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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 33.1916

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I. Theil: Abhandlungen
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Glück, Gustav: Jugendwerke von Rubens
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https://doi.org/10.11588/diglit.6168#0020
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Gustav Glück.

und Geschlossenheit in der Komposi-
tion und nach edler statuarischer Hal-
tung der einzelnen Gestalten. Dieses
Streben tritt uns — wie es scheint,
zum ersten Male — deutlich entgegen
in dem herrlichen Gemälde, das die
Verehrung eines Marienbildes durch
männliche und weibliche Heilige vor-
stellt (heute im Museum zu Grenoble).
Ursprünglich für den Hochaltar der
Chiesa Nuova in Rom gemalt, war es
wegen der ungünstigen Beleuchtungs-
verhältnisse verworfen worden; er hat
es später ohne Erfolg seinem Gönner,
dem Herzog von Mantua, für dessen Ga-
lerie empfohlen und endlich mit nach
Antwerpen genommen, wo er es zum
Gedächtnis seiner Mutter in die Kirche
der Sanct - Michaels-Abtei stiftete, in der
diese und auch später sein Bruder Phi-
lipp begraben lagen. Bei dieser Gele-
genheit dürfte er das schöne Werk
nochmals übergangen haben; die Mo-
dellierung der Köpfe und der Gewän-
der scheint, soweit wir nach den Repro-
duktionen zu urteilen vermögen, die
verbessernde Hand des Meisters zu
verraten.

In dieselbe Zeit, etwa in die
Jahre 1606—1607, mag die Entstehung
zweier nicht unbedeutender Werke an-
gesetzt werden. Das eine ist der hei-
lige Sebastian der Corsinischen Galerie
in Rom; hier verrät der sorgfältig und
vertrieben modellierte, mächtige nackte
Körper des Heiligen deutlich den An-
schluß an die Antike und auch die Fär-
bung mit ihrer düster gehaltenen Land-
schaft paßt am besten in diese Schaffens-
periode. Leider ist das schöne, auch in
der geschlossenen Komposition sehr wirk-
same Werk durch starke Ubermalungen
entstellt und dies mag der Grund sein,
daß von manchen Seiten Rubens' Hand
hier nicht erkannt worden ist.1
Das zweite Werk sind die zwei schönen, auf beiden Seiten bemalten Orgelflügel der Liechten-
steinschen Galerie in Wien (Taf. V, Fig. 11 und 12), die lange Zeit seltsamerweise als Werke

1 Max Rooses (L'ocuvre de Rubens II, p. 3jo) schreibt es merkwürdigerweise Van Dyck zu und auch Emil Schaeffcr
(Van Dyck, S. 431) hat es unter Van Dycks cechte Gemälde von zu Unrecht bestrittener Eigentümlichkeit» aufgenommen.

Fig. II. Rubens, Der heil. Joachim.
Wien, Galerie Liechtenstein.
 
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