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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 34.1918

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I. Teil: Abhandlungen
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Baldass, Ludwig: Die niederländische Landschaftsmalerei von Patinir bis Bruegel
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https://doi.org/10.11588/diglit.6169#0141
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Die niederländische Landschaftsmalerei von Patinir bis Bruegel.

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suchung des heiligen Antonius 1 einen starken Nachhall der Kunst des Hieronymus Bosch und eine
nahe Verwandtschaft mit gleichzeitigen Werken der holländischen Kunst. Undenkbar ohne Kenntnis
der führenden Levdener Meister ist vor allem das sehr reizvolle Eremitenbild der Liechtensteingalerie
(Fig. 14).2 Holländisch ist der enggefaßte Bildausschnitt und die auf Intimität eingestellte Gesamt-
lwirkung. Der oben vom Bildrand überschnittene Baumstamm findet sich in der niederländischen
Kunst zuerst in Kupferstichen des Lucas van Leyden, der das Motiv seinerseits wohl von Dürer über-
nommen hat. Die nächsten Parallelen zum Liechtensteinschen Gemälde sind aber erkennbar in
einigen reifen Werken des Cornelis Engebrechtsz, auf die die Kunst seines großen Schülers einen

Fig. 15. Cornelis Engebrechtsz, Die Verstoßung der Hagar.
Wien, Sammlung Auspitz.

rückwirkenden Einfluß ausgeübt hat, vor allem in dem kleinen Rundbild mit der Versuchung des
heiligen Antonius in Dresden3 und in der Verstoßung der Hagar, die aus der Versteigerung der
Sammlung Lippmann in den Besitz des Herrn Stephan von Auspitz in Wien gelangte (Fig. 15). Die
südniederländische Landschaftsmalerei vom Beginn des XVI. Jahrhunderts, wie sie uns in den reifen
Werken Gerard Davids und in den Gemälden Patinirs, Isenbrants, Jooses van Cleve entgegentritt,

1 Abgebildet bei Lafond, Hieronymus Bosch, Brüssel 1914. Ebenda auch eine Reproduktion des Stiches nach dem
Christophorusbilde.

2 Das Gemälde in der Liechtensteingalerie wird seit alter Zeit Lucas van Leyden zugeschrieben. Scheibler, der später
freilich von dieser Bestimmung abkam (siehe Repertorium 1904, S. 553), und Bode (Graphische Künste XVIII, S. 118) erklär-
ten das Bild für ein Werk des Herri met de Bles und erkannten so seinen vlämischen Ursprung. Das Eremitenbild und der
Holzschnitt von 1522 wurden öfters Engebrechtsz zugeschrieben, welchen Ansichten bereits Cohen in seinem Artikel «Enge-
brechtsz» im X. Hand von Thiemes Künstlerlexikon widersprach. Auch das Bild bei Baron Bissing wurde von Nasse
■ Münchner Jahrbuch VI [1911], S. 214) auf Dolbergs Vorschlag als Engebrechtsz publiziert.

3 Nr. 841. Photographie von Bruckmann.

ig*
 
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