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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 33.1916

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I. Theil: Abhandlungen
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Planiscig, Leo: Geschichte der venezianischen Skulptur im XIV. Jahrhundert
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https://doi.org/10.11588/diglit.6168#0043
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Geschichte der venezianischen Skulptur im XIV. Jahrhundert.

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diese Figuren und besonders jene Habakuks haben mit den Werken Antelamis — man vergleiche
sie mit den Propheten an den Seiten des Haupteinganges der Kirche von Borgo San Donnino und
da speziell den Propheten rechts (Fig. 3) mit dem Habakuk — in der stilistischen Auffassung, in
der antikisierenden Gewandbehandlung, schließlich in jenen so charakteristischen Hauben, die die
zuletzt genannten Figuren auf dem Kopfe tragen, solche Ähnlichkeit, daß bei Berücksichtigung des
zeitlichen Unterschiedes, somit auch der höheren Entwicklungsstufe, der Zusammenhang kaum klarer
erscheinen kann.

Die Prophetenfiguren der Kapelle Zen sind im Vergleiche mit der Gruppe der Salute-Kirche
stilistisch entwickelter, und da Gabelentz diese, meiner Ansicht nach mit Recht, um das Jahr 1250

Fig. 5. Thronende Madonna mit dem Kinde.

Venedig, San Polo.

datiert hat, möchte ich die vier Propheten gegen die Mitte der zweiten Dugentohälfte ansetzen,
um so mehr, als uns noch andere Werke bekannt sind, die in mancher Beziehung als Entwicklungs-
folgen dieser Skulpturen betrachtet werden können. Es sind die folgenden:

a) Das Relief eines nach orientalischem Ritus segnenden Bischofs, im Museum des
Seminario patriarcale zu Venedig (Fig. 4).1

b) Das Relief der thronenden Madonna mit dem Kinde an der Außenwand von S. Polo
zu Venedig (Fig. 5). Zur Seite des Thrones zwei aus Wolken hervortauchende Engel. Rechts stehend
der hl. Petrus, links der hl. Paulus. Das Relief ist von einem dreifachen Rahmen umschlossen.
Auf dem oberen Teile des äußeren Rahmens befindet sich folgende Inschrift: O 0EOC TOT AITOT
AHMHTPIOT. Sie gehört, wie bereits öfter hervorgehoben wurde, nicht zu dem Relief; denn sie
steht auch inhaltlich mit der Reliefdarstellung in keinem Zusammenhang. Die Ansichten über die
Entstehung dieses Werkes gehen sehr auseinander: Cicognara2 hält es für byzantinisch, Selva-

1 Guida del visitatore artista attraverso il Seminario patriarcale di Venezia, Venedig 1912, p. 47, No. 6. Fälschlich
dem XVI. Jahrhundert zugeschrieben. H. 40 cm, Br. 20 cm. Stammt aus der demolierten Kirche Sta. Lucia.

2 Conte Leopoldo Cicognara, Storia della Scultura dal suo risorgimento in Italia fino al secolo di Canova III (Prato
1823), p. 334.
 
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