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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 27.1907-1909

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I. Theil: Abhandlungen
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Bürkel, Ludwig von: Francesco Furini
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https://doi.org/10.11588/diglit.5947#0088
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Francesco Furini.

81

Mira qui di Careggi aH'aure amene
Marsilio e'l Plato e cento egregi spiriti
E di, se all' ombra degli Elisi mirti,
Tanti n' ebber giammai Tebe od Atene.

(Baldinuccis Erklärungen zu Giovannis Fresken sind bedeutend ausführlicher; in jener Reihe
würde er uns nicht ohne Erklärung der Gruppe der Frauen vorne links gelassen haben.)

Gewisse starke Härten der
Malerei wird man auch in der bei-
gegebenen Abbildung erkennen
können, auch dann, wenn ihm
Freskoproben von Altflorentiner
Meisterhand, wie z. B. zu einigen
der Letterati, zur Verfügung stan-
den (Ghirlandajo). Im Hinter-
grunde, ohne ihn abzuschließen,
taucht auf felsigem Grunde die
prächtige Villa Careggi auf: wie
immer, mißlingt ihm die Land-
schaft; sie scheint eine vorgescho-
bene, wackelige Kulisse; die Be-
wegungen der Genossen Lorenzos
sind hohl; man möchte nicht an-
nehmen, daß für sie so peinliche
und vorzügliche Vorstudien nötig
waren, wie eine für den Pico della
Mirandola erhalten ist (Fig. 26).
Ein Kleinod dagegen, köstlich in
der Zeichnung und von feinstem
Geschmack, ist der Rückenakt des
sitzenden Mädchens, dessen Arm
Lorenzo erfaßt hat; für ihre Hände
sind prächtige Studien in Rot-
schwarz (wie fast alle Zeichnun-
gen für diese Fresken) vorhanden
(Fig. 27). Man beachte daran seine
Freude an vollen Händen mit lan-
gen Fingern und seine sinnliche
Lust im Ziehen der Kontur; ge-
wiß ist eine Manier nicht zu verkennen, aber eine Manier in Konsequenz feinster Naturbeobachtung.
Eine zweite herrliche Figur des Bildes ist die «Prosa» (so wird sie wohl als Gegenstück zur lorbeer-
gekrönten Poesie zu nennen sein). Ein feines Frauenköpfchen, das zum Mäcen aufschaut, sitzt auf den
Schultern des lieblichen, halbentblößten Körpers, der mit einem weißen Hemde bekleidet ist. Voll
von schönen Träumen scheinen die Sinne des Mädchens. Furini hat wieder seine besten Stun-
den und nur einmal wieder ist ihm — so weit wir es heute übersehen können — Ähnliches in
gleicher Güte gelungen, als er die Rötelzeichnung des Frauenkopfes (Taf. VII) schuf, die wir schon
bewundert haben.

Wäre endlich die Figur der «Poesie» so prächtig geglückt, wie es die Pastellskizze der Uffizien
(Taf. X) erwarten ließ, so wäre sie sicher an Schönheit gegen die beiden anderen Frauen nicht

Fig. 27. Vorzeichnung zu den Händen der sitzenden Frauengestalt
und des Lorenzo Magnifico im Fresko: Accademia di Careggi.
Florenz, Uffizien.
 
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