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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Editor]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 33.1916

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I. Theil: Abhandlungen
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Peltzer, Rudolf Arthur: Hans Rottenhammer
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https://doi.org/10.11588/diglit.6168#0330
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3i8

Rudolf Arthur Peltzer.

lagen für Stiche 1 häufig vorkommen, ist der Schluß gestattet, daß auch die Zeitgenossen für diese
anmutigen Früchte der Kunst Rottenhammers eine besondere Vorliebe gehabt haben müssen.

Das landschaftliche Stimmungselement ist in solchen Werken zuweilen so stark betont, daß
die Figuren fast wie eine bloße Staffage wirken, so bei der Heiligen Familie der Pinakothek
(Fig. 6), die jedenfalls noch in die venezianische Zeit gehört, und mehr noch bei den zwei überein-
stimmenden kleinen Darstellungen in Wien (Fig. 7) und im Haag. Hier müssen wir allerdings die
Beteiligung Johann Brueghels alter Uberlieferung gemäß annehmen, eine Frage, die noch im Zu-
sammenhange zu besprechen sein wird. Eine von Hendrick van der Borcht gestochene Komposition
in Längsformat (Fig. 8) zeigt die Szene ganz genremäßig aufgefaßt. Maria ist von den Anstrengun-

Fig. i3. Rottenhammer, Darstellung Christi im Tempel, Zeichnung.
London, British Museum.

gen der Reise ermüdet eingeschlafen; sie liegt ausgestreckt schlummernd auf dem Boden, während
das Kind an ihrer Brust hängt. Rechts aber bereitet Josef unter Mitwirkung vieler geschäftiger
kleiner Engel die frugale Mahlzeit. Der Vorgang spielt sich in einer weiten Campagnalandschaft ab.

Das Thema der Anbetung der Hirten ist durch das Schleißheimer Bild aus dem Jahre 1605
vertreten, dessen Färbung infolge schlechter Erhaltung unangenehm bunt erscheint. Eine andere,
gleichfalls in Venedig gemalte Anbetung mit einem hübschen Engelchor in den Lüften hat L. Kilian
1601 gestochen.

Wenn Rottenhammer so die liebliche Anmut nackter Kinderkörper oder heranwachsender
Engel schildern kann, die sich in einem glücklichen Paradiese tummeln, wie auf dem gemeinsam
mit Brueghel für den Kardinal Borromeo gemalten schönen Bildchen der Ambrosiana (Fig. 9),
befindet er sich ganz in seinem Element. Derartige reine Existenzbilder mit wenigen Figuren,
wie die besprochenen, gelingen ihm am besten. Wir rechnen hierzu auch Vorstellungen wie die
von Crispin de Passe gestochene «Christus und die Samariterin am Brunnen» (Fig. 10), eine ge-

1 Verz. V, Nr. 4, 17, 20, 3o, 32, 34, 41, 44 und 45.
 
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