Ein Prunkschrank des Prinzen Eugen.
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Bisse der Nattern nicht scheut, um sie seinen
Kleinen zur Nahrung zu bringen.1 So zeigen
sich in der Darstellung des Schrankes zwei
Motive zu einem verschmolzen.
In der Nische der Hauptmauer, zweiter
Stock, links: Justitia. Sitzende Frau. Man-
tel und weites Untergewand. Unter der fünf-
zackigen Krone, die einen infulartigen Auf-
satz trägt, Locken. In der Rechten ein mäch-
tiges Schwert, in der Linken eine Wage.
Der linke Ellenbogen ruht neben einem
Totenschädel auf einem von einer niederen
Säule getragenen Buch. Links Rutenbündel
und Richtbeil des römischen Liktors, um-
wunden von einer Schlange. Vorne ein
ruhendes Windspiel.
In der entsprechenden Nische rechts:
Victoria. Gewappnete Frau, über den Lei-
chen zweier Gefesselten thronend. Am Pan-
zer über den Achseln und unter der Brust
Löwenhäupter. Mächtiger lorbeerbekränzter
Helm mit hoher Crista. Die Linke in die
Seite gestemmt, in der Rechten einen Palm-
zweig. Links, lorbeerumwunden, Fasces,
worauf ein Granatapfel. Rechts türkischer
Säbel, Fahne, Hellebarde und Lanze.
Ganz ähnlich angeordnet sind die Grup-
pen im Parke von Versailles «La Victoire
sur l'Espagne» und «La Victoire sur l'Em-
pire».2
Zwischen Justitia und Vigilantia: Alle-
gorie auf die über Tod und Vergänglichkeit
triumphierende Lebenskraft (?). Weib,
auf dem offenen Haare einen Lorbeerkranz,
mit der Rechten auf ihre linke Brust, mit der
Linken auf einen dürren, abgestorbenen
Baum zeigend, der von einer blätter- und
traubentragenden Weinrebe umwunden wird.
Am Fuße des Stammes ein gerahmtes Relief
mit drei tanzenden nackten Gestalten (den
Grazien?). Der linke Fuß der Frau steht auf
einem Totenschädel, vorne sitzt ein zu ihr
emporblickender Hund (Schlußvignette).
Schon in der Augsburger Ausgabe von
Alciats Emblemen vom Jahre 1531 findet
sich unter dem Titel «Amicitia etiam post
1 Didron, a. a. O., p. 12 und 60.
2 Recueil des Figures . . . dans Ie Ghäteau et Parc
Thomassin, Paris 1694, Taf. 68 und 69.
Fig. 3. Die bildende Kunst.
Versailles. Stiche nach den Originalzcichnungcn von Simon
49*
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Bisse der Nattern nicht scheut, um sie seinen
Kleinen zur Nahrung zu bringen.1 So zeigen
sich in der Darstellung des Schrankes zwei
Motive zu einem verschmolzen.
In der Nische der Hauptmauer, zweiter
Stock, links: Justitia. Sitzende Frau. Man-
tel und weites Untergewand. Unter der fünf-
zackigen Krone, die einen infulartigen Auf-
satz trägt, Locken. In der Rechten ein mäch-
tiges Schwert, in der Linken eine Wage.
Der linke Ellenbogen ruht neben einem
Totenschädel auf einem von einer niederen
Säule getragenen Buch. Links Rutenbündel
und Richtbeil des römischen Liktors, um-
wunden von einer Schlange. Vorne ein
ruhendes Windspiel.
In der entsprechenden Nische rechts:
Victoria. Gewappnete Frau, über den Lei-
chen zweier Gefesselten thronend. Am Pan-
zer über den Achseln und unter der Brust
Löwenhäupter. Mächtiger lorbeerbekränzter
Helm mit hoher Crista. Die Linke in die
Seite gestemmt, in der Rechten einen Palm-
zweig. Links, lorbeerumwunden, Fasces,
worauf ein Granatapfel. Rechts türkischer
Säbel, Fahne, Hellebarde und Lanze.
Ganz ähnlich angeordnet sind die Grup-
pen im Parke von Versailles «La Victoire
sur l'Espagne» und «La Victoire sur l'Em-
pire».2
Zwischen Justitia und Vigilantia: Alle-
gorie auf die über Tod und Vergänglichkeit
triumphierende Lebenskraft (?). Weib,
auf dem offenen Haare einen Lorbeerkranz,
mit der Rechten auf ihre linke Brust, mit der
Linken auf einen dürren, abgestorbenen
Baum zeigend, der von einer blätter- und
traubentragenden Weinrebe umwunden wird.
Am Fuße des Stammes ein gerahmtes Relief
mit drei tanzenden nackten Gestalten (den
Grazien?). Der linke Fuß der Frau steht auf
einem Totenschädel, vorne sitzt ein zu ihr
emporblickender Hund (Schlußvignette).
Schon in der Augsburger Ausgabe von
Alciats Emblemen vom Jahre 1531 findet
sich unter dem Titel «Amicitia etiam post
1 Didron, a. a. O., p. 12 und 60.
2 Recueil des Figures . . . dans Ie Ghäteau et Parc
Thomassin, Paris 1694, Taf. 68 und 69.
Fig. 3. Die bildende Kunst.
Versailles. Stiche nach den Originalzcichnungcn von Simon
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