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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Editor]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 32.1915

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Winkler, Friedrich: Studien zur Geschichte der niederländischen Miniaturmalerei des XV. und XVI. Jahrhunderts
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https://doi.org/10.11588/diglit.6174#0333
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Studien zur Geschichte der niederländischen Miniaturmalerei des XV. und XVI. Jahrhunderts.

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der Werkstatt der Brüder Limburg war,1 enthält rieben Arbeiten eines dritten Künstlers Werke des
Meisters des Guillebert von iMetz. Er schuf nur fol. 23', 33', 42', 50', 72', 84 des zweiten Bandes
(Fig. 3g) und seine Bilder sind bloße Nachahmungen anderer des ersten Bandes. Vermutlich mußte der
Anonymus sie hinzufügen, als das Brevier in zwei Teile getrennt wurde. Es wiederholt sich hier der

Fig. 3/. Paris, Bibliotheque de l'Arsenal, Cod. 5070, Fol. 97'.

gleiche Fall, den wir eben bei der Arsenalhandschrift beobachteten. Auch hier mußte der Künstler
ein Werk aus dem Besitze Johanns ohne Furcht nachahmen. Es liegt nahe anzunehmen, daß der Auf-
trag zur Wiederholung einzelner Bilder älterer Meister auch diesmal von Philipp dem Guten ausging.

In meiner vorläufigen Gruppierung im «Repertorium für Kunstwissenschaft» ig 11 nannte
ich schon als Gegenstück des Brüsseler Gebetbuches ein in der vatikanischen Bibliothek in Rom

que un plagiat, du Palatinus 1989 de la bibliotheque du Vatican». Das Vorbild in der vatikanischen Bibliothek ist für Johann
den Guten geschaffen und wird im Inventar von 1420 genannt. Philipp der Gute erbte es bei seinem Regierungsantritt und
ließ unsere Handschrift im Arsenal — sie stammt aus seinem Besitz — vermutlich direkt nach dem Muster der in Rom
schmücken. Der Vorgang ist um so bezeichnender, als unser Künstler noch ein zweites Mal ein für Johann ohne Furcht geschaffenes
Werk nachahmte (s. darüber später). Durrieu ist 1911 (Bulletin de Ia Societe" francaise de reproductions de manuscrits ä
peinture I, p. 89 f.) nochmals auf die Handschrift zu sprechen gekommen. Auch nach ihm ist die Arsenalhandschrift das
Werk mehrerer Künstler; einer unter ihnen sei eine sehr ausgeprägte Persönlichkeit, dessen gewöhnliche Sprache das Flämisch

war _ es handelt sich offensichtlich um den Meister des Guillebert von Metz, da bei seinen Bildern allein flämische Noten

zu finden sind — ; dieser Meister soll nach dem Studium seines «Oeuvre» besonders in Gent gearbeitet haben und Durrieu
schlägt vor, ihn wegen einer besonderen Eigentümlichkeit, die auch wir schon kennzeichneten, «Meister mit den silbernen
Himmeln» zu laufen. Daß unsere unabhängig erfolgte Zusammenstellung des Werkes auch in anderen Punkten mit .der
Durrieus — er nennt bisher nur ein zweites Werk — zusammenfällt, spricht stark für die Richtigkeit der Gruppierung, die
der eigentümliche Stil des Meisters außerordentlich erleichtert.

1 Repertorium für Kunstwissenschaft XXXIV (1911), S. 536.

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