Francesco Furini.
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graziöse, ölige Malweise hat auch gewiß das Schaffen dieser ausgezeichneten englischen Porträtisten
beeinflußt. Diese späte Anerkennung des Meisters will mehr besagen als die Freude der Zeitgenossen
an seinen lieblichen Formen.
1. Furinis Lebensgang.
Francesco Furini1 ist ums Jahr 16002 geboren. Er ist des Porträtmalers Filippo Furini Sohn.
Der Vater ward allgemein Pippo Sciamerone geheißen, weil aus seinem Munde stets ein Schwärm von
Witzen und Possen schwirrte. Die Veranlagung des Sohnes war nicht unähnlich, wenngleich eine
starke Schicht Sentimentalität seinen Humor durchbrach. Wie's zu verstehen, zeigte sich beim Künst-
lerkinde früh die Neigung zum Zeichnen und
zum Malen und der Vater gab dem Triebe gerne
nach, für guten Unterricht in Passignanos, Bili-
verts und Matteo Rosseiis Schule sorgend. In
Jünglingsjahren ward er nach Rom geschickt,
wo er zum Glück für seine Kunst, zum Un-
glück für seinen Beutel den genialen Maler
Giovanni Manozzi, detto Giovanni de San Gio-
vanni 3 traf, den er aus Rosellis Schule kannte.
Zwei gleichgestimmte Seelen hatten sich ge-
fund en ; schnell hatte sich Furini mit dem un-
sterblichen Spasser angefreundet. Für Abwechs-
lung wußten die beiden trefflich zu sorgen; der
Arbeit gingen sie aus dem Wege, wo sie kam.
Zu Beider Glück schwanden die Soldi in ihren
Taschen und mahnte sie der Hunger zur Tätig-
keit. Als Giovanni einmal sein Inkognito
gelüftet und sich als Schöpfer der vielbe-
staunten Malerei am Hause gegenüber der
Porta Romana in Florenz bekannt hatte,
brauchte er um Arbeit nicht verlegen zu sein.
Der Kardinal Bentivoglio erlaubte ihm, als
Gegenstück zu Guido Renis «Aurora» in sei-
nem Casino am Monte Cavallo eine «Notte» al fresko zu malen. Furini unterstützte ihn hiebei.
Dann kehrte Furini nach Florenz zurück. Hier fand er die ersten Aufträge, Kleinigkeiten, die ins
Mugello4 bestimmt waren. Wenig später entstand sein erstes großes Bild, das er für den Florentiner
Kaufmann Giovanni Battista Baccelli malte (Taf. IV). Das Thema war der Tod des Adonissin lebens-
großen Figuren. Das Bild ward sehr bestaunt und die Beschäftigung begann. Die Verbindungen wuchsen
schnell, da sie durch zwei in Florentiner Häusern wohlakkreditierte Schwestern Francescos — beide in
Künsten tätig — gefördert wurden. Seine Art traf völlig das, was die Leute wollten, und darum fehlte
ihm bald die Zeit, allen Wünschen nachzukommen, um so mehr als einige Gönner, wie der Marchese
Fig. 3. Rötelzeichnung zu Hylas und das Bad der Nymphen.
Florenz, Uffizien.
1 Die Notizen über sein Leben sind Furinis Biographie in Filippo Baldinuccis «Notizie de' Professori del disegno» ent-
nommen. Andere geben Ergänzungen und Berichtigungen, allen voran Gargagnis «Commentario della famiglia Forini di
Firenze».
2 Der Autor der «Etruria Pittrice», den Gargagni für besser unterrichtet hält, gibt 1604 als Geburtsjahr an.
0 Da Gran Duca Cosimos Tod 1621 die Veranlassung zu Giovannis Scheiden aus Florenz gab, ist durch diesen Um-
stand auch Furinis römischer Aufenthalt zeitlich festgelegt.
4 Das wichtigste Seitental des Arno.
5 Das Werk befindet sich heute im Nationalmuseum in Budapest.
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graziöse, ölige Malweise hat auch gewiß das Schaffen dieser ausgezeichneten englischen Porträtisten
beeinflußt. Diese späte Anerkennung des Meisters will mehr besagen als die Freude der Zeitgenossen
an seinen lieblichen Formen.
1. Furinis Lebensgang.
Francesco Furini1 ist ums Jahr 16002 geboren. Er ist des Porträtmalers Filippo Furini Sohn.
Der Vater ward allgemein Pippo Sciamerone geheißen, weil aus seinem Munde stets ein Schwärm von
Witzen und Possen schwirrte. Die Veranlagung des Sohnes war nicht unähnlich, wenngleich eine
starke Schicht Sentimentalität seinen Humor durchbrach. Wie's zu verstehen, zeigte sich beim Künst-
lerkinde früh die Neigung zum Zeichnen und
zum Malen und der Vater gab dem Triebe gerne
nach, für guten Unterricht in Passignanos, Bili-
verts und Matteo Rosseiis Schule sorgend. In
Jünglingsjahren ward er nach Rom geschickt,
wo er zum Glück für seine Kunst, zum Un-
glück für seinen Beutel den genialen Maler
Giovanni Manozzi, detto Giovanni de San Gio-
vanni 3 traf, den er aus Rosellis Schule kannte.
Zwei gleichgestimmte Seelen hatten sich ge-
fund en ; schnell hatte sich Furini mit dem un-
sterblichen Spasser angefreundet. Für Abwechs-
lung wußten die beiden trefflich zu sorgen; der
Arbeit gingen sie aus dem Wege, wo sie kam.
Zu Beider Glück schwanden die Soldi in ihren
Taschen und mahnte sie der Hunger zur Tätig-
keit. Als Giovanni einmal sein Inkognito
gelüftet und sich als Schöpfer der vielbe-
staunten Malerei am Hause gegenüber der
Porta Romana in Florenz bekannt hatte,
brauchte er um Arbeit nicht verlegen zu sein.
Der Kardinal Bentivoglio erlaubte ihm, als
Gegenstück zu Guido Renis «Aurora» in sei-
nem Casino am Monte Cavallo eine «Notte» al fresko zu malen. Furini unterstützte ihn hiebei.
Dann kehrte Furini nach Florenz zurück. Hier fand er die ersten Aufträge, Kleinigkeiten, die ins
Mugello4 bestimmt waren. Wenig später entstand sein erstes großes Bild, das er für den Florentiner
Kaufmann Giovanni Battista Baccelli malte (Taf. IV). Das Thema war der Tod des Adonissin lebens-
großen Figuren. Das Bild ward sehr bestaunt und die Beschäftigung begann. Die Verbindungen wuchsen
schnell, da sie durch zwei in Florentiner Häusern wohlakkreditierte Schwestern Francescos — beide in
Künsten tätig — gefördert wurden. Seine Art traf völlig das, was die Leute wollten, und darum fehlte
ihm bald die Zeit, allen Wünschen nachzukommen, um so mehr als einige Gönner, wie der Marchese
Fig. 3. Rötelzeichnung zu Hylas und das Bad der Nymphen.
Florenz, Uffizien.
1 Die Notizen über sein Leben sind Furinis Biographie in Filippo Baldinuccis «Notizie de' Professori del disegno» ent-
nommen. Andere geben Ergänzungen und Berichtigungen, allen voran Gargagnis «Commentario della famiglia Forini di
Firenze».
2 Der Autor der «Etruria Pittrice», den Gargagni für besser unterrichtet hält, gibt 1604 als Geburtsjahr an.
0 Da Gran Duca Cosimos Tod 1621 die Veranlassung zu Giovannis Scheiden aus Florenz gab, ist durch diesen Um-
stand auch Furinis römischer Aufenthalt zeitlich festgelegt.
4 Das wichtigste Seitental des Arno.
5 Das Werk befindet sich heute im Nationalmuseum in Budapest.