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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 26.1906/​1907

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II. Theil: Quellen zur Geschichte der kaiserlichen Haussammlungen und der Kunstbestrebungen des Allerdurchlauchtigsten Erzhauses
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Köhler, Wilhelm: Aktenstücke zur Geschichte der Wiener Kunstkammer in der herzoglichen Bibliothek zu Wolfenbüttel
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https://doi.org/10.11588/diglit.5946#0444
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Geschichte der Wiener Kunstkammer.

V

kammer scheint fast ausschließlich Gebrauchs- und
Schmuck-Gegenstände enthalten zu haben. Es bleiben
also auch für die frühere Zeit nur die weltliche und die
geistliche Schatzkammer als Aufbewahrungsort für un-
sere Bilder übrig. Uber diese sind wir für die Zwi-
schenzeit nicht gan^ °^lne Nachrichten.1 Der « Status
regiminis S. C. Majestatis Ferdinandi II.» (lößj) er-
wähnt p^r die Scheidung in eine weltliche und geist-
liche Kammer nicht,2 gibt aber, was hier wesentlicher
ist, an, daß Bilder im kaiserlichen Schatz waren* Das-
selbe ergibt sich aus einer Zusammenstellung der allge-
meinen Bemerkungen der Reisebeschreibunsen.* Es ist
aber gewiß auffallend, daß besonderer Erwähnung nur
hin und wieder die Correggios, einige Bildnisse von
Dürer und gelegentlich ein anderes Stück für würdig
befunden wurden, während man eine große Reihe von
Wertgegenständen oder Sonderbarkeiten eingehend be-
schrieb. Trotzdem wird es nicht zweifelhaft sein
können, daß auch die übrigen Bilder von G und H sich
schon vor den Neuordnungen des XVIII. Jahrhunderts
in den Schatzkammern befanden. Die Nichtbeachtung
läßt sich vielleicht durch ungenügende Aufstellung und
durch die besondere Interessenrichtung des « Kuriositä-
tenjahrhunderts » erklären.5

Die in G und Hgenannten Skulpturen, Stickereien
und Federarbeiten, von denen ersichtlich nur die Auf-
nahme gefunden haben, die einen bildartigen Charakter
hatten, sind ebenfalls an den angegeben Stellen aufzu-
suchen. Eine sichere Identifizierung ist selten möglich,
weil nicht oft ein Künstler, häufig nicht einmal der dar-
gestellte Gegenstand namhaft gemacht wird.6

1 Die gedruckte Literatur ist zusammengestellt bei Quirin
Leitner. Die hervorragendsten Kunstwerke der Schatzkammer des
österreichischen Kaiserhauses. 1870—73, S. 34, Anm. 7. Eine hand.
schriftliche Beschreibung von 1677 publizierte Luschin im Jahr-
buch XX, Reg. 18307. Einige Ergänzungen in Anm. 4.

2 Man kann vielleicht daraus den Schluß ziehen, daß noch
damals die Scheidung nicht erfolgt war, die sichtlich zur Zeit der Ab -
fassung von H auch nicht bestand. Lambecius in den Commentarii de
augustissima Bibliotheca Caesarea Vindobonensi n665) scheint der
erste Zeuge sein, der das «Cimeliarchium Sacrum» und «Profa-
num» trennt (tom. I. in der einleitenden Epistola von 1662).

3 Der betreffende Passus des sehr seltenen Werkes (p. 2g)
lautet: «Item Peristylium, seu Galeria ut vulgo nuncupari solet,
cum variis et distinetis Conclavibus, quem Thesaurum vocant, in
quibus omnis generis variarum, pretiosissimarumque ex auro, gem-
mis, et unionibus, ut et summa industria elaboratarum rerum et
picturarum, optimorum quoque speeiminum . . ., et aliarum pluri-
marum raritatum et curiositatum . . ., magna reservatur copia.»

4 7677. Kurtzes Verzcichnus (ed. Luschin a.a.O.): i3 Schränke,
«mit allerhand Mallerey untermänget und geziert». In der geist-
lichen Schatzkammer: «Item die allerschünste gemähldt geistlichen
historien und andere mahlereien, dergleichen nirgend gefunden
worden.» — 16SS. Gio. Halt. Pacichelli, Memorie de' Viaggi per
1'Europa Christiana, p. 114: «Tesoro in una Galleria lunga . . . e
adornata di ritratti in tavola ö in tela», ebenso in den übrigen
Zimmern. — 16S6. Edward Brown, Reisen durch Niederland, Teutsch-
land etc., 2. Bd., ed. Nürnberg 168G, p.252: «Auch siehet man überall
sehr wohlgemachte Statuen und Gemälde.» — 1687. Jacobus Tollius,
Epistolae Itinerariae (ed. Heuninius, Amstelaedami 1700), p.112:
«passim Armaria, quibus haec recondebantur, selectissimis vestita
erant picturis«. — 171S. Antonio Bormastino, Hist. ErjehJung von
der kayserl. Residenzstadt Wien, 1715, p. 246: «an denen Mauren
hangen vortreffliche Schildereyens.. — 1732. Joh. Bas. Küchelbecker,
Allerneueste Nachricht vom Römisch-kayserl. Hofe, p. S97: . . .
«Schränke . . ., zwischen solchen aber stehen allerhand Schilde-
reyen,» und p. 8gy: «Über dieses hangen zu beyden Seileu dieses
Saals an denen Wänden viel schöne und künstliche Schildereyen.»
— Schon der Stich des Franz von den Steen nach Dürers Marter
der Zehntausend von 1661 hat die Aufschrift: «exprimentem tabu-
lam, quam August. Caesares suo dignam thesauro censuerunt« (vgl.
Lambecius, a.a.O., p. 26). ■

5 Eine bezeichnende Stelle bei Patin, a. a. O.. p. 60.

6 So Jahrbuch X, Reg. 6246, wo «114 stückhl verschidene,
als öhlfarb, minialur, wasserfarb, genäthe, steinerne und geschmol-
zene » aus der Schatzkammer in die Galerie übergehen (1748/.

I. Nr. 27h fol. 490—5/5.

Lagen in verschiedener Stärke, von der Hand, die
Hgeschrieben hat, herrührend. Verzeichnisse von nach
dem Material geordneten Kunstgegenständen, ohne
nähere Bezeichnung. Ob ursprünglich noch andere Lagen
dazugehörten, ist nicht zu ersehen.

Bei der summarischen Behandlung der Objekte in
der ersten Abteilung mit türkischem Porzellan, Terra
Sigillata und Messingsachen läßt sich nur sagen, daß
sie in A nicht vorzukommen scheinen. Maßgebend für
die Aufnahme an dieser Stelle war die Übereinstim-
mung der Handschrift mit der in den folgenden Ver-
zeichnissen, deren Gegenstände sicher nicht in A ent-
halten sind, während alle Schemata für die Neuord-
nung (vgl. unter B), zu denen die erste Abteilung von I
allenfalls gehören könnte, von einer völlig abweichenden
Hand geschrieben sind.

Wie H dürfte I ein Parallelverzeichnis z" A sein.
In der Hauptsache enthält aber I abweichend von A
und H die größeren Rundskulpturen und die plastischen
Kunstwerke von geringerem Umfang und Material-
wert. Die Identifizierung mit späteren Beschreibungen
ist durch die ungenügende Charakterisierung in über-
zeugender Weise nur selten möglich; aufzusuchen sind
sie in den unter H angegebenen Inventaren, nach denen
die weltliche Schatzkammer naturgemäß die überwie-
gende Mehrzahl der Objekte aufbewahrt haben
scheint. Späterhin hat sie zum größten Teile das An-
tikenkabinett übernommen,1 nachdem ein Teil an die
Galerie abgegeben worden war.2 Nach den S. V, Anm. 4,
aufgezählten Beschreibungen haben in den Schatzkam-
mern Objekte der Art, wie sie I enthält, auf den Ti-
schen, Schränken und auf Gesimsen an den Wänden ge-
standen.

K. Nr. 27 t, fol. iSi—i5-j.

Verzeichnis von 30 Büchern verschiedenen In-
haltes; eine nähere Bezeichnung fehlt, die Hand kehrt
in beiden Faszikeln nicht wieder.

In der Bücherliste, die in D unserem Inventar A
vorhergeht, lassen sich zwei dieser Bücher, und zwar
Drucke nachweisen; die übrigen sind dort nicht ge-
nannt und unterscheiden sich von der Masse der in D
angeführten durchweg dadurch, daß sie in irgend einer
Art künstlerisch ausgestattet sind oder überhaupt gebun-
dene Zeichnungs-, Stich-, oder Holzschnittfolgen dar-
stellen. Da aus Jahrbuch XVI, Reg. 12658, hervorgeht,
daß der größte Teil von ihnen im Jahre ijßS aus der
Schatzkammer in die Hofbibliothek übergeführt wurde,
Zudem von den Schatzkammerbeschreibungen ausdrück-
lich (so kurzes Verzeichnus von 1677, Pacichelli, Bor-
mastino) Bände mit Stichen und Zeichnungen erwähnt
werden, wird man K in gleiche Linie mit H und I z"
setzen berechtigt sein.

L. Nr. 370, fol. pg—wo.

Nur die ersten anderthalb Seiten sind in sorgfäl-
tiger Schrift beschrieben. Das Verzeichnis ist durch

1 Jahrbuch XVI, Reg. 126S7, und Quirin Leitner, a.a.O.,
p. SS (1800I.

2 Jahrbuch X, Reg. 624S, 6246. C2S0; XVI. Reg. 12608.
Vielleicht gehören hierher auch X, Reg. 6240, und XVI, Reg. 12610.
 
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