Annibale Carraccis Galerie im Palazzo Farnese und seine römische Werksiätte.
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minichinos in der Galerie in Bologna (Nr. 206), wo übrigens auch der kniende Papst ein Analogon findet.
Auch die Gewandbehandlung ist von der Annibales völlig verschieden;»die Falten sind metallisch hart
und brüchig und die Säume sind scharf wie aus Blech; dazu stimmen die alabasternen, sorgsamst mo-
dellierten Hände. Für die Gestaltung der Engelsglorie scheint größtenteils Dominichino allein verant-
wortlich zu sein; diese starke Abtrennung der überirdischen Vorgänge entspricht überhaupt Annibales
Art wenig; dazu kommen die outrierten Bewegungen der Engel und besonders das Wegstrecken des
einen Beines, das Dominichino bei stehenden, liegenden, schwebenden Figuren anwendet.1
Fig. 70. Annibale Carracci, Studie zur Venus in Chantilly.
Frankfurt, Stacdelsches Institut.
Vielleicht ist Dominichino nichts vorgelegen als die Federzeichnung Annibales (Windsor XI, 10),
die auf Fig. 68 wiedergegeben ist. Das Motiv ist mehrmals auf dem Blatte wiederholt; in der Mitte
kniet der Heilige und legt die Hände auf der Brust zusammen. Der Engel links ist nur angedeutet, der
rechts macht mit beiden Händen eine empfehlende Geste gegen St. Gregor; die Verkürzung beider
Arme ist mißglückt und der Engel ist deshalb darüber noch einmal gezeichnet, wobei der Fehler aus-
gebessert ist. Links unten ist nur der Heilige gezeichnet; Kopfstellung und Armhaltung entsprechen
ungefähr dem Bilde; gegen die Zeichnung in der Mitte, wo er als etwas starker, älterer Herr aufgefaßt
war, hat der Heilige nun eine schlankere und jugendlichere Bildung erhalten. Eine dritte Skizze findet
sich links; der Heilige kniet wie unten; der Engel steht ähnlich wie in der Mitte mit vorgesetztem
rechten Bein, nur die Geste ist verändert und die Haltung des linken Armes der Ausführung schon sehr
genähert. Die Engelsglorie ist nur ganz flüchtig angegeben; am großen Engel links ist das Wegbiegen
der gefalteten Hände zu erkennen, der andere große Engel scheint die Arme über der Brust zu kreuzen,
auch fehlt das Motiv des weggespreizten Beines, das wir vorhin dem Dominichino zuzuschreiben ge-
lage nach ist das hier nicht der Fall, wohl aber auf einer schönen Zeichnung Albanis in Chatsworth, der die Komposition
Annibales zugrunde gelegt ist. Hier weist der eine Engel neben dem betenden, abwärts blickenden Heiligen nach der Ferne,
der andere berührt seine Schulter und macht ihn auf eine nackte menschliche Gestalt aufmerksam, die mit ausgebreiteten
Armen gen Himmel schwebt; das Gebet ist also erhört und der fromme Heide zu den Seligen entrückt.
1 Eine Reihe solcher Motive z. B. auf der «Marter der heiligen Agnes» in der Pinakothek in Bologna, Nr. 207 (Phot.
Poppi 440).
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minichinos in der Galerie in Bologna (Nr. 206), wo übrigens auch der kniende Papst ein Analogon findet.
Auch die Gewandbehandlung ist von der Annibales völlig verschieden;»die Falten sind metallisch hart
und brüchig und die Säume sind scharf wie aus Blech; dazu stimmen die alabasternen, sorgsamst mo-
dellierten Hände. Für die Gestaltung der Engelsglorie scheint größtenteils Dominichino allein verant-
wortlich zu sein; diese starke Abtrennung der überirdischen Vorgänge entspricht überhaupt Annibales
Art wenig; dazu kommen die outrierten Bewegungen der Engel und besonders das Wegstrecken des
einen Beines, das Dominichino bei stehenden, liegenden, schwebenden Figuren anwendet.1
Fig. 70. Annibale Carracci, Studie zur Venus in Chantilly.
Frankfurt, Stacdelsches Institut.
Vielleicht ist Dominichino nichts vorgelegen als die Federzeichnung Annibales (Windsor XI, 10),
die auf Fig. 68 wiedergegeben ist. Das Motiv ist mehrmals auf dem Blatte wiederholt; in der Mitte
kniet der Heilige und legt die Hände auf der Brust zusammen. Der Engel links ist nur angedeutet, der
rechts macht mit beiden Händen eine empfehlende Geste gegen St. Gregor; die Verkürzung beider
Arme ist mißglückt und der Engel ist deshalb darüber noch einmal gezeichnet, wobei der Fehler aus-
gebessert ist. Links unten ist nur der Heilige gezeichnet; Kopfstellung und Armhaltung entsprechen
ungefähr dem Bilde; gegen die Zeichnung in der Mitte, wo er als etwas starker, älterer Herr aufgefaßt
war, hat der Heilige nun eine schlankere und jugendlichere Bildung erhalten. Eine dritte Skizze findet
sich links; der Heilige kniet wie unten; der Engel steht ähnlich wie in der Mitte mit vorgesetztem
rechten Bein, nur die Geste ist verändert und die Haltung des linken Armes der Ausführung schon sehr
genähert. Die Engelsglorie ist nur ganz flüchtig angegeben; am großen Engel links ist das Wegbiegen
der gefalteten Hände zu erkennen, der andere große Engel scheint die Arme über der Brust zu kreuzen,
auch fehlt das Motiv des weggespreizten Beines, das wir vorhin dem Dominichino zuzuschreiben ge-
lage nach ist das hier nicht der Fall, wohl aber auf einer schönen Zeichnung Albanis in Chatsworth, der die Komposition
Annibales zugrunde gelegt ist. Hier weist der eine Engel neben dem betenden, abwärts blickenden Heiligen nach der Ferne,
der andere berührt seine Schulter und macht ihn auf eine nackte menschliche Gestalt aufmerksam, die mit ausgebreiteten
Armen gen Himmel schwebt; das Gebet ist also erhört und der fromme Heide zu den Seligen entrückt.
1 Eine Reihe solcher Motive z. B. auf der «Marter der heiligen Agnes» in der Pinakothek in Bologna, Nr. 207 (Phot.
Poppi 440).