Annibale Carraccis Galerie im Palazzo Farnese und seine römische Werkstätte.
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Darstellung der heiligen Nacht lag es nahe, durch Licht und Schatten ein effektvolles Bild schaffen zu
wollen. Der Versuch ist aber sehr unglücklich ausgefallen und in dem Dunkel, in das sie getaucht
sind, büßen die Figuren sogar ihren
sonstigen Hauptvorzug, die korrekte
Durchbildung der Formen ein.
In einem Hofraume liegt das Jesus-
kind auf Stroh gebettet und dahinter
knien Josef und Maria; von rechts kom-
men die Hirten in starker Bewegung
heran. Einer tritt gerade dudelsackspie-
lend ein — wir fanden das Motiv auch
auf dem Bilde in Dulwich —, draußen
sind noch zwei sichtbar und ziemlich
entfernt im Hintergrunde drei, an die ein
vom Himmel herabschwebender Engel die
frohe Botschaft verkündet; zwei Hirten
endlich blicken über die Mauer, die den
hinteren Abschluß des Hofes bildet. Oben
schwebt eine Glorie musizierender Engel.
In ähnlicher Weise wie auf dem
Bilde in Dulwich geht das Licht von
zwei Stellen aus; die eine Lichtquelle
ist das Kind und der Glanz fällt mit
trübem Schein auf die anbetenden
Personen; ein schwächerer Schimmer
umgibt die Engelsglorie und auch
der einzelne verkündende Engel hat
einen fahl schimmernden Hof um
sich gewoben. Das koloristische Un-
vermögen Dominichinos tritt auf
wenigen Bildern so unverhüllt zutage
wie hier; denn die scharfen Licht-
streifen fallen auf Gestalten, die wie
hölzern erscheinen. Diese Licht- und
Schattenbehandlung in hart neben-
einander gesetzten Streifen bleibt
Dominichino auch später bei seinen
Landschaften eigentümlich; die Num-
mern 402 und 405 derselben Galerie
Doria können als gute Beispiele an-
gesehen werden.
Die beiden noch übrigen Bilder
sind weder von Annibale noch von Do-
minichino; als Beispiel für die Art des
dritten beteiligten Malers kann Fig. 63,
die Himmelfahrt Maria, dienen.
Im Vordergrunde einer lieblichen Landschaft umsteht die Schar der Apostel den reich verzierten Sarkophag,
von dem der Deckel abgehoben ist und aus dem die heilige Jungfrau himmelwärts geschwebt ist. Mehrere Apostel
betrachten starr vor Staunen die Blumen, die an Stelle der Leiche im Sarkophag zurückgeblieben sind; die mei-
sten aber haben das Wunder schon erkannt und blicken anbetend zu der emporschwebenden Muttergottes hinauf.
Die ganze Gruppe bildet ein breites Rechteck, das nach beiden Seiten abgeschrägt ist; lebhafte
Gebärden und übertriebener Ausdruck sind auch in diesem Bilde zu beobachten. Doch läßt es nicht
Fig- 65- Francesco Albani, Rötelzeichnung zum Apollo auf dem Bilde
der National Gallery.
Windsor.
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Darstellung der heiligen Nacht lag es nahe, durch Licht und Schatten ein effektvolles Bild schaffen zu
wollen. Der Versuch ist aber sehr unglücklich ausgefallen und in dem Dunkel, in das sie getaucht
sind, büßen die Figuren sogar ihren
sonstigen Hauptvorzug, die korrekte
Durchbildung der Formen ein.
In einem Hofraume liegt das Jesus-
kind auf Stroh gebettet und dahinter
knien Josef und Maria; von rechts kom-
men die Hirten in starker Bewegung
heran. Einer tritt gerade dudelsackspie-
lend ein — wir fanden das Motiv auch
auf dem Bilde in Dulwich —, draußen
sind noch zwei sichtbar und ziemlich
entfernt im Hintergrunde drei, an die ein
vom Himmel herabschwebender Engel die
frohe Botschaft verkündet; zwei Hirten
endlich blicken über die Mauer, die den
hinteren Abschluß des Hofes bildet. Oben
schwebt eine Glorie musizierender Engel.
In ähnlicher Weise wie auf dem
Bilde in Dulwich geht das Licht von
zwei Stellen aus; die eine Lichtquelle
ist das Kind und der Glanz fällt mit
trübem Schein auf die anbetenden
Personen; ein schwächerer Schimmer
umgibt die Engelsglorie und auch
der einzelne verkündende Engel hat
einen fahl schimmernden Hof um
sich gewoben. Das koloristische Un-
vermögen Dominichinos tritt auf
wenigen Bildern so unverhüllt zutage
wie hier; denn die scharfen Licht-
streifen fallen auf Gestalten, die wie
hölzern erscheinen. Diese Licht- und
Schattenbehandlung in hart neben-
einander gesetzten Streifen bleibt
Dominichino auch später bei seinen
Landschaften eigentümlich; die Num-
mern 402 und 405 derselben Galerie
Doria können als gute Beispiele an-
gesehen werden.
Die beiden noch übrigen Bilder
sind weder von Annibale noch von Do-
minichino; als Beispiel für die Art des
dritten beteiligten Malers kann Fig. 63,
die Himmelfahrt Maria, dienen.
Im Vordergrunde einer lieblichen Landschaft umsteht die Schar der Apostel den reich verzierten Sarkophag,
von dem der Deckel abgehoben ist und aus dem die heilige Jungfrau himmelwärts geschwebt ist. Mehrere Apostel
betrachten starr vor Staunen die Blumen, die an Stelle der Leiche im Sarkophag zurückgeblieben sind; die mei-
sten aber haben das Wunder schon erkannt und blicken anbetend zu der emporschwebenden Muttergottes hinauf.
Die ganze Gruppe bildet ein breites Rechteck, das nach beiden Seiten abgeschrägt ist; lebhafte
Gebärden und übertriebener Ausdruck sind auch in diesem Bilde zu beobachten. Doch läßt es nicht
Fig- 65- Francesco Albani, Rötelzeichnung zum Apollo auf dem Bilde
der National Gallery.
Windsor.