Die Spätwerke des Bartolommeo Suardi, genannt Bramantino.
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besonders in der Gestalt eines knienden Engels aus, die ich vor wenigen Jahren beim Kunsthändler
Grandi in Mailand sah (Tafel XXXI). Die liebliche Gestalt in lichtgrünem Gewände auf weißlichem
Grunde befindet sich jetzt in der Sammlung Perkins.
So nahe auch in diesen Werken noch die Beziehung zu Bramantino ist, sie weisen doch schon so
unverkennbar die Züge des jugendlichen Luini auf, daß man sie keinen Moment für Arbeiten Suardis
Fig. 64. Gaudenzio Ferrari, Der Kampf des heil. Georg gegen den Drachen (Grisaille).
Wien, Sammlung des Herrn Eugen von Miller zu Aichholz.
halten könnte, eben so wenig wie die beiden Fragmente in der Wallace Collection in London, die dort
Suardis Namen tragen, aber untrüglich dem Luini gehören: ein Putto im Weinlaub (Fig. 56) und ein
Mädchenkopf (Fig. 57). Außer in den Werken der Villa Pelucca zeigt sich Luinis Beziehung zu Braman-
tino dann aufs deutlichste in dem schönen Grisaillefresko zweier Giganten, die die Weltkugel stützen,
im Hause Via Borgo nuovo 25 zu Mailand. Ein Saal zu ebener Erde enthält 24 Lünetten mit Szenen aus
der römischen Geschichte, die vielleicht dem früher genannten Meister der Grisailletäfelchen zugeschrie-
ben werden dürfen. Luini aber hat — und fast möchte man glauben, mit Benützung von Entwürfen
Bramantinos — die beiden überlebensgroßen Giganten gemalt. Etwa bis zum Jahre 1510 gelangen wir
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besonders in der Gestalt eines knienden Engels aus, die ich vor wenigen Jahren beim Kunsthändler
Grandi in Mailand sah (Tafel XXXI). Die liebliche Gestalt in lichtgrünem Gewände auf weißlichem
Grunde befindet sich jetzt in der Sammlung Perkins.
So nahe auch in diesen Werken noch die Beziehung zu Bramantino ist, sie weisen doch schon so
unverkennbar die Züge des jugendlichen Luini auf, daß man sie keinen Moment für Arbeiten Suardis
Fig. 64. Gaudenzio Ferrari, Der Kampf des heil. Georg gegen den Drachen (Grisaille).
Wien, Sammlung des Herrn Eugen von Miller zu Aichholz.
halten könnte, eben so wenig wie die beiden Fragmente in der Wallace Collection in London, die dort
Suardis Namen tragen, aber untrüglich dem Luini gehören: ein Putto im Weinlaub (Fig. 56) und ein
Mädchenkopf (Fig. 57). Außer in den Werken der Villa Pelucca zeigt sich Luinis Beziehung zu Braman-
tino dann aufs deutlichste in dem schönen Grisaillefresko zweier Giganten, die die Weltkugel stützen,
im Hause Via Borgo nuovo 25 zu Mailand. Ein Saal zu ebener Erde enthält 24 Lünetten mit Szenen aus
der römischen Geschichte, die vielleicht dem früher genannten Meister der Grisailletäfelchen zugeschrie-
ben werden dürfen. Luini aber hat — und fast möchte man glauben, mit Benützung von Entwürfen
Bramantinos — die beiden überlebensgroßen Giganten gemalt. Etwa bis zum Jahre 1510 gelangen wir