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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 33.1916

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I. Theil: Abhandlungen
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Planiscig, Leo: Geschichte der venezianischen Skulptur im XIV. Jahrhundert
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https://doi.org/10.11588/diglit.6168#0061
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Geschichte der venezianischen Skulptur im XIV. Jahrhundert.

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Fig. 25 und 26. Details des Grabmals des Dogen Francesco Dandolo.
Venedig, Museum des Seminario patriarcale.

Die Szene an der Vorderwand unseres Sarkophages steht stilistisch mit dem Donatus-Relief von
Murano in engem Zusammenhang. Man betrachte die Köpfe der Figuren. Vor allem sehen sich
alle untereinander ähnlich und ähnlich ist auch ihre stilistische Behandlung. Haare und Barte sind
immer in der gleichen, gestreiften,
hart in den Stein geschnittenen,
scharfkantigen Art ausgeführt;
ebenso die Augen und die dünnen,
spitzen, an den Mundwinkeln etwas
umgebogenen Lippen. In der Haar-
und Bartbehandlung finden wir
etwas Schnörkelhaftes, Kalligra-
phisches, was auch an den nur
zum Teile sichtbaren Ohren und
insbesondere in der Faltengebung
der Gewänder zu Tage tritt. Es
sind dies Charakteristika, die man
auch an dem hl. Donatus beobach-
ten kann: die faserige Behandlung
des Bartes, die dünnen Lippen,
den herabfallenden Schnurrbart,
dann die flache, seichte Fältelung
des Gewandes. Der Madonnenkopf
sowie die Köpfe der Engel an den Sarkophagsecken können mit Werken der zweiten Dugentohälfte,
wie etwa der Madonna orans oder dem hl. Pantaleon der Estensischen Sammlungen verglichen wer-
den, — ein Bindeglied, das uns noch weiter zurückversetzt. Die merkwürdige Behandlung des

Fig. 27. Details des Grabmals des Dogen Francesco Dandolo.
Venedig, Museum des Seminario patriarcale.

dans le cloitre abbandone (sie!) de l'eglise de la Salute». Gleich darauf berichtet uns der Autor, immer vom Dandolo-Grab-
mal sprechend, wie folgt: «Quant au baldaquin, il est encore dans la maison du chapitre (welches chapitre, ist nicht
gesagt), ä l'endroit meme oü il etait place primitivement.» Also zwei Baldachine, einer in dem «verlassenen» Kreuzgang
der Salute-Kirche, der andere am ursprünglichen (nicht genannten) Orte! — Derartige Blüten kommen sehr oft in Bouchauds
neuem Buch vor. Ich kann im Laufe dieser Arbeit nicht auf alle eingehen, die schönsten werde ich mir aber nicht ent-
gehen lassen.
 
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