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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 26.1906/​1907

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I. Theil: Abhandlungen
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Suida, Wilhelm: Die Spätwerke des Bartolommeo Suardi, genannt Bramantino
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https://doi.org/10.11588/diglit.5946#0378
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Die Spätwerke des Bartolommeo Suardi, genannt Bramantino.

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scheidenden Jahren ähnliche Eindrücke wie Braman-
tino empfing und der von diesem selbst auf mannig-
fache Weise abhängig war.

Von dem Maler dieser Fresken stammen auch
zwei auf graublauem Papier mit Kreide gezeichnete
Köpfe in der Sammlung der Ambrosiana, ein weibli-
cher im Profil, der mit dem der heil. Agnes auf der
Szene vor dem Vestatempel übereinstimmt (Fig. 49),
und der Kopf eines alten, bartlosen Mannes (Fig. 50).
Dem Typus der heil. Agnes sehr ähnlich ist auch die
Madonna auf dem Bilde des Bernardino de' Fazoli in
Berlin (Fig. 51). Daß auch in den Männertypen eine
gewisse Beziehung zu diesem Künstler nachweisbar
ist, wird ein Vergleich mit dem in Abbildung beige-
fügten Altarwerke des Künstlers im Santuario del
Monte bei Genua deutlich machen (Fig. 52). Diese
Anklänge reichen aber keineswegs aus, um die Fresken
in S. Teodoro etwa dem Bernardino selbst zuzuschrei-
ben; sie geben nur den Hinweis, daß wir eben im
Kreise der Maler Pavias auch den Autor der bedeuten-
den und interessanten, zu Bramantinos Kunst nahe
Beziehung aufweisenden Fresken zu suchen haben.

4. Bernardino Luini,
Gaudenzio Ferrari und Spätere.

Schon früher hatten wir kurz angedeutet, daß
Bernardino Luini in einem bestimmten Schülerver-
hältnisse zu Bramantino gestanden habe. Da die Ju-
gendentwicklung dieses Künstlers noch immer ziem-
lich wenig aufgeklärt ist, so sei es gestattet, dieselbe,
so wie sie mir erscheint, kurz darzulegen. Etwa um
1475 geboren, trat er vermutlich nach 1490 in die
Werkstatt des Ambrogio Bergognone ein. Dieser Künst-
ler war in jenen Jahren nach Vollendung der großen
Tafelgemälde für die Certosa von Pavia mit den Fres-
ken in S. Satiro (Bruchstücke davon in der Brera),
mit dem Fresko der Krönung Mariä in S. Simpliciano
(zwischen 1494 und 1499), im Jahre 1498 mit den Bil-
dern für die Incoronata zu Lodi beschäftigt. In einem
dieser Werke, dem großen Fresko in S. Simpliciano,
ist uns nun, wie mir scheint, zweifellos der Hinweis
auf die Mitarbeit Luinis gegeben. Einzelne der Engel-
gestalten sind in ihrem Typus, dem ziemlich breiten
Kopfe mit den im Verhältnisse zum Ganzen großen
Gesichtsteilen, dem Ausdruck der Augen und des
Mundes von Bergognones Gestalten ebenso verschie-
den, als sie denen Luinis verwandt erscheinen. Als

Fig. 62. Martino Piazza da Lodi, Johannes der Täufer.
Mailand, Brera.

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