Leo Planiscig.
seite bilden kein architektonisches System: sie sind als Flächendekoration gedacht, gleichwie die
Fresken Giottos in der Arena-Kapelle zu Padua. Die Vorherrschaft des malerischen Prinzips, die
an den Reliefs trotz starker Restaurierung noch deutlich wahrzunehmen ist, tritt zu der allgemeinen
dekorativen Tendenz hinzu. Die sechzehn Reliefs enthalten einzeln je eine Szene aus dem Leben
Fig. 104. Devotionsrelief (1349).
Venedig, Vorhof der Scuola di S. Giovanni Evangelista.
des Guido Tarlati. Die Erzählung geht bis ins Kleinliche: deutlich sickert hier der novellistische
Charakter, die Freude am Erzählen des Toskaners durch. Während aber Andrea die Figuren seiner
Darstellungen auf das Notwendigste reduziert und sich für den landschaftlichen Hintergrund jener
steilen Felsen bedient, die hie und da ein Bäumchen tragen und die für Giotto und für dessen
direkte Schule typisch sind, tritt uns hier eine neue, fortgeschrittene Raumauffassung und eine neue
Bedeutung der Figuren im Räume entgegen. Man betrachte das Relief mit der «Waffentat von
Rondine»: Unter einem Zelte rechts der Befehlshaber mit seinen bewaffneten Soldaten, die bereit
zum Angriff stehen; links die Stadt, umgeben von Mauern (wobei man einen perspektivischen Ver-
such feststellen kann); vor diesen wird ein Kahn als Mittel gebraucht, um die Illusion der Auf-
seite bilden kein architektonisches System: sie sind als Flächendekoration gedacht, gleichwie die
Fresken Giottos in der Arena-Kapelle zu Padua. Die Vorherrschaft des malerischen Prinzips, die
an den Reliefs trotz starker Restaurierung noch deutlich wahrzunehmen ist, tritt zu der allgemeinen
dekorativen Tendenz hinzu. Die sechzehn Reliefs enthalten einzeln je eine Szene aus dem Leben
Fig. 104. Devotionsrelief (1349).
Venedig, Vorhof der Scuola di S. Giovanni Evangelista.
des Guido Tarlati. Die Erzählung geht bis ins Kleinliche: deutlich sickert hier der novellistische
Charakter, die Freude am Erzählen des Toskaners durch. Während aber Andrea die Figuren seiner
Darstellungen auf das Notwendigste reduziert und sich für den landschaftlichen Hintergrund jener
steilen Felsen bedient, die hie und da ein Bäumchen tragen und die für Giotto und für dessen
direkte Schule typisch sind, tritt uns hier eine neue, fortgeschrittene Raumauffassung und eine neue
Bedeutung der Figuren im Räume entgegen. Man betrachte das Relief mit der «Waffentat von
Rondine»: Unter einem Zelte rechts der Befehlshaber mit seinen bewaffneten Soldaten, die bereit
zum Angriff stehen; links die Stadt, umgeben von Mauern (wobei man einen perspektivischen Ver-
such feststellen kann); vor diesen wird ein Kahn als Mittel gebraucht, um die Illusion der Auf-