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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 26.1906/​1907

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I. Theil: Abhandlungen
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Suida, Wilhelm: Die Spätwerke des Bartolommeo Suardi, genannt Bramantino
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https://doi.org/10.11588/diglit.5946#0364
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Die Spätwerke des Bartolommeo Suardi, genannt Bramantino.

353

folgender Persönlichkeiten : ANTONIVS • MAGNI . TRIVLTII • PATER • ET • IOANNIS • FILIVS,
ferner der zweiten Gemahlin des Marschalls: BEATRIX • DE AVALOS • DE • AQVINO • MARCHIO-
NISSA • VIGLEVANI • ET ■ MAGNI • TRIVLTII • VXOR • SECVNDA, sodann des Enkels Giangiacomos:
10 • FRANCISCVS • IO • NICOLAI • FILIVS • MAGNI - TRIVLTII.NEPOS. MARCHIO - VIGLEVANI.
ET • CO ■ MVSOCHI • QVI • AB • ADVERSA • FORTVNA • FRANGI • SE • NVNQ_- PASSVS • EST.
POST-ERECTA-SEPVLCRA-PARENTV-HOC • SIBI. VIVENS • POSVIT- und dessen in kind-
lichem Alter verstorbener Geschwister: ALOISIVS • FRATER • NEC • NON• HIPPOLITA • ET • MAR-
GARITA• SORORES • INFANTES-10.FRANCISCI TRIVLTII • 10-NICOLAI• FILII • Da Giovanni
Francesco im Jahre 1573 starb, so ist damit ein Terminus ante quem gegeben, da er ausdrücklich in
der Inschrift erwähnt, zu seinen Lebzeiten diese Monumente gesetzt zu haben. Mit ihm starb die direkte
Linie des Marschalls aus. So wie
die Anordnung der Sarkophage,
wie wir sie heute sehen, von ihm
bestimmt worden sein dürfte, so
mag auch die Fertigstellung der
Kapelle durch ihn erfolgt sein, da
namentlich an der Laterne Details
zu beobachten sind, die schon auf
das vorgeschrittene Cinquecento
weisen.

Fia

Meister der Agneslegende in S. Teodoro zu Pavia,
Studienkopf, Kreidezeichnung.

Mailand, Ambrosiana.

3. Bramantinos Traktat
über Perspektive.

Das 21. bis 24. Kapitel des
5. Buches von Lomazzos Traktat
über die Malerei, Skulptur und Ar-
chitektur hat folgenden Wortlaut:

«Ich erinnere mich, in ge-
wissen Schriften von dem Mailän-
der Bramantino, einem der gefeiert-
sten Maler, etwas gelesen zu haben,
was auf die Perspektive Bezug hat.
Und ich wollte diese Schriften hier
wiedergeben, gleichsam einweben,

damit wir erfahren, welche Ansicht ein so ausgezeichneter und berühmter Maler über Perspektive
gehabt habe. Ich will nicht so unehrlich sein wie gewisse Leute, welche die Bemühungen anderer tot-
schweigen, um sich mit fremden Federn zu schmücken, wenn ich auch heute mich noch nicht ent-
schließen kann, einen Traktat über Perspektive zu veröffentlichen, den Bernardo Zenale im Jahre der
großen Pest zusammenstellte, mit eigener Hand niederschrieb und einem seiner Söhne widmete und
den ich hier bei mir habe. Gerne verspreche ich, eines Tages ein altes Werk des Mailänders Vincenzo
Foppa herauszugeben, in dem außer einem ausführlichen Texte auch die Federzeichnungen enthalten
sind, die all das beinahe erläutern, was später Albrecht Dürer zum großen Teile in seiner «Symetria>
behandelt hat. Ja aus diesen Schriften Foppas hat jener sogar — Gott schenke ihm den ewigen Frie-
den — fast entlehnt, was er schreibt.

Aber wir wollen zu unserem Ausgangspunkte zurückkehren. Bramantino schreibt, die Perspektive
diene der genauen Nachahmung des Natürlichen auf dreierlei Art: erstens mit Hilfe der Berechnung,
zweitens ohne Berechnung, nur durch praktische Beobachtung, drittens durch Mischung von Berechnung
 
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