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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 33.1916

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I. Theil: Abhandlungen
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Fröhlich-Bum, Lili: Einige unbekannte Werke des Andrea Schiavone: Nachtrag zu dem Aufsatz "Andrea Meldolla, genannt Schiavone" im XXXI. Bande dieses Jahrbuches
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https://doi.org/10.11588/diglit.6168#0380
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368

Lili Fröhlich-Bum.

er die Madonna nach vorne, gegen den Leichnam Christi, sinken läßt. Die Zeichnung vergröbert
Parmigianinos Zartheit in der Ausführung, doch schafft sie mehr Raumtiefe und wirkt malerischer,
indem sie den Sarg schief zur Bildebene stellt und die Köpfe als lichte Flecke aus dem Hinter-
grunde hervortreten läßt. Die Veränderungen zwischen Vorbild und Nachempfindung zeigte der
Vergleich der beiden Radierungen schon sehr anschaulich. Um so interessanter ist es nun, das
vermittelnde Glied, die Zeichnung, zu sehen, die fast Kopie und doch so frei gestaltet ist, daß
ihre Weiterbenützung eine Radierung ergab, an der nur noch die Komposition gleich ist, während

an Stelle der zeichnerischen Aus-
führung eine ganz malerische ge-
treten ist.

Die zweite Handzeichnung
Schiavones, die in den Uffizien
den Namen «Parmigianino» führt,
ist die Federskizze eines sitzen-
den, bärtigen Mannes, der das
Kinn in die Hand stützt (Fig. 2).1
Die Figur ist uns von Radierun-
gen des Schiavone her bekannt,
die stärksten Ähnlichkeiten zeigt
sie mit der Figur rechts vorne
auf der Radierung «Die Beschnei-
dung Christi» (Bartsch, Meldolla
Nr. 12; abgeb. a. a. O., S. 150,
Fig. 17); doch sind Arm- und
Beinstellungen verschieden. Dieses
Blatt ist mit flüchtigen, aber ener-
gischen Umrißlinien gezeichnet,
die manches nur sehr summarisch
andeuten. Obwohl der Kopf, die
Hände, die Schultern und das
rechte Bein mit wenigen Strichen
von außerordentlicher Qualität
deutlich gemacht sind, ist der
Fig. 2. Schiavone, Skizze. Leib und das linke Bein im un-

Fiorenz, uffizien. klaren geblieben. Technisch zeigt

diese Zeichnung die stärkste Über-
einstimmung mit einer Zeichnung Schiavones im Louvre (abgeb. a. a. O., S. 167, Fig. 41).

In der Sammlung des Stadtrates Zatzka-Wien finden sich drei Handzeichnungen unseres
Künstlers. Als erste sei die genaue Vorzeichnung zu der Meldolla-Radierung (Bartsch 3) «Moses
und der brennende Dornbusch» abgebildet (Fig. 3 ).2 Der Vergleich mit der Radierung (abgeb.
a. a. O., S. 151, Fig. 18) ergibt nur kleine Abweichungen in der Zeichnung der Häuser, einige
unbedeutende Veränderungen in der Raumverteilung links und die genauere Ausführung der
Flammen des Baumes rechts, der Tiere und Pflanzen — lauter Einzelheiten, die das Verhältnis
von Vorzeichnung und Ausführung deutlich illustrieren.

Die beiden anderen Zeichnungen dieser Sammlung befinden sich auf den beiden Seiten eines
Blattes und zeigen dieselbe weibliche Figur mit kleinen Varianten, so daß der Gedanke, die Um-

1 Nr. 9295, Feder, laviert, 16 : 18*8 cm.

2 Feder, i3-6 : 24 cm; einzelne Stellen wurden später nachgezogen.
 
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