Annibale Carraccis Galerie im Palazzo Farnese und seine römische Werkstätte. 12 7
im Palazzo Farnese wird nichts berichtet. So möchte ich jene Jahreszahl nur insoweit mit der Heirat
des Herzogs in Zusammenhang bringen, als an einer markanten Stelle dieses Zyklus, der die Liebe feiert,
jene Jahreszahl angebracht wurde, um an das frohe Ereignis zu erinnern, das die Familien Farnese
und Aldobrandini verschwägerte.
Bald nach der Hochzeit, am 27. Mai, reiste der Herzog ab, um alles für den Einzug seiner jungen
Frau zu rüsten, der am 4. Oktober in feierlicher Weise stattfand. Auch während der Abwesenheit des
Herzogs war fleißig an Vorbereitungen für das junge Paar gearbeitet worden, für das der Palazzo del
Giardino hergerichtet wurde. Schon Ottavio Farnese hatte seinerzeit die Idee gehabt, das alte Kastell
niederzureißen und
den Park mit dem
kleinen Palazzo zu
schaffen. Aber erst
jetzt kam dieser Plan
anläßlich der Vermäh-
lung des Herzogs völ-
lig zur Ausführung
und der Neubau wur-
de eifrig betrieben.
Leiter dieses Werkes
wie deranderen künst-
lerischen Unterneh-
mungen des Herzogs
war Simone, der Sohn
des Francesco Mosca,
aus Settignano ; er Fig. 49. Agostino Carracci, Mythologische Szene.
Stand seit dem Jahre Parma, Palazzo dcl Giardino.
1578 im Dienste der
Farnese und erfreute sich zu allen Zeiten besonderer Wertschätzung vonseiten Herzog Ranuccios. Schon
1582 wird er als einer der «servitori cari» des Hauses bezeichnet1 und seit 1583 bezieht er einen der
höchsten Gehalte, die am Hofe der Farnese gezahlt werden. Während er am Mausoleum der Margherita
Farnese in Piacenza arbeitet, wird er von Kardinal Odoardo nach Rom berufen (1594), w0 er eine Mar-
morstatue Herzog Alessandros arbeitet. In den folgenden Jahren ist er wieder in Parma und leitet den Bau
des kleinen Palazzo, denn der Herzog schreibt darüber: «Et perche Moschino sta per venirsene et e in-
formato della mente mia intorno a coteste fabriche, non mi estenderö piü oltre.»2 Im Zusammenhang
mit dem Palastbau werden verschiedene Künstler nach Parma berufen, ein Tiziano scultore veneto
und der Mailänder Bildhauer Marc Antonio Pristinari, die Maler Malosso (Trotti) und Cesare Baglione.3
Aus demselben Grunde scheint auch Agostino Carracci nach Parma gekommen zu sein und der
Herzog benützte gerne die Gelegenheit, ihn für sich zu gewinnen, da Agostino nicht ungerne den
Dienst des Kardinals mit dem seinen vertauschte. Am 5. November 1600 erfolgt die erste Zahlung an
Agostino; aber dabei findet sich der Vermerk, daß seine Dienstzeit beim Herzog vom 1. Juli ab zu
rechnen sei, so daß er diesmal den Gehalt für vier Monate beziehe. Von da an ist der Zahlungsver-
merk immer am Letzten des Monats eingetragen; sein Gehalt betrug 14 Scudi 60 im Monat wie der
mehrerer anderer Künstler; nur Moschino war besser gezahlt.4
notte hanno fatto prigioni oltre cento et tanti hosti, dicono perche nell' alloggiare et vender robbe a forastieri alzarono troppo
la mano onde bisogna riformarli et far loro restituir il mal tolto.»
1 Campori, Memorie Carraresi, p. 338.
2 Atti e memorie delle RR- Deputazioni di Storia Patria per le Prov. Mod. e Parm., vol. VIII, fasc. 2, p. 97 ff.; Ronchini,
Francesco e Simone Moschini. 3 Daselbst, vol. VI, p. I; Ronchini, II Cav. Malosso in Parma, p. 141 f.
4 Parma, Archivio di Stato, Ruolo de Provigionati 1599—i6o3, 5 Novembre 1600: «II signor Agostino Caraccio Bo-
lognese sta al servizio di Sua Altezza per pittore con proviggione di scudi 14.60 il mese e comincio a servire al primo di
im Palazzo Farnese wird nichts berichtet. So möchte ich jene Jahreszahl nur insoweit mit der Heirat
des Herzogs in Zusammenhang bringen, als an einer markanten Stelle dieses Zyklus, der die Liebe feiert,
jene Jahreszahl angebracht wurde, um an das frohe Ereignis zu erinnern, das die Familien Farnese
und Aldobrandini verschwägerte.
Bald nach der Hochzeit, am 27. Mai, reiste der Herzog ab, um alles für den Einzug seiner jungen
Frau zu rüsten, der am 4. Oktober in feierlicher Weise stattfand. Auch während der Abwesenheit des
Herzogs war fleißig an Vorbereitungen für das junge Paar gearbeitet worden, für das der Palazzo del
Giardino hergerichtet wurde. Schon Ottavio Farnese hatte seinerzeit die Idee gehabt, das alte Kastell
niederzureißen und
den Park mit dem
kleinen Palazzo zu
schaffen. Aber erst
jetzt kam dieser Plan
anläßlich der Vermäh-
lung des Herzogs völ-
lig zur Ausführung
und der Neubau wur-
de eifrig betrieben.
Leiter dieses Werkes
wie deranderen künst-
lerischen Unterneh-
mungen des Herzogs
war Simone, der Sohn
des Francesco Mosca,
aus Settignano ; er Fig. 49. Agostino Carracci, Mythologische Szene.
Stand seit dem Jahre Parma, Palazzo dcl Giardino.
1578 im Dienste der
Farnese und erfreute sich zu allen Zeiten besonderer Wertschätzung vonseiten Herzog Ranuccios. Schon
1582 wird er als einer der «servitori cari» des Hauses bezeichnet1 und seit 1583 bezieht er einen der
höchsten Gehalte, die am Hofe der Farnese gezahlt werden. Während er am Mausoleum der Margherita
Farnese in Piacenza arbeitet, wird er von Kardinal Odoardo nach Rom berufen (1594), w0 er eine Mar-
morstatue Herzog Alessandros arbeitet. In den folgenden Jahren ist er wieder in Parma und leitet den Bau
des kleinen Palazzo, denn der Herzog schreibt darüber: «Et perche Moschino sta per venirsene et e in-
formato della mente mia intorno a coteste fabriche, non mi estenderö piü oltre.»2 Im Zusammenhang
mit dem Palastbau werden verschiedene Künstler nach Parma berufen, ein Tiziano scultore veneto
und der Mailänder Bildhauer Marc Antonio Pristinari, die Maler Malosso (Trotti) und Cesare Baglione.3
Aus demselben Grunde scheint auch Agostino Carracci nach Parma gekommen zu sein und der
Herzog benützte gerne die Gelegenheit, ihn für sich zu gewinnen, da Agostino nicht ungerne den
Dienst des Kardinals mit dem seinen vertauschte. Am 5. November 1600 erfolgt die erste Zahlung an
Agostino; aber dabei findet sich der Vermerk, daß seine Dienstzeit beim Herzog vom 1. Juli ab zu
rechnen sei, so daß er diesmal den Gehalt für vier Monate beziehe. Von da an ist der Zahlungsver-
merk immer am Letzten des Monats eingetragen; sein Gehalt betrug 14 Scudi 60 im Monat wie der
mehrerer anderer Künstler; nur Moschino war besser gezahlt.4
notte hanno fatto prigioni oltre cento et tanti hosti, dicono perche nell' alloggiare et vender robbe a forastieri alzarono troppo
la mano onde bisogna riformarli et far loro restituir il mal tolto.»
1 Campori, Memorie Carraresi, p. 338.
2 Atti e memorie delle RR- Deputazioni di Storia Patria per le Prov. Mod. e Parm., vol. VIII, fasc. 2, p. 97 ff.; Ronchini,
Francesco e Simone Moschini. 3 Daselbst, vol. VI, p. I; Ronchini, II Cav. Malosso in Parma, p. 141 f.
4 Parma, Archivio di Stato, Ruolo de Provigionati 1599—i6o3, 5 Novembre 1600: «II signor Agostino Caraccio Bo-
lognese sta al servizio di Sua Altezza per pittore con proviggione di scudi 14.60 il mese e comincio a servire al primo di