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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 33.1916

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I. Theil: Abhandlungen
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Glück, Gustav: Jugendwerke von Rubens
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https://doi.org/10.11588/diglit.6168#0031
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Jugendwerke von Rubens.

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der Wiedergabe des Pferdes und seiner Bewegung auf dem Porträte Lermas nicht ganz zufrieden
gewesen sei. Nach den Niederlanden zurückgekehrt, fand er, daß ihm trotz solchen kleinen, wohl nur
für ihn selbst erkennbaren Mängeln der Ruhm jenes Reiterbildnisses des Ministers, der ja mit dem
Hofe des Erzherzogs Albert in ständiger Verbindung war, vorausgeeilt war, und in der Tat erhielt
er, wie wir noch sehen werden, bald mehrere Aufträge dieser Art. Nun wirft er sich mit seinem

Fig. 17. Kopie nach Rubens' «Reitschule».
Brüssel, Sammlung des Marquis ßoessiere-Tliiennes.

künstlerischen Temperament, das, nicht leicht befriedigt, immer wieder nach neuen Motiven sucht,
auf diese Aufgabe, als wäre sie ihm völlig neu. In der Reitschule studiert er von neuem die
Bewegungen des edlen Tieres und erkennt drei Möglichkeiten für die Haltung des Pferdes auf
einem Reiterporträt.

Diese finden wir auf dem Gemälde des Berliner Museums in liebevollem Studium dargestellt.
Das erste Pferd kommt, ähnlich wie das des Herzogs von Lerma in versammeltem, kurzen Trab
auf den Beschauer zu; der linke Vorder- und der rechte Hinterfuß sind erhoben, die anderen
stehen noch auf dem Boden, wie dies nur beim Trab, nicht aber beim Schritt der Fall ist. Der
Ausdruck der Bewegung ist hier viel besser gelungen als bei dem Porträt Lermas, das die gleiche
Haltung des Pferdes mit dem Unterschiede zeigt, daß statt der linken die rechte Krupe zu sehen
ist. Das Pferd im Trab darzustellen, haben sich seit der Zeit der Renaissance, in der noch Dona-
tello seinen Gattamelata und Verrocchio seinen Colleoni Schritt reiten lassen, die größten Künstler
bemüht: schon Leonardo da Vinci, der selbst ein vortrefflicher Reiter gewesen ist, versucht es in
 
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