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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 3.1889

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Konody, A. M.: Photomechanische Reproduction und Verleger
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https://doi.org/10.11588/diglit.44067#0138

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Photomechanische Reproduction und Verleger.

richtige Behandlung dieses Papieres seitens der Künstler ge-
stattet auf photozinkographischem Wege eine Wiedergabe der
Zeichnungen, welche dem Tonholzschnitte auffallend nahe
kommt. Solche Zeichnungen auf Schabpapier verlangen aber
vom Künstler nicht nur eine vollständige Beherrschung der
technischen Mittel, sondern auch ein Verständniss für die Be-
dürfnisse und ein liebevolles Eingehen für die Eigenthümlich-
keit der photomechanischen Reproduction. Das ist aber nicht
Jedermann’s Sache. Das will geübt und lange geübt sein.
Indem die Herren Verleger die Herstellung von Illustrationen
dieser Art Kräften anvertrauten, welche ihrer Aufgabe nicht
gewachsen waren, erkaltete gar bald der Feuereifer, mit dem
sie sich auch dieses Zweiges der photomechanischen Repro-
duction bemächtigten. Dazu kam noch, dass Letztere gar bald
durch das sogenannte „Autotypische Verfahren“ auf der höchsten
Stufe ihrer Leistungsfähigkeit angelangt war. Dieses Ver-
fahren, welches die Möglichkeit bietet, den „Halbton“ auf der
Buchdruckerpresse zu drucken, also Tusch- und Gouache-
zeichnungen und hauptsächlich Photographien (nach Natur-
aufnahmen oder Kunstwerken) ohne jede Umzeichnung in
Druckcliches für die Schnellpresse zu verwandeln, hatte eine
geradezu epochemachende Bewegung im Verlagsgeschäfte zur
Folge. Eine wahre Sturmfluth von illustrirten Publicationen
ergoss sich über das Haupt der wissensdurstigen Menschheit!
Und diese Fluth ist noch lange nicht im Abnehmen — im
Gegentheil, sie steigt von Tag zu Tag.
Und darin — so absurd dies auch im ersten Augenblicke
erscheinen mag — erblicke ich die Gefahr für die photomecha-
nische Reproduction. Die Anforderungen, welche heute an
dieselbe gestellt werden, gehen schon weit über das Mass
ihres Könnens. Die Herren Verleger — Ausnahmen bekräf-
tigen die Regel — liefern in ihrer grossen Mehrheit den
Reproductionsanstalten ein Material, das vor einigen Jahren
noch kaum als flüchtige Skizzen für Illustrationen hätte gelten
können. Aus einigen verwischten Bleistiftslinien auf zerknüll-
tem Papiere, aus genial hingepinselten Tusch- oder Gouache-
flecken ohne Form und Zeichnung sollen wirkungsvolle, wo-
möglich den Holzschnitt überbietende Illustrationen werden;
von überexponirten, brandig copirten Photographien, in deren
unergründlichen Tiefen selbst das bewaffnete Auge nichts mehr
zu entdecken vermag oder von Lichtbildern so verschleiert
und verschwommen, dass oft schwer zu bestimmen ist, ob man
es mit einem im Mondschein wandelnden Liebespaare oder mit
einer Schafherde im Gewitterregen zu thun hat — verlangt
 
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