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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 28.1909-1910

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I. Theil: Abhandlungen
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Röttinger, Heinrich: Breu-Studien
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https://doi.org/10.11588/diglit.5949#0056
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Breu-Studien.

49

In Boners Thukydidesausgabe vom 16. Juni 1533 (Holzschw. 34—41) fallen zwei Schnitte wegen
ihrer ausgesprochenen Eigenart auf: die Belagerung einer am Meere gelegenen Stadt durch eine Land-
macht (fol. 34', Fig. 11) und der Angriff auf eine ebenso gelegene Stadt durch eine Flotte (fol. 6). Diese
beiden Blätter, ohne viel Bedenken gezeichnet und geschnitten und fraglos von einer Hand, sind einer
Phantasie entsprungen, welche der des Zeichners der Eroberung von Algier mindestens sehr verwandt
war. Die Stadt Algier wie die Stadt Plateä (fol. 34') liegen hart am Meere, ein Wassergraben trennt sie
vom Festlande. Durch Türme verstärkte Mauern umschließen ein Häuflein Spielzeughäuser und ein gutes
Stück unverbauten Grundes. Auf beiden Blättern dringen die Belagerer über eine Brücke in die Stadt,
um sofort mit der Besatzung handgemein zu werden. Die übrigen Straßen sind menschenleer; vor der
Brücke warten die Belagerer in langen Reihen, bis sich Platz zum Eindringen ergibt. Von Einzelheiten

Fig. 11. Breu d. J., Überfall der Stadt Plateä. Aus dem Peloponnesischen Krieg des Thukydides, 1533.

Hschw. 39.

halte man die Pferdchen des Thukydidesblattes fol. 34' neben jene des Algierblattes, beachte ihre
Statur, die Muskulatur des Halses, die spitz zulaufenden Köpfe mit den geöffneten Mäulern. Auch gewisse
Ubereinstimmungen an den Häuschen der beiden Städte (Fensterbildungen, die leicht eingebogenen
Dachseiten) verdienen vermerkt zu werden. Die Entsprechung der Pferdetypen des Blattes fol. 34' mit
denen des Schlachtbildes fol. 26, das wieder die Kriegertypen mit dem Schnitte fol. 32 gemein hat, die
Übereinstimmung, die in den Formen der Schiffe der Schnitt 60 mit dem 6' und dem Algierblatte auf-
weist, das Stadtbild auf der Übergabe Plateäs fol. 71' reiht auch diese Blätter der Gruppe an. Neu
erscheinen auf dem zuletzt zitierten Schnitte einige antik gekleidete Krieger; andere bringt der Schnitt
fol. 3o'. Auf dem Algierblatte fehlen solche. Dafür bietet das Susannenblatt Ersatz. Den Kriegern vor
dem Throne des Richters und den Steinigern der beiden Alten gleichen die Krieger der Buchschnitte
ihrer ganzen Erscheinung und Statur wie gewissen Einzelzügen, dem perückenartig auf den Schädeln
sitzenden Haupthaare (Gefolge des Pausanias, Plateäs Bürger), den dichten Bärten und der Bewaffnung
nach (vgl. die Form der Lederkoller, der Helme, die breiten Lanzen- und mannigfach gestalteten Helle-
bardenspitzen fol, 26, 3o', 32, 34'). An landschaftlichen Einzelheiten sind weder die beiden Flugblätter
 
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