Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 3.1889

DOI Heft:
Original-Beiträge
DOI Artikel:
Maschek, R.: Zur Retouche heliographisch erzeugter Kupferplatten
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44067#0087
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Zur Retouclie heliographisch erzeugter Kupferplatten.

71

Fällen, wo das zu reproducirende Original ein Druck ist, und
der Zwischenraum der Striche zur Erhöhung des Effectes mit
einem, wenn auch geringen Theil von Druckfarbe überzogen
ist, welcher wie Dunst erscheint und in der Platte infolge-
dessen nicht diejenige Tiefe besitzt, um anstandslos zu drucken,
muss schon ein ganz gewiegter Kupferstecher die Retouche
besorgen und dieser Arbeit mit Liebe obliegen. Ein mecha-
nisches Nachgehen solcher mangelhaften Parthien mit dem
Grabstichel ist hier nicht am Platze, es muss der Retoucheur
die Technik des Originales gut studiren und selbe nachzu-
ahmen in der Lage sein. Ich möchte diese Arbeit mit dem
Restauriren von Originalgemälden vergleichen, auch hier darf
der restaurirende Maler kein Dutzendmensch sein, sondern die
Befähigung besitzen, auf die Intentionen des Schöpfers des
Originales einzugehen um sie wiederzugeben. Die Retouche von
„Aetzplatten“ ist ungleich leichter und erfordert nur eine
virtuose Handhabung des Polirstahles, indem bei dieser Gattung
von Platten meist eine leichte „Vertonung« bemerkbar ist,
welche ich jedoch nicht als schädlich betrachte, weil infolge-
dessen die Tiefen sehr schwarz und saftig erscheinen, der
leichte Wasserton hingegen sehr leicht zu entfernen ist und
leicht die höchsten Lichter durch verständige Behandlung zu
erreichen sind, während die richtige leichte Verschmelzung
der Töne untereinander, mittels des Polirstahles viel weicher
vermittelt wird, als dies durch die reine Aetzung geschehen kann..
Ueberhaupt ist die gegenwärtig herrschende Ansicht
mancher Kupferstecher, welche glauben durch Uebernahme
und Durchführung von Betouche-Arbeiten auf heliographisch
erzeugte Platten, vom Künstlerstandpunkte herabzusteigen, eine
ganz irrige, denn wenn es auch keine schöpferische Arbeit
ist, welche sie hier vollbringen, so stellt selbe doch an den
Künstler alle jene Anforderungen, welche bei der Schaffung
eines Kunstwerkes Bedingung sind. Bekanntlich ist die Kupfer-
stecherkunst sowohl in Deutschland wie in Oesterreich nicht
in solcher Blüthe, dass sich die Aufträge häufen; es wäre
daher von Seite derjenigen, welche noch nicht als Künstler
sich einen illustren Namen erworben und am Gipfel der Kunst
angelangt sind, sondern noch bescheiden die Sprossen zu selbem
emporklimmen eine sehr dankbare und lohnende Aufgabe sich
der Retouche solcher Platten zu widmen. Es wäre damit allen
Betheiligten geholfen, indem nicht nur der Künstler Beschäfti-
gung und entsprechenden Lohn hierfür fände, auch der Ver-
leger käme in die Lage künstlerisch Durchbildetes auf den
Markt zu bringen und endlich resultirte sich für das kaufende
 
Annotationen