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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 33.1916

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I. Theil: Abhandlungen
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Planiscig, Leo: Geschichte der venezianischen Skulptur im XIV. Jahrhundert
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https://doi.org/10.11588/diglit.6168#0082
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74 Leo Planiscig.

hunderts setzt. Andererseits hat Frey richtig Beziehungen zwischen den Figuren dieser Pila und
der Mittelstütze der Sieneser Domkanzel erkannt. Da ich in dieser den Stil Fra Guglielmos zu er-
kennen glaube, so könnte auch dieses sogenannte Jugendwerk Giovannis in jenen Kreis der pisani-
schen Kunstentwicklung eingereiht werden, der unter dem Banner des Fra Guglielmo steht, womit
aber nicht behauptet werden soll, wir hätten es hier direkt mit einer Arbeit dieses Meisters zu tun.
Es handelt sich um jenes schon früher erwähnte Mittelglied zwischen Nicolö und Giovanni, wofür
der Name Fra Guglielmo einen Sammelbegriff bedeutet.

Zum Schlüsse vergleiche man die Figuren der Mittelstütze der Pisaner Domkanzel (Pisa,
Museo Civico) mit allen jenen, die bisher besprochen wurden, der von Sta. Giustina mit inbegriffen.

Fig. 46. Grabmal des B. Simeone profeta.
Venedig, S. Simeone Grande.

Der neue Stil Giovannis wird daraus um so klarer hervortreten und andererseits wird sich ergeben,
daß die Figuren der Basis der Sieneser Kanzel, der Area des hl. Dominikus, des Weihwasser-
beckens in Pistoja, der Area des hl. Lukas und des Buonandrei-Sarkophages einer anderen Kunst-
strömung angehören, die sich von der eigentlichen Pisani-Schule abzweigte, bevor noch Gio-
vanni in seinen späteren Werken jenen neuen Stil erreichte, der den erwähnten Skulpturen gänz-
lich fehlt.

Daraus kann man nun folgendes schließen. Der neue pisanische Stil wurde nicht durch die
Werke Giovannis in Padua, respektive im Veneto eingeführt.1 Der toskanisch- pisanische Einfluß
geht für das Veneto nicht von einem Künstler oder von einem Werke direkt aus, sondern er be-
wegt sich auf einer breiteren Basis, als Venturi denkt, und dringt hier mittelbar, in unserem
Falle höchstwahrscheinlich über Bologna ein.

Was die Alabasterreliefs anbelangt, die die Sarkophagseiten schmücken, so könnte man
sie im Vergleiche mit dem Sockel für das Werk einer anderen Hand halten. Ich glaube, daß dies

1 Mit unseren Figuren kann auch die vollrund behandelte Verkündigungsszene auf dem Ziborium des Domes von
Trau verglichen werden; siehe M. Ivekovid, Dalmatiens Architektur und Plastik, Wien, Bd. 1, Taf. 23.
 
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