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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 33.1916

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I. Theil: Abhandlungen
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Planiscig, Leo: Geschichte der venezianischen Skulptur im XIV. Jahrhundert
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https://doi.org/10.11588/diglit.6168#0166
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X ^ 8 I-c0 Planiscig.

Sarkophagen der fünfziger Jahre. Auch der Thron und dessen Dekorierung erinnert an Werke
dieser Zeit. Die Figuren roh und unbeholfen: der Madonnentypus gehört noch den vierziger
Jahren an.

b) Relief mit Christus als Schmerzensmann; Schloß Liechtenstein bei Mödling
(Fig. 107). Haar- und Bartbehandlung ähnlich der am vorhergehenden Relief. Eine in vielen Be-
ziehungen ähnliche Darstellung im Museo archeologico zu Mailand.1 Diese steht aber noch stark

unter toskanisch-sienesischem Ein-
fluß, während unser Stück deut-
lich den Charakter einer vene-
zianischen Werkstattkunst trägt.
Vielleicht haben lombardische
Bildhauer an Werken dieser Art
in Venedig gearbeitet. Ihre Tä-
tigkeit an stilistisch gleichwerti-
gen Beispielen der Terra ferma
ist dokumentarisch überliefert.
Man vergleiche schließlich den
hl. Johannes auf dem Estensi-
schen Relief (Taf. XVII) mit
unserer Figur: die stilistischen
Merkmale sind dieselben, nur
daß hier der Qualitätsgrad em
tieferer ist.

c) Devotionsrelief mit
dem heiligen Matthäus aus
dem Jahre i36i;Venedig, Sem i-
nario patriarcale2 (Fig. 108).
In der Faltengebung der Ge-
wänder bereits fortgeschritten,
hingegen in der Kopfbehandlung
zurückgeblieben. Diese erinnert
Fig. 112. Tympanonrelief. an die Figuren des Francesco

Venedig, Sant'Andrea alla Zirada. Dandolo - Sarkophags aus dem

Jahre i33g: geschlitzte Augen

und strähnenförmige Haare. Die knienden Figuren zu Füßen des Heiligen gehören mit den Mön-
chen der vorher besprochenen Devotionsreliefs zu einer Gruppe.

d) Großes Devotionsrelief an der Abbazia della Misericordia zu Venedig3 (Fig. 109).
Die Architektur weist auf die zweite Trecentohälfte hin. Die Schutzmantelmadonna hat noch den
strengen Typus der vierziger Jahre. Die Fältelung ihrer Gewänder ist jedoch schematisch und banal.
Die ihr zu Füßen knienden Ordensbrüder sind uns schon von den zwei Scuole-Reliefs her be-
kannt. Stilistisch besser sind die zwei Johannesgestalten: links der Täufer, rechts der Evangelist;
sie gehören aber gleichfalls den vierziger Jahren an. Die zwei leuchtertragenden Engel zur Seite des
großen oberen Bogens erweisen sich als spätere Zutaten, sie sind erst im XV. Jahrhundert ent-
standen.

1 Abb. bei Venturi a. a. O. IV, p. 469.

• Trägt folgende Inschrift: M • III ■ LXI • DI- XV- DAVRIL • FO • TOLTA • LA - SCVOLA • DEL ■ GLORIOSO-
APOSTOLO- MISSIER- SCO - MATIA ■ DE SEN • SALVADOR - E FOREDVTA • IN GLESIA • DE SEN • BORTOLAMIO •
OCK- SEMP • DIE - DVRAR- COMO P. CARTE - APAR-; Moschini a. a. O., p. 91; Guida etc. del Sem. patr., p. 58, Nr. 24.

3 Selvatico, Süll' architettura etc. a. a. O., p. 137; Gabelentz a. a. O., S. 229.
 
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