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Hans Tietze.
aber sein Möglichstes tun; doch müsse man alle Mühe anwenden, um des Künstlers überhaupt habhaft
zu werden, der sich in eine weltentlegene Behausung an der Lungara zurückgezogen habe.1 Auch
über Caravaggio berichtet er in demselben Briefe und daß es unmöglich sei, auf sein Bild zu rechnen,
da er wegen eines Rauf handels Rom habe verlassen müssen. Am 10. August vernehmen wir, daß das
Bild kleine Fortschritte gemacht habe; der Kopf der heiligen Anna ist nun fertig und Masetti verspricht
neuerdings, seine Bemühungen und Mahnungen fortzusetzen; weitere Fortschritte werden am i3. August
vermeldet; am 17. aber findet er das Bild unverändert und den Künstler nicht zu Hause.2
Fig. 58. Dominichino, Kohlenzeichnung zu dem Fresko: Perseus und Phineus im Palazzo Farnese.
Windsor.
Der nächste Bericht ist vom 20. August; Annibale hat nunmehr erklärt, daß das Bild bis zum
gewünschten Termin unmöglich fertig werden könne. Zum Trost fügt Masetti hinzu, daß über die
Begnadigung Caravaggios verhandelt werde, und wenn daraus etwas werde, so werde er ihn nicht
locker lassen. Bei Annibale aber fruchtete indessen alles Drängen nicht, obschon der Agent sich rühmen
durfte, das Menschenmögliche getan zu haben, und obwohl er (Brief vom 29. August) noch einmal die
Intervention des Carandini anrief. Am 27. schreibt er ganz resigniert und bittet, nur ihm keine Schuld
beizumessen, und am 3i. rät er, jede Hoffnung aufzugeben, das Bild zur rechten Zeit zu erhalten. Dar-
aufhin scheint Masetti den Auftrag erhalten zu haben, die Sache nunmehr auf sich beruhen zu lassen;
jedenfalls wird die Angelegenheit in seinen Berichten nicht mehr berührt. Dem Kardinal gegenüber
1 «... dicendomi non volermi assertar che sia finito al detto tempo, ma che ve attenderä con diligenza onde m' in-
gegnerö pigliarlo a punto di Luna. Et imaginasi Vostra Signoria Illustrissima che si gioca a indovinare per trovarlo in casa,
oltre che s' e ritirato in una habitatione segregatta da ogni commercio dietro la Vigna de Riarii alla Lungara, ma mi valerö
del cavaliere Carandini servitore di Farnese in aiuto per sollicitarlo, ne mi stancarö per esseguir quanto commanda Sua
Altezza.»
2 «Sono stato a casa del pittore questa mattina, ne ve 1'ho trovato, ne men' ho visto altra novitä; iscusandolo i suoi
giovani per le feste passate, perö non posso dir altro a Vostra Signoria Illustrissima se non che una donna e compita che
raccoglie la santissima Madonnina nuda, e che ogni di v' andrö o mandrö, ma come ho giä scritto bisogna molto secundar
V humore.»
Hans Tietze.
aber sein Möglichstes tun; doch müsse man alle Mühe anwenden, um des Künstlers überhaupt habhaft
zu werden, der sich in eine weltentlegene Behausung an der Lungara zurückgezogen habe.1 Auch
über Caravaggio berichtet er in demselben Briefe und daß es unmöglich sei, auf sein Bild zu rechnen,
da er wegen eines Rauf handels Rom habe verlassen müssen. Am 10. August vernehmen wir, daß das
Bild kleine Fortschritte gemacht habe; der Kopf der heiligen Anna ist nun fertig und Masetti verspricht
neuerdings, seine Bemühungen und Mahnungen fortzusetzen; weitere Fortschritte werden am i3. August
vermeldet; am 17. aber findet er das Bild unverändert und den Künstler nicht zu Hause.2
Fig. 58. Dominichino, Kohlenzeichnung zu dem Fresko: Perseus und Phineus im Palazzo Farnese.
Windsor.
Der nächste Bericht ist vom 20. August; Annibale hat nunmehr erklärt, daß das Bild bis zum
gewünschten Termin unmöglich fertig werden könne. Zum Trost fügt Masetti hinzu, daß über die
Begnadigung Caravaggios verhandelt werde, und wenn daraus etwas werde, so werde er ihn nicht
locker lassen. Bei Annibale aber fruchtete indessen alles Drängen nicht, obschon der Agent sich rühmen
durfte, das Menschenmögliche getan zu haben, und obwohl er (Brief vom 29. August) noch einmal die
Intervention des Carandini anrief. Am 27. schreibt er ganz resigniert und bittet, nur ihm keine Schuld
beizumessen, und am 3i. rät er, jede Hoffnung aufzugeben, das Bild zur rechten Zeit zu erhalten. Dar-
aufhin scheint Masetti den Auftrag erhalten zu haben, die Sache nunmehr auf sich beruhen zu lassen;
jedenfalls wird die Angelegenheit in seinen Berichten nicht mehr berührt. Dem Kardinal gegenüber
1 «... dicendomi non volermi assertar che sia finito al detto tempo, ma che ve attenderä con diligenza onde m' in-
gegnerö pigliarlo a punto di Luna. Et imaginasi Vostra Signoria Illustrissima che si gioca a indovinare per trovarlo in casa,
oltre che s' e ritirato in una habitatione segregatta da ogni commercio dietro la Vigna de Riarii alla Lungara, ma mi valerö
del cavaliere Carandini servitore di Farnese in aiuto per sollicitarlo, ne mi stancarö per esseguir quanto commanda Sua
Altezza.»
2 «Sono stato a casa del pittore questa mattina, ne ve 1'ho trovato, ne men' ho visto altra novitä; iscusandolo i suoi
giovani per le feste passate, perö non posso dir altro a Vostra Signoria Illustrissima se non che una donna e compita che
raccoglie la santissima Madonnina nuda, e che ogni di v' andrö o mandrö, ma come ho giä scritto bisogna molto secundar
V humore.»