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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 3.1889

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Konody, A. M.: Photomechanische Reproduction und Verleger
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https://doi.org/10.11588/diglit.44067#0136
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Photomechanische Reproduction und Verleger.

lerisch schaffenden Hand, wird heute schon vor die photo-
graphische Camera citirt und muss sich die chemisch-mecha-
nische Behandlung und die tausendfache Wiedergabe auf der
Lichtdruckschnellpresse und Buchdruckerpresse gefallen lassen.
Was die Chromolithographie nur mit Talent und dem Auf-
gebote grossen Fleisses zu Wege bringt, bewältigt der Farben-
lichtdruck und die Photochromie (typographischer Farbendruck)
mit viel geringeren Mitteln spielend leicht und fördert dabei
in Zeichnung und Farbe viel getreuere Wiedergaben der farbigen
Originale.
Wir mögen uns dagegen sträuben wie wir wollen: Der
Kampf des künstlerischen Schaffens mit den Interessen der
Verleger ist zu Gunsten der Letzteren entschieden und die
billige Massenproduetion hat sich auch des Gebietes der ver-
vielfältigenden Kunst bemächtigt. Und nicht zum Schaden
des Allgemeinen. Die photomechanische Reproduction, welche
eine bisher ungeahnte Wohlfeilheit in der Herstellung der
mannigfachsten Publicationen gestattet, hat die reichen Schätze
gehoben, welche das Genie zweier Jahrtausende aufgehäuft.
Sonst waren diese Schätze der bildenden Kunst nur einem
kleinen, exclusiven Kreise zugänglich, jetzt sind dieselben
zum Gemeingute des Volkes geworden. In diesem Sinne hat
sich in den letzten Jahren der Horizont der Kunst gewaltig
erweitert und trotz des Realismus unserer Zeit zieht das Reich
des Schönen immer weitere Kreise. Man merkt es an Allem
und Jedem: Es sickert etwas von dem plastischen Geiste der
Antike und von dem Formenreichthum der Renaissance in die
bildsamen Schichten des Volkes!
Auf diesem Gebiete ist ein Fortschritt unverkennbar. Was
an Kunstpublicationen, an selbständigen und solchen in perio-
disch erscheinenden illustrirten Zeitschriften im Laufe des
letzten Dezenniums geleistet worden ist, entzieht sich jeder
Berechnung. Ein einziges Wiener Reproductions- Institut —
freilich das leistungsfähigste in Europa — hat innerhalb dieses
Zeitraumes weit über 100000 Druckcliches — meist Repro-
ductionen nach Werken alter und moderner Meister — nach
den europäischen Staaten versendet. Ueber die Production
der übrigen photomechanischen Reproductions-Anstalten, welche
der wachsende Bedarf der Verleger in den letzten Jahren her-
vorgerufen hat, liegen mir leider keine statistischen Daten vor.
Erwägt man, dass jedes dieser Cliehe's viele Tausendmal die
Buchdruckerpresse passirt, so lässt sich daraus ermessen, in
welch unzählbaren Millionen von Vervielfältigungen die Werke
der bildenden Kunst auf den Markt kommen. Dass diese
 
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