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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 27.1907-1909

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I. Theil: Abhandlungen
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Bürkel, Ludwig von: Francesco Furini
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https://doi.org/10.11588/diglit.5947#0092
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Francesco Furini.

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Malerei des XVIII. Jahrhunderts gibt. In diesen Stücken des Florentiners ist alles noch Farbe, leuch-
tende, blendende Farbe, und das gewisse Fatale, das diese englische Malerei charakterisiert, weshalb sie
auch ein so großes Publikum hat wie keine zweite Kunst sonst, dieses Fatale *, das in unseren Zeiten
in Fritz August Kaulbachs Frauenbildern Apotheosen feiert, lebt in Furinis Werken nicht.

Zwei Bilder haben sich in Edinburgh gefunden. Eine Poesie, allen Freunden der Florentiner
Zeichnungensammlung wohlbekannt (Taf. XV, 1): Ein edel stilisierter, ein wenig akademischer Frauen-
kopf, den Lorbeer im Haar. Die Rötelzeichnung der Uffizien (Taf. XIV)2 ist die Vorstudie zu diesem
Bilde, dem als Pendant ein schwächerer S. Sebastian (Taf. XV, 2) zugesellt ist. Die Poesie wird wohl
eine Replik des Ovates beim Marchese Vitelli sein, der die vier Musen besessen hat. Aus diesem Kreis
von Gegenständen wird Furini wohl reihenweise Bilder gemalt haben. Ein anderes Stück, das hieher
gehört, besitzt der Duca d'Alba in Madrid. Eine schöne nackte Frau in Halbfigur ist dargestellt und hält
eine Maske in Händen; wollen wir sie Thespis heißen. Das prächtige Werk hält sich mühelos neben
den Bildern der Größten in dieser Sammlung.

Die liebenswürdige Naivität, welche die Paradiesszene oder das Mädchenporträt auszeichnet, ist
hier nicht mehr zu finden. Als Maler der mondänen Salons hat Furini sich immer mehr seiner Aufgabe
gefügt, für die grandiosen barocken Salone wirksame Bilder zu malen. Zum Höhepunkt kommt er
in den Ovaten, in denen er auch kompositioneil Meister ist. Der Romane trieb stets mit Bildern Archi-
tektur, der Deutsche das Gegenteil. Dem Romanen ist der formale Eindruck beim Bilde das Wesent-
liche, der gebildete Deutsche sucht den Inhalt, der weniger gebildete einen Titel. Man muß die Weit-
räumigkeit und die Leere eines italienischen Zimmers schätzen gelernt haben, um solche Kunst voll zu
würdigen. Themen sind diesen Malern nur Vorwände — glücklicherweise.

Eine weitere Steigerung auf dem einmal beschrittenen Wege Furinis läßt sich nicht denken. Wem's
der Himmel gut meint, den nimmt er weg, wenn er sein Teil gesagt hat. Zunehmende Beschäftigung
mit der Kunst des Seicento wird erkennen lassen, welch wichtige Anregungen die französischen und
englischen Maler der folgenden Zeit von Furini empfangen haben.

1 Der Franzose bezeichnet dies mit «surfait». a Bei Alinari.

Fig. 31. Allegorie.
Wien, Hofmuseum.

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