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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 33.1916

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I. Theil: Abhandlungen
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Peltzer, Rudolf Arthur: Hans Rottenhammer
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https://doi.org/10.11588/diglit.6168#0344
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332

Rudolf Arthur Peltzer.

deutlich zu erkennen, daß die Felsen rechts bereits vollständig fertig gemalt waren, bevor die Wol-
ken mit den Göttergestalten darüber gelegt wurden. Auch auf der andern Darstellung in Cassel
scheint uns ein merkwürdig krasser Gegensatz zwischen der Landschaft, die hier als ausgetrocknetes
graugelbes Terrain gegeben ist, und den bunten Farben der Gewänder vorhanden.

Was Brueghel betrifft, so wird bereits im Jahre 1599 ein Frauenbild von Rottenhammer er-
wähnt, zu dem er die Landschaft gemalt hatte. Der meist gut unterrichtete Utrechter Kanoniker

Buschelius sah es in Köln in der
Sammlung des Johann Meerman.1
Und weiter beschreibt der Kardinal
Borromeo, der Gönner Brueghels, in
dem 1618 verfaßten Stiftungsbriefe
der Ambrosiana jenes heute noch
dort befindliche, unter dem Namen
«Cestella» bekannte Bild (Fig. 9) aus-
drücklich als eine gemeinsame Arbeit
Brueghels und Rottenhammers.2 In
diesem Falle dürfte das Zusammen-
arbeiten der beiden urkundlich wie
stilkritisch unanfechtbar sein. Nach
den bereits genannten Untersuchun-
gen Crivellis erscheint es im höchsten
Grade wahrscheinlich, daß der Kar-
dinal derartige gemeinsame Arbeiten,
bei denen jeder der beiden Künstler
sein Bestes geben mußte, direkt be-
stellt hat. Die Winterlandschaft
mit einer Engelglorie in der Ambro-
siana gehört wohl auch in diese Kate-
gorie. Wir besitzen einen Brief Brue-
ghels an seinen Gönner aus dem Jahre
1605, in dem es heißt, er erwarte die
Bilder, die der Kardinal senden wolle,
um sie mit Landschaften und anderen
Dingen den Figuren entsprechend
auszufüllen.3 Die in Mailand oder
etwa in Venedig angefangenen Kupfer-
bildchen gingen also zur Vollendung nach Antwerpen in Brueghels Atelier und von dort wieder
zurück nach Mailand. Gewiß eine merkwürdige Entstehungsgeschichte! Ziemlich sichere gemein-
same Arbeiten scheinen mir auch das «I. BRVEGHEL 1597» signierte Bildchen im Haag «Christus
in der Unterwelt» und die drei sehr kleinen Landschaften mit der Ruhe auf der Flucht in Wien
(Fig. 7), Haag und Schleißheim zu sein.

Die miniaturartige Landschaftsmalerei der Rottenhammer, Brueghel und Brill sollte ihre höchste
künstlerische Form erst durch den «Römischen Maler deutscher Nation», Adam Elsheimer, er-

1 Siehe Verz. II, Nr. 2. — In dem Katalog der Sammlung Museiii in Verona von 1662 werden zwei Bilder Rottenham-
mers mit Landschaften von Brueghel genannt: Verz. II, Nr. 12. Ein Gemälde «con ornamenti di Rottonamer» führt auch das
Inventar des Herzogs Karl II. von Mantua aus dem Jahre 1665 an. — Es sei hier darauf hingewiesen, daß J. Brueghel
wiederholt in Deutschland weilte; so war er 1616 und 1618 in Nürnberg.

3 Verz. I, Nr. 39.

3 «Fra tanto io staro aspettando gli quadri de Vostra Signoria Illustrissima per ornare de paiesi et altri cosi seconde
l'istori delli figuri»: Crivelli, a. a. 0. p. 50.

Fig. 26.

Rottenhammer, Flucht nach Ägypten.
Prag, Galerie Nostitz.
 
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