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Leo Planiscig.
des Thrones ist neu. Eine runde Nische, innen gerippt in der Art einer Pilgermuschel, wird von
zwei blätterartigen Konsolen getragen, unten ragen die Seitenlehnen hervor. Die Verkündigungs-
figuren sind bekannte Requisite der venezianischen Grabskulptur des Trecento: der Engel gleicht
dem unter k) angeführten in den Estensischen Sammlungen (Taf. XV). Die Figur des Toten nähert
sich hingegen jenen der Carrara-Gräber, ohne freilich ihre naturalistische Ausbildung zu erreichen.
Das Bewegungsmotiv der Baldachinengel — die Art, wie sie von den Vorhängen umhüllt werden,
Fig. 93. Grabmal des Raniero degli Arsendi (1358).
Padua, Kreuzgang des Santo.
— ist auf venezianischem Boden neu; die Köpfe dieser Engel passen aber genau zu den vielen er-
wähnten Beispielen der vierziger Jahre.
Gabelentz1 behauptet, dieses Grabmal gehöre «zu den spätesten Vertretern jener veneziani-
schen Denkmäler, die mit Benützung byzantinischer Vorlagen gearbeitet worden sind». Welches sind
denn diese «byzantinischen» Vorlagen, die Gabelentz ins XII. und XIII. Jahrhundert verlegen
möchte? Die stilistischen Merkmale dieses Werkes entspringen alle der venezianisch-auto-
chthonen Kunst. Gewiß haben auch byzantinische Elemente dabei eine Rolle gespielt. In diesem
Werke aber sind sie bereits so verarbeitet, daß sie unter der echt venezianischen Hülle gänzlich
verschwinden. Wichtiger ist die dekorative Auffassung, derentwegen das Grabmal hier im An-
schlüsse an die De Sanctis-Wrerkstatt und nicht im Zusammenhange mit der Skulptur der vierziger
Jahre behandelt wurde, wo es eigentlich hingehört. Eine Stilgemeinschaft mit den Carrara-Gräbern
besteht nicht, es sei denn im Verständnis für eine reiche Anwendung der Dekoration — ein
1 Gabelentz a. a. O., S. 254.
Leo Planiscig.
des Thrones ist neu. Eine runde Nische, innen gerippt in der Art einer Pilgermuschel, wird von
zwei blätterartigen Konsolen getragen, unten ragen die Seitenlehnen hervor. Die Verkündigungs-
figuren sind bekannte Requisite der venezianischen Grabskulptur des Trecento: der Engel gleicht
dem unter k) angeführten in den Estensischen Sammlungen (Taf. XV). Die Figur des Toten nähert
sich hingegen jenen der Carrara-Gräber, ohne freilich ihre naturalistische Ausbildung zu erreichen.
Das Bewegungsmotiv der Baldachinengel — die Art, wie sie von den Vorhängen umhüllt werden,
Fig. 93. Grabmal des Raniero degli Arsendi (1358).
Padua, Kreuzgang des Santo.
— ist auf venezianischem Boden neu; die Köpfe dieser Engel passen aber genau zu den vielen er-
wähnten Beispielen der vierziger Jahre.
Gabelentz1 behauptet, dieses Grabmal gehöre «zu den spätesten Vertretern jener veneziani-
schen Denkmäler, die mit Benützung byzantinischer Vorlagen gearbeitet worden sind». Welches sind
denn diese «byzantinischen» Vorlagen, die Gabelentz ins XII. und XIII. Jahrhundert verlegen
möchte? Die stilistischen Merkmale dieses Werkes entspringen alle der venezianisch-auto-
chthonen Kunst. Gewiß haben auch byzantinische Elemente dabei eine Rolle gespielt. In diesem
Werke aber sind sie bereits so verarbeitet, daß sie unter der echt venezianischen Hülle gänzlich
verschwinden. Wichtiger ist die dekorative Auffassung, derentwegen das Grabmal hier im An-
schlüsse an die De Sanctis-Wrerkstatt und nicht im Zusammenhange mit der Skulptur der vierziger
Jahre behandelt wurde, wo es eigentlich hingehört. Eine Stilgemeinschaft mit den Carrara-Gräbern
besteht nicht, es sei denn im Verständnis für eine reiche Anwendung der Dekoration — ein
1 Gabelentz a. a. O., S. 254.