Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 33.1916

DOI Heft:
I. Theil: Abhandlungen
DOI Artikel:
Planiscig, Leo: Geschichte der venezianischen Skulptur im XIV. Jahrhundert
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.6168#0173
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Geschichte der venezianischen Skulptur im XIV. Jahrhundert. 165

Die stilistische Verwandtschaft der Figur des Seminario patriarcale mit gleichzeitigen fran-
zösischen, namentlich der sogenannten Pariser Schule entstammenden Madonnenstatuen, aus deren
Menge hier nur die eine herausgegriffen 'wurde, ist so einleuchtend, daß man ernstlich daran
denken könnte, sie sei überhaupt nicht ein venezianisches Werk, sondern irgendwann durch irgend-
welche Umstände, wie so vieles Andere, in die Lagunenstadt gebracht worden. Diese Annahme

Fig. 119. Madonna mit dem Kinde.
Wien, Estensische Samminngen.

wäre berechtigt, wenn nicht andere Beispiele, zum Teile mit der Architektur verbunden, — also
mit Bestimmtheit auf venezianischem Boden entstanden — von der neuen Einflußwelle zeugen
würden. Zwar mengen sich in diesen Beispielen stark einheimische Elemente mit den importierten
französischen; ohne die Kenntnis von Werken, die auf gleicher Stilstufe mit unserer Madonna
stehen, sind sie aber in der Entwicklung nicht denkbar. Man vergleiche unsere Figur mit der
vorher erwähnten Madonna des Griphalcono - Sarkophags und die gemeinsame venezianische
Herkunft dieser unter französischem Einfluß stehenden Werke wird um so deutlicher hervor-
treten.

Zu dieser Gruppe von Skulpturen gehört unbedingt auch eine in einer Nische thronende
Madonna mit dem Kinde (wahrscheinlich ein Andachtsrelief, einst an einem Hause eingemauert),
 
Annotationen