Annibale Carraccis Galerie im Palazzo Farnese und seine römische Werkstätte. 1^5
vor einen jungen Faun, der die Doppelflöte bläst, und zwei Putten, die den Elefanten am Rüssel
führen.
Die Idee zu dieser ganzen Gruppe scheint unter dem Einflüsse einer Komposition entstanden zu
sein, die sich zu jener Zeit großer Beliebtheit erfreut haben muß, da sie bei verschiedenen Künstlern
wiederkehrt. Unter diesen ist einer, den wir bei anderen Vorstudien zu diesem Fresko bereits zu nennen
Gelegenheit hatten: Perino del Vaga. Eine seiner Zeichnungen in den Uffizien (ausgestellt 1494) hat
als Mittelmotiv gleichfalls Bacchus, der, auf einen Begleiter gestützt, auf dem Esel reitet; einzelne Mo-
Fig. 42. Annibale Carracci, Detailstudie zum Bacchuszug im Palazzo Farnese.
Albertina.
tive dieser Zeichnung hat Perino zu seinem Fresko des Bacchuszuges im Palazzo Doria in Genua be-
nützt. Viele Einzelheiten sind direkt einem antiken Sarkophagrelief entnommen, das das im Capitoli-
nischen Museum (Zimmer der Tauben) befindliche * oder ein ihm ähnliches gewesen sein könnte; so
finden wir dort die beiden Panther in gleicher Haltung der Pranken und Köpfe, die beiden Putten,
die auf ihnen sitzen, den vorderen ruhig seinen Stab haltend, den anderen aufsein Reittier losschlagend,'
den häßlichen Faun davor, der die Panther an einem Bande führt u. a. Andere Motive aber, und dar-
unter die wichtigsten, haben eine andere Quelle; nämlich eine Zeichnung, die Raffael für den Her-
zog von Ferrara anfertigte. Vasari erzählt im Leben des Garofalo, daß dieser für den Herzog einen
Triumphzug des Bacchus gemalt habe.2 Das Bild des Garofalo befindet sich in der Galerie in Dres-
1 Museo Capitolino, T. IV (1782), Tavola LXI1I.
2 Vasari VI, 467: «di maniera che, mostrando una volta il duca di Ferrara a papa Paulo Terzo un trionfo di Bacco
a olio, lungo cinque braccia e la Calumnia d'Apelle fatti da Benvenuto in detta etä con i disegni di Raffaello da Urbino (i
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vor einen jungen Faun, der die Doppelflöte bläst, und zwei Putten, die den Elefanten am Rüssel
führen.
Die Idee zu dieser ganzen Gruppe scheint unter dem Einflüsse einer Komposition entstanden zu
sein, die sich zu jener Zeit großer Beliebtheit erfreut haben muß, da sie bei verschiedenen Künstlern
wiederkehrt. Unter diesen ist einer, den wir bei anderen Vorstudien zu diesem Fresko bereits zu nennen
Gelegenheit hatten: Perino del Vaga. Eine seiner Zeichnungen in den Uffizien (ausgestellt 1494) hat
als Mittelmotiv gleichfalls Bacchus, der, auf einen Begleiter gestützt, auf dem Esel reitet; einzelne Mo-
Fig. 42. Annibale Carracci, Detailstudie zum Bacchuszug im Palazzo Farnese.
Albertina.
tive dieser Zeichnung hat Perino zu seinem Fresko des Bacchuszuges im Palazzo Doria in Genua be-
nützt. Viele Einzelheiten sind direkt einem antiken Sarkophagrelief entnommen, das das im Capitoli-
nischen Museum (Zimmer der Tauben) befindliche * oder ein ihm ähnliches gewesen sein könnte; so
finden wir dort die beiden Panther in gleicher Haltung der Pranken und Köpfe, die beiden Putten,
die auf ihnen sitzen, den vorderen ruhig seinen Stab haltend, den anderen aufsein Reittier losschlagend,'
den häßlichen Faun davor, der die Panther an einem Bande führt u. a. Andere Motive aber, und dar-
unter die wichtigsten, haben eine andere Quelle; nämlich eine Zeichnung, die Raffael für den Her-
zog von Ferrara anfertigte. Vasari erzählt im Leben des Garofalo, daß dieser für den Herzog einen
Triumphzug des Bacchus gemalt habe.2 Das Bild des Garofalo befindet sich in der Galerie in Dres-
1 Museo Capitolino, T. IV (1782), Tavola LXI1I.
2 Vasari VI, 467: «di maniera che, mostrando una volta il duca di Ferrara a papa Paulo Terzo un trionfo di Bacco
a olio, lungo cinque braccia e la Calumnia d'Apelle fatti da Benvenuto in detta etä con i disegni di Raffaello da Urbino (i
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