seine römische Werkstätte.

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sollte, fassen die Bilder ein; die Herme ist von sitzenden Jünglingen flankiert. Nehmen wir an, daß
diese in Naturfarbe ausgeführt werden sollten, so haben wir eine Reihe von Punkten, die mit der defi-
nitiven Fassung übereinstimmen. Der Grundgedanke, steinfarbene Figuren mit rein tragenden Funk-
tionen mit naturalistischen Gestalten lediglich ornamentalen Charakters zu verbinden, ist hier bereits
mit ziemlicher Klarheit zum Ausdruck gekommen. Die nackten Jünglinge halten Fruchtschnüre, die
den unteren Bildrand schmücken und in dessen Mitte von einer Maske emporgerafft werden, ein Ge-
danke, der nach mannigfachen Umformungen in die Ausführung überging. Bei dem Einzelbilde ist eine

Andeutung des Inhalts noch nicht gegeben und hier ist es unmöglich, eine Verbindung mit einer der
Fresken herzustellen; es handelte sich nur um das Verhältnis zwischen Einzelbild und Dekorations-
glied. Auf dem Bilde ist eine tiefe Landschaft angedeutet; vorne bilden zwei menschliche Gestalten
eine Staffage. Sie sind in der skizzenhaften Art gezeichnet, die Annibale seit den neunziger Jahren
anwendet. Sie geben nicht den Eindruck der Form, auch nicht die Bewegung wieder; es sind zwei
zulaufende Striche mit einem kleinen Kreise als Kopf darüber. Annibale verwendet sie wie Nägel zur
Absteckung der künftigen Komposition, zur Betonung der Vertikalrichtung gegenüber den langen
Horizontalen, die er seinen Landschaften zugrundelegt. Die Übereinstimmung der Gesamtanordnung
mit der des Palazzo Magnani, wo der Fries nach unten zu auch durch Fruchtschnüre und Masken ver-
ziert ist, ist eine so große, daß man einen Augenblick im Zweifel sein könnte, ob nicht etwa eine Studie
zu diesem Saale vorliegt. Doch ist das Hineinklingen des Motivs der Ignudi schon hier ein sehr deut-
liches, während im Palazzo Magnani nichts Derartiges vorkommt; in Zusammenhang mit dieser Zeich-
nung steht eine andere, gleichfalls im Louvre (7418) befindliche, die in der Zeichenweise mit ihr über-
einstimmt und auch einige Einzelmotive — so die Stellungen der sitzenden Ignudi — übernimmt.
Die Schwierigkeit, mit der Annibale sich hier auseinanderzusetzen bemüht ist, ist die Verbindung
zwischen Decke und.Fries; blieb er bei seinem Plane, von diesem auszugehen, so war es schwer, die
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