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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 33.1916

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I. Theil: Abhandlungen
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Planiscig, Leo: Geschichte der venezianischen Skulptur im XIV. Jahrhundert
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https://doi.org/10.11588/diglit.6168#0135
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Geschichte der venezianischen Skulptur im XIV. Jahrhundert.

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Verstorbenen zu; Venturi hingegen unterscheidet Teile, die mit großem Können ausgeführt worden
sind, wie die Madonnen, die Engel in den Ecknischen u. a., und nimmt sie für Andreolos Hand in
Anspruch, während er andere, minder gute Teile seinen Gehilfen zuschreibt. Die Tatsache aber,
daß dem Andreolo, wie dokumentarisch belegt ist,1 nicht der statuarische Schmuck, sondern die
architektonische Ausführung der Kapelle S. Feiice im Santo zu Padua angehört, hätte ge-
wisse Bedenken bei der Zuschreibung ganz bestimmter Skulpturen hervorrufen müssen. Andreolo
kann ganz gut der Architekt und Unternehmer dieser Werke gewesen sein, wobei die Ausführung
seinen Arbeitsgenossen überlassen wurde, die sicher keine einfachen Gehilfen, sondern erfahrene
Künstler gewesen sind. Andreolo de Sanctis bedeutet für uns eine Phase der Stilentwicklung oder
das Schild einer venezianischen Bildhauerwerkstatt um die Mitte des XIV. Jahrhunderts.

Fig. 87. Altarvorsatz.

Venedig, S. Marco.

Seine Individualität verschwindet in einem Skulpturenkomplex, an dem ohne Zweifel mehrere
Hände gearbeitet haben. Man kann höchstens versuchen, die einzelnen Hände in folgender Weise
zu sondern:

Erste Hand (altertümliche): Figuren der Lisenennischen an beiden Bogen; vielleicht auch
jene der betenden Engel in den Medaillons, die sich aber den Engeln um das Paradebett Jacopos
nähern.

Zweite Hand: Rundfiguren in den Nischen an den Sarkophagkästen. Fortgeschrittener am
Ubertino-Grab.

Dritte Hand: Figuren der Verstorbenen.

Vierte Hand: Engelsfiguren am Paradebett Ubertinos.

Diese Einteilung gründet sich nur auf stilistische Merkmale und schließt die Möglichkeit der
Entwicklung ein und derselben Hand nicht aus. Eine Verteilung an die im Biscaro-Dokument er-
wähnten Bildhauer ist absurd, da uns kein Wort über die Tätigkeit jedes Einzelnen Aufklärung
gibt. Gegenüber Biscaro und Venturi möchte ich noch einmal den Werkstattcharakter dieser
Monumente betonen. Die Zufälligkeit der Anführung Andreolos im Dokumente soll und darf nicht

1 Siehe S. 133.

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