Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
82

Ludwig v. Buerkel.

zurückgestanden; so aberscheint es, als ob das Material ihm hier Schwierigkeiten bereitet habe, die
er nicht zu überwinden verstand.

Die zweite Lünette (Taf. XI) ist räumlich besser gelungen. Baldinucci beschreibt folgendermaßen
den Sinn der Handlung: Die schöne Arbeit des Saales beschließt die zweite und letzte Lünette Furinis,
welche auf den Tod des Lorenzo anspielt; man sieht die Parzen, deren eine auf einem Steine sitzt; er
trägt die Inschrift: Ut parcant tempori Parcae. Man sieht den Fluß Lete, an welchem ein weißer Schwan
weilt, im Schnabel eine Medaille mit dem Bilde Lorenzos haltend, die auch den Namen trägt. Das Tier

will sie vor der feindlichen Welle
bewahren. Pace und Astrea kehren
weinend in den Himmel zurück,
von woher Mars naht, um wieder
von der Erde Besitz zu nehmen.
Die folgende Inschrift begleitet die
Lünette:

Muore, ed al suo morir la Pace
e Astrea

Tornan dolenti al ciel; ma il
nome i vanti
Cigni Febei, d'alta virtude
amanti,

Tolsero all' inimica onda Letea.

Am glücklichsten gelangen
die beiden weiblichen Figuren,
welche entsetzt das Heranstürmen
des Kriegsgottes erkennen. Die
prächtige Rötelzeichnung des er-
schreckt blickenden Frauenkopfes
(Taf. XII) ist eine Studie zur links-
stehenden Frau. Stünde das ganze
Fresko auf dieser Stufe der Voll-
endung, der Durchgeistigung und
der formalen Schönheit, so würde
es unserem Maler einen Platz unter
den Ersten sichern. Doch auch
hier wieder stört der Mangel jeg-
lichen Gefühls für Verbindung der
Figuren mit der Landschaft und
die Gruppe der entfliehenden Pace

vollends, welche auf einer Wolke entschwebt, muß als recht unglücklich situiert bezeichnet werden.
Welch durchdringendes Studium Furini auf die Figuren der Arbeit verwandte, lehrt die ausführliche
Rötelzeichnung zur Figur des Mannes mit dem Orcio, welchem der Quell des Vergessens entrinnt
(Fig. 28), und die Studie zum Mars, dessen Helm rechts oben auf dem hier (Fig. 29) wiedergegebenen
Blatte erscheint und dessen Fuß auf einem anderen Blatte der reichen Florentiner Sammlung in der
Vorstudie enthalten ist.

Sollte wohl mit den entzückenden Frauengestalten der Lünetten eine prächtige, kleine Agnes
(Taf. XIII) in Zusammenhang zu bringen sein, die wohl noch naiv und unstilisiert aus dem Bilde schaut,
aber malerisch so vollkommen ist, daß wir uns scheuen müssen, sie dem jüngeren Furini zuzudenken ?
Wie die Hände der kleinen Heiligen sich auf das weiche, flaumige Fell des Lämmchens legen, wie aus tiefem

Fig. 28

Vorzeichnung zum Mann mit dem Quell des Vergessens
in der Apotheose Lorenzo Magnificos.
Florenz. Uffizien.

ff
 
Annotationen