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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 33.1916

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I. Theil: Abhandlungen
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Glück, Gustav: Jugendwerke von Rubens
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https://doi.org/10.11588/diglit.6168#0033
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Jugendwerke von Rubens.

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scharfe Wendung des Kopfes des Reiters, der den Beschauer anblickt. An Stelle des Schimmels
ist hier ein Scheck mit sehr kräftiger, schöner Zeichnung getreten.

Mit diesen drei Typen des gemalten Reiterbildnisses, von denen nur zwei für die Aus-
führung wirklich in Betracht kamen, sind — von geringen Veränderungen abgesehen — Jahr-
hunderte ausgekommen. Wie sehr Rubens' Studien schon zu seiner Zeit geschätzt wurden, beweist
eine große Anzahl von kleineren
Kopien, die gleichzeitige vlämische
Künstler danach angefertigt haben.
Kopien aller drei Pferde kommen
in recht geistreicher Ausführung,
mit Veränderung der Stellung der
drei Aufnahmen und ohne den
landschaftlichen Hintergrund im
Buckingham-Palast (Fig. 16) und
in der Sammlung des verstorbe-
nen Sir Lionel Rothschild zu
London vor. Die beiden Pferde
links, also die, die wirklich für
Reiterbildnisse verwendet wurden,
erscheinen, vor landschaftlichem
Hintergrunde, in einem vortreff-
lich gemalten Bildchen beim Mar-
quis Boessiere-Thiennes in Brüs-
sel (Fig. 17). Das linke auf den
Beschauer zutrabende Pferd sehen
wir allein auf kleinen Kopien in
der Galerie zu Dulwich (Nr. 73,
ohne Reiter) und im Städelschen
Institut in Frankfurt am Main
(Nr. i32, der Reiter wegretu-
schiert), endlich das von hinten
aufgenommene Pferd rechts in
der Liechtensteinschen Galerie zu
Wien (Fig. 18). Es scheint fast, als
hätten die vlämischen Historien-
maler die Pferdemalerei, die sie
immer als ihre Domäne betrachtet
haben, während sie den berufsmäßigen Tiermalern nur die niedrigeren Tiere überließen, an diesen
drei Rubensschen Pferden studiert, etwa wie die florentinischen Manieristen das Nackte an Michel-
angelos Karton der badenden Soldaten. Manche von diesen kleinen Wiederholungen aus Rubens'
Original sind in der Ausführung so fein, daß man versucht ist, sie seinem größten Schüler Van
Dyck zuzuschreiben, dessen Namen sie auch fast in allen den genannten Sammlungen führen.
Für diese Annahme könnte der Umstand sprechen, daß in der Tat solche Bilder schon in den uns
erhaltenen Inventaren des siebzehnten Jahrhunderts unter Van Dycks Namen vorkommen. Der
Maler Erasmus Quellinus besaß ein Stück mit drei Pferden, angeblich von Van Dyck, ein anderer
Künstler, Alexander Voet, zwei Pferdchen von Van Dyck.1

1 «Een stucken met dry peerdekens, men seght van van Dyck»: Nachlaß Erasmus Quellinus 1678 (Antwerpsch
Archievenblad XXII, p. 8). — «Item, twee peerdekens, van van Dyck»: Nachlaß Alexander Voets 1685 (a. a. O. XXII, p. 44).
~~ Auch von Jan Bockhorst hat es ein ähnliches Bild gegeben: ,Een stuk representerende drie Paardjes, door Lange Jan.'

XXXIII. 4

Fig. 19. Jan Bruegel d. Ä., Das Paradies (Ausschnitt).
Rom, Galerie des Fürsten Daria.
 
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