Leo Planiscig.
dont les tombeaux sont ranges dans les eglises toscanes et napolitaines. Ce motif que quelque
sculpteur siennois ou florentin a du faire connattre ä Venise y reste isole (?!)». Nach einer solchen
Behauptung (wahrscheinlich liegt eine Verwechslung der Monumente vor) wird man schwerlich
geneigt sein, einer stilistischen Analyse desselben Werkes Glauben zu schenken, auch dann nicht,
wenn sie in ihren Grundzügen richtig ist. Aber gerade in diesem Falle wissen wir nicht, wie weit
Bertaux von den Ansichten Venturis beeinflußt ist und ob nicht das Ergebnis seiner Untersuchung
eine gemilderte Auflage der zu schroffen und unvermittelten Behauptung Venturis ist. Er sagt:
«On peut attribuer ä un Toscan la statue de la Vierge placee au-dessus du sarcophage de Marco
Cornaro: eile a la draperie et le sourire de la Vierge de Nino Pisano
ä Santa Maria Novella. Mais la plupart des tombeaux de Doges sculp-
tes au XIVe siecle et de tombeaux venitiens de ce temps sont des
oeuvres toutes venitiennes.» Unter der Voraussetzung, daß Bertaux da-
mit wirklich die Skulpturen unseres Grabmonumentes meint, werden
wir auch seine Ansicht über den Einfluß Ninos auf venezianische
Werke naher zu untersuchen haben.
Außer Bertaux, der eine Art Kompromißstellung zwischen Gabe-
lentz und Venturi einnimmt, hat noch Bouchaud, das erste und ein-
zige Mal in dem dem Trecento gewidmeten Kapitel seiner Sculpture
venitienne, eine eigene Meinung ausgesprochen:1 «Somme-nous ici en
presence d'une oeuvre des Massegne et de Nino Pisano comme on l'a
pretcndu parfois? La question est difficile ä resoudre (?!) faute de
preuves et de documents, Mais une chose incontestable, c'est l'in-
fluence dans ce mausulee d'Andrea Pisano.»
Wir wollen diesen Unsinn unbeachtet lassen und zu der Be-
hauptung Venturis übergehen. Unvermittelt, als ob es sich um eine
allgemein bekannte und dokumentarisch erwiesene Tatsache handelte,
teilt uns Venturi mit, daß «verso il i368 Nino Pisano fu a Venezia
o vi mandö le statue per il monumento al Doge Marco Cornaro. Si
puö pensare ch' egli le mandasse dalla sua cittä, non corrispondendo
la decorazione gotica al carattere sottile ed elegante ch'essa aveva assunto
a Pisa, bensi al piü ricco e pieno, sfoggiato a Venezia». Den merkwür-
Fig. 126. Madonnenstatuette. digen Aufbau, die Trennung zwischen Paradebett und Altar, erklärt
Bornei, Kirche. Venturi folgendermaßen: «questa forma e insolita nell'arte toscana, tanto
da far supporre che Nino Pisano fosse invitato a eseguire le statue se-
condo un disegno composto a Venezia, oppure che non avendo egli condotto a termine il
lavoro, qualche artefice veneziano lo conduecsse in sua vece.» Die liegende Figur des Toten
entspricht nach Venturi nicht der Kunst Ninos. Die Zuschreibung bezieht sich also nur auf die
Figuren des Altaraufbaues und wird durch folgendes Vergleichsmaterial begründet:
1. Madonna mit dem Kinde in der Mittelnische — Madonna Ninos in S. M. Novella zu
Florenz.
2. Hl. Petrus — Petrusfigur an S. Maria della Spina zu Pisa.
3. Zwei Engel, Leuchter tragend —■ Engel des Saltarelli-Grabdenkmales zu Pisa.
4. Hl. Paulus — etwas Neues in der Kunst Ninos. Nur die Gewandbehandlung erinnert an
jene der Madonna, die einst an der Kirche S. Maria della Spina zu Pisa aufgestellt war.
Was zunächst die Zuschreibung Venturis als solche betrifft, ist es bei einer Kunst, die wie jene
des Nino Pisano um die Mitte des Trecento die «offizielle» in der Toskana war, sich daher einer
stilistischen Verallgemeinerung auch außerhalb der Person dieses Künstlers erfreute, schwer, eigen-
1 Bouchaud a. a. O., p. 55.
dont les tombeaux sont ranges dans les eglises toscanes et napolitaines. Ce motif que quelque
sculpteur siennois ou florentin a du faire connattre ä Venise y reste isole (?!)». Nach einer solchen
Behauptung (wahrscheinlich liegt eine Verwechslung der Monumente vor) wird man schwerlich
geneigt sein, einer stilistischen Analyse desselben Werkes Glauben zu schenken, auch dann nicht,
wenn sie in ihren Grundzügen richtig ist. Aber gerade in diesem Falle wissen wir nicht, wie weit
Bertaux von den Ansichten Venturis beeinflußt ist und ob nicht das Ergebnis seiner Untersuchung
eine gemilderte Auflage der zu schroffen und unvermittelten Behauptung Venturis ist. Er sagt:
«On peut attribuer ä un Toscan la statue de la Vierge placee au-dessus du sarcophage de Marco
Cornaro: eile a la draperie et le sourire de la Vierge de Nino Pisano
ä Santa Maria Novella. Mais la plupart des tombeaux de Doges sculp-
tes au XIVe siecle et de tombeaux venitiens de ce temps sont des
oeuvres toutes venitiennes.» Unter der Voraussetzung, daß Bertaux da-
mit wirklich die Skulpturen unseres Grabmonumentes meint, werden
wir auch seine Ansicht über den Einfluß Ninos auf venezianische
Werke naher zu untersuchen haben.
Außer Bertaux, der eine Art Kompromißstellung zwischen Gabe-
lentz und Venturi einnimmt, hat noch Bouchaud, das erste und ein-
zige Mal in dem dem Trecento gewidmeten Kapitel seiner Sculpture
venitienne, eine eigene Meinung ausgesprochen:1 «Somme-nous ici en
presence d'une oeuvre des Massegne et de Nino Pisano comme on l'a
pretcndu parfois? La question est difficile ä resoudre (?!) faute de
preuves et de documents, Mais une chose incontestable, c'est l'in-
fluence dans ce mausulee d'Andrea Pisano.»
Wir wollen diesen Unsinn unbeachtet lassen und zu der Be-
hauptung Venturis übergehen. Unvermittelt, als ob es sich um eine
allgemein bekannte und dokumentarisch erwiesene Tatsache handelte,
teilt uns Venturi mit, daß «verso il i368 Nino Pisano fu a Venezia
o vi mandö le statue per il monumento al Doge Marco Cornaro. Si
puö pensare ch' egli le mandasse dalla sua cittä, non corrispondendo
la decorazione gotica al carattere sottile ed elegante ch'essa aveva assunto
a Pisa, bensi al piü ricco e pieno, sfoggiato a Venezia». Den merkwür-
Fig. 126. Madonnenstatuette. digen Aufbau, die Trennung zwischen Paradebett und Altar, erklärt
Bornei, Kirche. Venturi folgendermaßen: «questa forma e insolita nell'arte toscana, tanto
da far supporre che Nino Pisano fosse invitato a eseguire le statue se-
condo un disegno composto a Venezia, oppure che non avendo egli condotto a termine il
lavoro, qualche artefice veneziano lo conduecsse in sua vece.» Die liegende Figur des Toten
entspricht nach Venturi nicht der Kunst Ninos. Die Zuschreibung bezieht sich also nur auf die
Figuren des Altaraufbaues und wird durch folgendes Vergleichsmaterial begründet:
1. Madonna mit dem Kinde in der Mittelnische — Madonna Ninos in S. M. Novella zu
Florenz.
2. Hl. Petrus — Petrusfigur an S. Maria della Spina zu Pisa.
3. Zwei Engel, Leuchter tragend —■ Engel des Saltarelli-Grabdenkmales zu Pisa.
4. Hl. Paulus — etwas Neues in der Kunst Ninos. Nur die Gewandbehandlung erinnert an
jene der Madonna, die einst an der Kirche S. Maria della Spina zu Pisa aufgestellt war.
Was zunächst die Zuschreibung Venturis als solche betrifft, ist es bei einer Kunst, die wie jene
des Nino Pisano um die Mitte des Trecento die «offizielle» in der Toskana war, sich daher einer
stilistischen Verallgemeinerung auch außerhalb der Person dieses Künstlers erfreute, schwer, eigen-
1 Bouchaud a. a. O., p. 55.