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Rudolf Arthur Peltzer.
so daß sie, wenn auch aus Venedig stammend, ihm doch nicht mit Sicherheit zugeschrieben
werden kann.
In S. Bartolomeo befanden sich ehedem noch zwei weitere, wohl kleine Bilder von Rotten-
hammer, die für eine deutsche Brüderschaft, vielleicht die der Bäcker, gemalt waren; auf dem einen
sah man die Mitglieder dieser Brüderschaft unter dem Schutze der Mutter Gottes dargestellt.1
Aufträge für große Kirchen-
bilder scheint Rottenhammer nur
selten erhalten zu haben. Ridolfi
erwähnt noch ein heute ver-
schwundenes Martyrium der hei-
ligen Febronia in der Kirche degli
Incurabili, das später Martin de
Voß zugeschrieben wurde. In der
zerstörten Kirche zu Ruä bei
Padua befand sich ein in Venedig
signiertes Bild aus dem Jahre
1601.2 Daß Rottenhammer aber
neben den zahllosen Kupferbil-
dern auch Leinwandbilder großen
Formats gemalt hat, beweist unter
anderem die große Darstellung
der Minerva mit den Musen
aus dem Jahre i6o3 bei Herrn
von Lieben in Wien (Taf. XXXIV),
die in dem Oeuvre des Meisters
einen wichtigen Platz einnimmt
und uns noch beschäftigen wird.
Rottenhammers wachsendes
Ansehen führte ihm auch Schü-
ler und Gehilfen zu. Kein
Geringerer als der später in Rom
so gefeierte deutsche Maler Adam
Elsheimer ist als sein Schüler
oder richtiger wohl Gehilfe be-
glaubigt. Denn unter dem von
Wenzel Hollar gestochenen Por-
trät Elsheimers, das 164g von Meyssens in seinem Porträtwerk veröffentlicht wurde, findet sich die
Bemerkung: «faisoit son aprentisage ä Venise chez Johannes Rottenhammer».3 Elsheimers Aufenthalt
in Venedig muß in die Zeit zwischen 1598 und 1600 fallen. Nach Weizsäckers annehmbarer Ver-
mutung wäre er in München, wo er vorher gewesen sein muß, auf Rottenhammer hingewiesen
worden. Inwieweit ein künstlerischer Zusammenhang zwischen den beiden Meistern besteht, wird
Fig.
Rottenhammer, Venus und Amor, Zeichnung.
Frankfurt, Stadeisches Kunstinstitut.
1 Verz. II, Nr. 6. 2 Verz. II, Nr. 4.
3 In den späteren Abdrücken bei de Bie sind diese Worte dahin verändert: «ä Francfort chez Philippe Oudenbach» :
Bode, Adam Elsheimer, Studien zur Geschichte der holländischen Malerei, Braunschweig 1883, S. 240. Schon Bode hat
einen vorübergehenden F^influß Rottenhammers auf Elsheimer und einen kurzen Aufenthalt des letzteren in dessen Atelier zu
Venedig für keineswegs unwahrscheinlich erklärt: a. a. O., S. 240; vgl. 251 ff. u. 261 ff. Der neueste Biograph Elsheimers,
H. Weizsäcker, nimmt diesen Aufenthalt als sicher an. Die beste Beglaubigung ist ihm, laut einer mir freundlicherweise
gemachten schriftlichen Mitteilung, der stilistische Zusammenhang der Kunst Rottenhammers mit einigen Jngendwerken Els-
heimers; vgl. Weizsäcker, Elsheimers Lehr- und Wanderzeit in Deutschland: Jahrbuch der königl. preuß. Kunstsammlungen,
Bd. XXXI (1910), S. 180. — Vgl. auch Woermann, Geschichte der Kunst, Bd. III, Wien und Leipzig 1911, S. 414.
Rudolf Arthur Peltzer.
so daß sie, wenn auch aus Venedig stammend, ihm doch nicht mit Sicherheit zugeschrieben
werden kann.
In S. Bartolomeo befanden sich ehedem noch zwei weitere, wohl kleine Bilder von Rotten-
hammer, die für eine deutsche Brüderschaft, vielleicht die der Bäcker, gemalt waren; auf dem einen
sah man die Mitglieder dieser Brüderschaft unter dem Schutze der Mutter Gottes dargestellt.1
Aufträge für große Kirchen-
bilder scheint Rottenhammer nur
selten erhalten zu haben. Ridolfi
erwähnt noch ein heute ver-
schwundenes Martyrium der hei-
ligen Febronia in der Kirche degli
Incurabili, das später Martin de
Voß zugeschrieben wurde. In der
zerstörten Kirche zu Ruä bei
Padua befand sich ein in Venedig
signiertes Bild aus dem Jahre
1601.2 Daß Rottenhammer aber
neben den zahllosen Kupferbil-
dern auch Leinwandbilder großen
Formats gemalt hat, beweist unter
anderem die große Darstellung
der Minerva mit den Musen
aus dem Jahre i6o3 bei Herrn
von Lieben in Wien (Taf. XXXIV),
die in dem Oeuvre des Meisters
einen wichtigen Platz einnimmt
und uns noch beschäftigen wird.
Rottenhammers wachsendes
Ansehen führte ihm auch Schü-
ler und Gehilfen zu. Kein
Geringerer als der später in Rom
so gefeierte deutsche Maler Adam
Elsheimer ist als sein Schüler
oder richtiger wohl Gehilfe be-
glaubigt. Denn unter dem von
Wenzel Hollar gestochenen Por-
trät Elsheimers, das 164g von Meyssens in seinem Porträtwerk veröffentlicht wurde, findet sich die
Bemerkung: «faisoit son aprentisage ä Venise chez Johannes Rottenhammer».3 Elsheimers Aufenthalt
in Venedig muß in die Zeit zwischen 1598 und 1600 fallen. Nach Weizsäckers annehmbarer Ver-
mutung wäre er in München, wo er vorher gewesen sein muß, auf Rottenhammer hingewiesen
worden. Inwieweit ein künstlerischer Zusammenhang zwischen den beiden Meistern besteht, wird
Fig.
Rottenhammer, Venus und Amor, Zeichnung.
Frankfurt, Stadeisches Kunstinstitut.
1 Verz. II, Nr. 6. 2 Verz. II, Nr. 4.
3 In den späteren Abdrücken bei de Bie sind diese Worte dahin verändert: «ä Francfort chez Philippe Oudenbach» :
Bode, Adam Elsheimer, Studien zur Geschichte der holländischen Malerei, Braunschweig 1883, S. 240. Schon Bode hat
einen vorübergehenden F^influß Rottenhammers auf Elsheimer und einen kurzen Aufenthalt des letzteren in dessen Atelier zu
Venedig für keineswegs unwahrscheinlich erklärt: a. a. O., S. 240; vgl. 251 ff. u. 261 ff. Der neueste Biograph Elsheimers,
H. Weizsäcker, nimmt diesen Aufenthalt als sicher an. Die beste Beglaubigung ist ihm, laut einer mir freundlicherweise
gemachten schriftlichen Mitteilung, der stilistische Zusammenhang der Kunst Rottenhammers mit einigen Jngendwerken Els-
heimers; vgl. Weizsäcker, Elsheimers Lehr- und Wanderzeit in Deutschland: Jahrbuch der königl. preuß. Kunstsammlungen,
Bd. XXXI (1910), S. 180. — Vgl. auch Woermann, Geschichte der Kunst, Bd. III, Wien und Leipzig 1911, S. 414.