Annibale Carraccis Galerie im Palazzo Farnese und seine römische Werkstätte.
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aber hat Herzog Cesare sein Mißvergnügen oder seine Enttäuschung in einem Briefe vom t. April 1606
geäußert; denn Odoardo ergeht sich in seinem Antwortschreiben vom 12. April 1606 in Entschuldi-
gungen: «Serenissimo Signor mio osservandissimo. Io non ho desiderato cosa piü che dl far restar quanto
prima servita Vostra Altezza del quadro, che le lavorava il mio pittore, et e piü d'un anno, che non gli
ho incaricato altra cosa che questa. Ma
doppo ch'egli si e rihavuto della goccia che
giä Ii cadette, e dato in humore tanto ma-
lenconico, che ne l'autoritä di padrone, ne
meno i prieghi vagliono con lui et passa
l'anno, che per me non ha pur data una
pennellata. Contuttociö alla ricevuta della
lettera di Vostra Altezza del primo di que-
sto gli ho mandata a dare nuova commis-
sione di servire l'Altezza Vostra et ha pro-
messo di farlo subito, che si sentirä al
quanto bene. II che se Ii sarä lasciato ese-
guire da questa sua malenconia, io ne sen-
tirö tanta satisfattione, quanto sento hora
disgusto, che Vostra Altezza habbia havuto
da reiterarmi i suoi commandamenti per
questa causa. Et le bacio con ogni affetto
le mani. Di Roma, Ii 12 di Aprile 1606. Di
Vostra Altezza Serenissima affezionatissimo
servitore il cardinale Farnese.»
Aber auch diesmal wurde der Auf-
trag nicht ausgeführt und den Epilog zu
der Affäre bildet ein Brief Masettis vom
26. Mai 1607: «... AI Caraccio l'altro
pittor non fu dato denar alcuno perche
diffidevi sempre che potesse riuscire per un'
infirmitä che l'ha levato cosi dal suo resto
che non fa cosa bona . . . .»*
In dieser letzten Zeit von Annibales
Leben, in der selbst das Drängen seines
Patrons ihn nicht zur Durchführung über-
nommener Aufträge bestimmen konnte,
sind auch die Wandgemälde der Galerie entstanden und Dominichino war der ausführende Künstler;
daß sie seit altersher unter Carraccis Namen gingen, beweist wohl, daß Annibale den Auftrag erhal-
ten hatte und daß der jüngere Meister damals noch der Werkstätte seines Lehrers angehörte; andere
Arbeiten für Kardinal Odoardo wurden ja richtig als Werke Dominichinos überliefert. Nur die Jung-
frau mit dem Einhorn wurde von Anfang an als ein Anteil Dominichinos erkannt; in neuerer Zeit hat
ihm Janitschek wenigstens die Befreiung der Andromeda zugeschrieben2 und Navenne hat, ohne einen
bestimmten Namen vorzuschlagen, die Perseusbilder als Werke eines von Annibale wesentlich verschie-
Fig- 59- Dominichino, Tuschzeichnung zum Phineus
auf dem Fresko im Palazzo Farnese.
Windsor.
1 Vielleicht wurde der Entwurf zu dem Bilde benützt, das für Loreto geliefert wurde und 1797 nach Paris kam, von
wo es nicht mehr zurückkehrte. Nach der Mosaikkopie des Bildes, die sich jetzt an seiner statt über dem betreffenden Altare
befindet, dürfte das Original von Albani ausgeführt worden sein, dessen Typen besonders bei der Gestalt Gott Vaters und
mehreren der jungen Frauen leicht wiederzuerkennen sind. — Möglicherweise bezieht sich die Anekdote im Trattato della
Pittura da un Theologo e da un Pittore, Firenze 1652, p. 235 f., auf diese fruchtlosen Bemühungen des Herzogs.
2 Janitschek in Dohmes Kunst und Künstler II, 3, p. 22; siehe auch Le Finezze de Penelli Italiani da Girupeno,
Pavia 1674.
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aber hat Herzog Cesare sein Mißvergnügen oder seine Enttäuschung in einem Briefe vom t. April 1606
geäußert; denn Odoardo ergeht sich in seinem Antwortschreiben vom 12. April 1606 in Entschuldi-
gungen: «Serenissimo Signor mio osservandissimo. Io non ho desiderato cosa piü che dl far restar quanto
prima servita Vostra Altezza del quadro, che le lavorava il mio pittore, et e piü d'un anno, che non gli
ho incaricato altra cosa che questa. Ma
doppo ch'egli si e rihavuto della goccia che
giä Ii cadette, e dato in humore tanto ma-
lenconico, che ne l'autoritä di padrone, ne
meno i prieghi vagliono con lui et passa
l'anno, che per me non ha pur data una
pennellata. Contuttociö alla ricevuta della
lettera di Vostra Altezza del primo di que-
sto gli ho mandata a dare nuova commis-
sione di servire l'Altezza Vostra et ha pro-
messo di farlo subito, che si sentirä al
quanto bene. II che se Ii sarä lasciato ese-
guire da questa sua malenconia, io ne sen-
tirö tanta satisfattione, quanto sento hora
disgusto, che Vostra Altezza habbia havuto
da reiterarmi i suoi commandamenti per
questa causa. Et le bacio con ogni affetto
le mani. Di Roma, Ii 12 di Aprile 1606. Di
Vostra Altezza Serenissima affezionatissimo
servitore il cardinale Farnese.»
Aber auch diesmal wurde der Auf-
trag nicht ausgeführt und den Epilog zu
der Affäre bildet ein Brief Masettis vom
26. Mai 1607: «... AI Caraccio l'altro
pittor non fu dato denar alcuno perche
diffidevi sempre che potesse riuscire per un'
infirmitä che l'ha levato cosi dal suo resto
che non fa cosa bona . . . .»*
In dieser letzten Zeit von Annibales
Leben, in der selbst das Drängen seines
Patrons ihn nicht zur Durchführung über-
nommener Aufträge bestimmen konnte,
sind auch die Wandgemälde der Galerie entstanden und Dominichino war der ausführende Künstler;
daß sie seit altersher unter Carraccis Namen gingen, beweist wohl, daß Annibale den Auftrag erhal-
ten hatte und daß der jüngere Meister damals noch der Werkstätte seines Lehrers angehörte; andere
Arbeiten für Kardinal Odoardo wurden ja richtig als Werke Dominichinos überliefert. Nur die Jung-
frau mit dem Einhorn wurde von Anfang an als ein Anteil Dominichinos erkannt; in neuerer Zeit hat
ihm Janitschek wenigstens die Befreiung der Andromeda zugeschrieben2 und Navenne hat, ohne einen
bestimmten Namen vorzuschlagen, die Perseusbilder als Werke eines von Annibale wesentlich verschie-
Fig- 59- Dominichino, Tuschzeichnung zum Phineus
auf dem Fresko im Palazzo Farnese.
Windsor.
1 Vielleicht wurde der Entwurf zu dem Bilde benützt, das für Loreto geliefert wurde und 1797 nach Paris kam, von
wo es nicht mehr zurückkehrte. Nach der Mosaikkopie des Bildes, die sich jetzt an seiner statt über dem betreffenden Altare
befindet, dürfte das Original von Albani ausgeführt worden sein, dessen Typen besonders bei der Gestalt Gott Vaters und
mehreren der jungen Frauen leicht wiederzuerkennen sind. — Möglicherweise bezieht sich die Anekdote im Trattato della
Pittura da un Theologo e da un Pittore, Firenze 1652, p. 235 f., auf diese fruchtlosen Bemühungen des Herzogs.
2 Janitschek in Dohmes Kunst und Künstler II, 3, p. 22; siehe auch Le Finezze de Penelli Italiani da Girupeno,
Pavia 1674.