Caravaggio.
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verleibt worden. Selbst Forscher, die sich bemüht haben, seine Schöpfungen von den Nachahmungen
und Kopien zu scheiden, wie Wörmann in seiner Geschichte der Malerei und Unger in dem Kataloge
im ersten Bande des Meyerschen Künstlerlexikons, gründen ihr Urteil zum großen Teile auf ihm fremde
Arbeiten.
Wer daher zu einem Urteile über die Entwicklung unseres Malers und seine Eigenart gelangen
will, das sich nicht bei den landläufigen Schlagworten begnügt, wird sich zuerst mit der Sichtung der
schriftlichen Überlieferung und der ihm zugeschriebenen Bilder befassen müssen. Die vollständige
Lösung dieser ebenso dankbaren als heiklen Aufgabe ist wegen der Zerstreuung des Materiales und des
Mangels an zuverlässigen Reproduktionen derzeit unmöglich. Wenn ich mir trotzdem herausnehme
dleses Problem hier zu behandeln, so geschieht es, weil ich auf Grund neuer Materialien und einer
Reihe von neuen Beobachtungen glaube, den Weg zu seiner Lösung gefunden zu haben. Da das, was
ich vorzubringen habe, vorläufig nur eine Hypothese ist, so brauche ich Sie hier nicht mit den kritischen
Präliminarien einer derartigen Untersuchung zu ermüden und darf Ihre Aufmerksamkeit sofort auf die
bache selbst richten.
Wir haben zu einer gegebe-
nen Wirkung die Ursache zu fin-
den. Der Einfluß, den Caravaggio
ausgeübt hat, ist bekannt und
braucht uns zunächst nicht zu be-
schäftigen. Wir fragen nach dem,
was er gearbeitet hat, nach dem
Werdegange seiner Schaffens-
tätigkeit.
Die biographischen Nach-
richten, die wir über ihn besitzen,
sind bald erschöpft. Als Sohn gu-
ter Leute wurde er in Caravaggio,
einem Städtchen in der Lombardei
an der Zweigbahn, die von Trevi-
glio nach Cremona führt, geboren.
Jung kam er nach Mailand zu
einem Maler in die Lehre und soll
dort 4—5 Jahre geblieben sein. Zu
unbestimmter Zeit taucht er in Rom
auf und muß sich eine Zeitlang elend fortbringen. Er ist zuerst Aufwärter bei einem Benennten von
S. Peter, dem er entläuft, weil er zu wenig zu essen bekommt. Dann fristet er sein Dasein als Gehilfe
in dem Atelier des Cavaliere d Arpino, eines Malers der Fm-,-^ c ■ , ^ ,
r mdlers, der als bntrepreneur umfangreicher Freskenzyklen
und Dekorationen für K.rchen und Paläste unter Papst Sixtus V. und seinen Nachfolgern großes Ansehen
genoß. Arpino beschäftigte ihn wegen seiner Geschicklichkeit in der Nachbildung von Blumen und
Früchten mit der Herstellung jener Gewinde und Krän7p j:_ ■ Vvr t u u j * ■
u ^"nze, die im XVI. Jahrhundert einen stehenden Be-
standteil jeder großen Dekoration bilden. Caravaeein wl,»;nt „«. „., u u ■-u • 1
' b ...... 'avdbgio scneint es auch bei ihm nicht lange ausgehalten zu
haben; es gelang ihm, mit Hilfe eines französischen 4nfi<i,,o„ a. u - • t- c >. • . „ - . ,
' 6 8 ' al;»-"en Antiquars durch einige Tafelbilder mit einflußreichen
Kunstliebhabern in Verbindung zu kommen. Der K"nr^;r.„i u___ u j 1 », , c ■ ,
uer kardinal f-rancesco Maria del Monte kaufte nicht nur
eine Lautenspielerin und eine MusikantensruDDe vnn ihm .^^j« u -u ■ - • c , r
s'uFpe von ihm sondern nahm ihn auch in sein Gefolge auf und
gewährte ihm in seinem Palaste Schutz und Wohnung r>„~- r~ ■ >. i_ et- i_ t> .
& vvonnung. Damit war Caravaggios gesellschaftliche Posi-
tion geschaffen. Sein Name wurde rasch bekannt- Hl« s„mmi^ • • u e«. * 1 ■ -i j
o "CRdum, die bammler rissen sich um seine Staffeleigemalde,
auch Aufträge für öffentliche Gebäude blieben nicht aus. Ein vornehmer Römer, Virgilio Crescentij
der Testamentsvollstrecker des 1585 verstorbenen Kardinals Matteo Contarelli, vertraute ihm gemein-
sam mit Arpino die Ausschmückung der von dem genannten Kirchenfürsten dotierten Kapelle in der neu-
35*
Fig. 1.
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verleibt worden. Selbst Forscher, die sich bemüht haben, seine Schöpfungen von den Nachahmungen
und Kopien zu scheiden, wie Wörmann in seiner Geschichte der Malerei und Unger in dem Kataloge
im ersten Bande des Meyerschen Künstlerlexikons, gründen ihr Urteil zum großen Teile auf ihm fremde
Arbeiten.
Wer daher zu einem Urteile über die Entwicklung unseres Malers und seine Eigenart gelangen
will, das sich nicht bei den landläufigen Schlagworten begnügt, wird sich zuerst mit der Sichtung der
schriftlichen Überlieferung und der ihm zugeschriebenen Bilder befassen müssen. Die vollständige
Lösung dieser ebenso dankbaren als heiklen Aufgabe ist wegen der Zerstreuung des Materiales und des
Mangels an zuverlässigen Reproduktionen derzeit unmöglich. Wenn ich mir trotzdem herausnehme
dleses Problem hier zu behandeln, so geschieht es, weil ich auf Grund neuer Materialien und einer
Reihe von neuen Beobachtungen glaube, den Weg zu seiner Lösung gefunden zu haben. Da das, was
ich vorzubringen habe, vorläufig nur eine Hypothese ist, so brauche ich Sie hier nicht mit den kritischen
Präliminarien einer derartigen Untersuchung zu ermüden und darf Ihre Aufmerksamkeit sofort auf die
bache selbst richten.
Wir haben zu einer gegebe-
nen Wirkung die Ursache zu fin-
den. Der Einfluß, den Caravaggio
ausgeübt hat, ist bekannt und
braucht uns zunächst nicht zu be-
schäftigen. Wir fragen nach dem,
was er gearbeitet hat, nach dem
Werdegange seiner Schaffens-
tätigkeit.
Die biographischen Nach-
richten, die wir über ihn besitzen,
sind bald erschöpft. Als Sohn gu-
ter Leute wurde er in Caravaggio,
einem Städtchen in der Lombardei
an der Zweigbahn, die von Trevi-
glio nach Cremona führt, geboren.
Jung kam er nach Mailand zu
einem Maler in die Lehre und soll
dort 4—5 Jahre geblieben sein. Zu
unbestimmter Zeit taucht er in Rom
auf und muß sich eine Zeitlang elend fortbringen. Er ist zuerst Aufwärter bei einem Benennten von
S. Peter, dem er entläuft, weil er zu wenig zu essen bekommt. Dann fristet er sein Dasein als Gehilfe
in dem Atelier des Cavaliere d Arpino, eines Malers der Fm-,-^ c ■ , ^ ,
r mdlers, der als bntrepreneur umfangreicher Freskenzyklen
und Dekorationen für K.rchen und Paläste unter Papst Sixtus V. und seinen Nachfolgern großes Ansehen
genoß. Arpino beschäftigte ihn wegen seiner Geschicklichkeit in der Nachbildung von Blumen und
Früchten mit der Herstellung jener Gewinde und Krän7p j:_ ■ Vvr t u u j * ■
u ^"nze, die im XVI. Jahrhundert einen stehenden Be-
standteil jeder großen Dekoration bilden. Caravaeein wl,»;nt „«. „., u u ■-u • 1
' b ...... 'avdbgio scneint es auch bei ihm nicht lange ausgehalten zu
haben; es gelang ihm, mit Hilfe eines französischen 4nfi<i,,o„ a. u - • t- c >. • . „ - . ,
' 6 8 ' al;»-"en Antiquars durch einige Tafelbilder mit einflußreichen
Kunstliebhabern in Verbindung zu kommen. Der K"nr^;r.„i u___ u j 1 », , c ■ ,
uer kardinal f-rancesco Maria del Monte kaufte nicht nur
eine Lautenspielerin und eine MusikantensruDDe vnn ihm .^^j« u -u ■ - • c , r
s'uFpe von ihm sondern nahm ihn auch in sein Gefolge auf und
gewährte ihm in seinem Palaste Schutz und Wohnung r>„~- r~ ■ >. i_ et- i_ t> .
& vvonnung. Damit war Caravaggios gesellschaftliche Posi-
tion geschaffen. Sein Name wurde rasch bekannt- Hl« s„mmi^ • • u e«. * 1 ■ -i j
o "CRdum, die bammler rissen sich um seine Staffeleigemalde,
auch Aufträge für öffentliche Gebäude blieben nicht aus. Ein vornehmer Römer, Virgilio Crescentij
der Testamentsvollstrecker des 1585 verstorbenen Kardinals Matteo Contarelli, vertraute ihm gemein-
sam mit Arpino die Ausschmückung der von dem genannten Kirchenfürsten dotierten Kapelle in der neu-
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