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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 3.1889

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Konody, A. M.: Photomechanische Reproduction und Verleger
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https://doi.org/10.11588/diglit.44067#0137

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Photomechanische JReproduction und Verleger.

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millionenfach ausgestreuten Samen vielfach auf fruchtbaren
Boden fallen und da zur reifen Frucht der Erkenntniss auf-
gehen, beweist die fortschrittliche Bildung in jenen Kreisen,
denen bis dahin die Kunst ein Buch mit siebenfach ver-
schlossenen Siegeln gewesen. Von den sonstigen wohlthätigen
Wirkungen, welche die photomechanische Reproduction auf
alle Zweige menschlichen Wissens und Könnens ausübt, will
ich gar nicht sprechen. Diese drängen sich dem aufmerk-
samen Beobachter von selbst auf.
Im Verborgenen lauert aber für die photomechanische
Reproduction eine Gefahr, das ist eben die Massenproduction,
die hastende und jagende Concurrenz der Verleger, sich die
Vortheile der neuen Methoden — vor Allem die Wohlfeilheit
— zu Nutze zu machen. So zurückhaltend und misstrauisch
sich die Herren Verleger Anfangs der photomechanischen
Reproduction gegenüber verhielten, so überschwänglich ver-
trauensvoll kommen sie ihr jetzt entgegen. Vor etwa 15 Jahren,
als die ersten Proben der Hochätzung nach Feder - und Kreide-
zeichnungen das Tageslicht erblickten, schüttelten die Herren
mitleidig die Köpfe und überliessen die offenbaren Vortheile
den Witzblättern, welche bis dahin für die Wiedergabe solcher
Zeichnungen zumeist die Lithographie in Anspruch nahmen.
Als dann einige Jahre später die Photographie in den Dienst
der Hochätzung trat und es ermöglichte jede Federzeichnung
auf beliebigem Papiere in allen gewünschten Reductionsver-
hältnissen getreu wiederzugeben, waren es die Künstler, welche
diese Neuerung in Schutz nahmen und sie als vorzügliches
Surrogat für den Facsimileschnitt den Verlegern erst warm
empfehlen mussten. Und doch lagen die Vortheile der neuen
Methode auf der Hand. Das umgekehrte Zeichnen auf Holz,
für jeden Künstler ein Gräuel, war erspart und der Verleger
hatte für die Aetzung kaum den dritten Theil dessen zu be-
zahlen, was ein mittelmässiger Schnitt kostete. Diese photo-
zinkographischen Reproductionen gaben zunächst die Anregung
zur Vervielfältigung von alten Holzschnitten, Stahl- und
Kupferstichen, alten Handschriften u. s. w. Damit begann jene
Aera von Publicationen, durch welche die kostbarsten, bis
dahin in Sammlungen vergrabenen Kunstschätze ans Tageslicht
gefördert und dem grossen Publikum zu mässigen Preisen zu-
gänglich gemacht wurden.
Ein weiterer Fortschritt in der Entwicklung der photo-
mechanischen Reproductions-Methoden datirt von derZeit ab,
da das sogenannte Raster- oder Schabpapier in Aufnahme
kam, welches dem modernen Tonschnitte arg mitspielte. Die
 
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